Diese Annahme stimmt allerdings nicht ganz, wie der Erfolg
der Minizyklen wie Andromeda, Odyssee oder Lemuria zeigt. Allerdings setzen
diese auf ein völlig anderes Konzept als die alte Taschenbuchreihe: in mehreren
Bänden wird ein fest umrissenes Themengebiet abgehandelt und zum Abschluss
gebracht. Außerdem sind die Romane so geschrieben, dass auch ein Leser, der die
über 2300 PR-Heftromane nicht kennt, mit der Geschichte zurecht kommen kann.
Der PAN-THAU-RA-Zyklus, der wie seine Vorgänger beim Heyne
Verlag erschien, setzt auf das gleiche Konzept, auch wenn man hier einige neue
Wege beschreiten wollte. Die Zahl wurde von sechs auf drei Bücher reduziert,
der Zyklus fand seine Veröffentlichung in der so genannten Premium-Reihe des
Verlags. Der erste Band von PAN-THAU-RA erschien im November 2005.
Der erste Roman des Zyklus, geschrieben von Frank Borsch,
wird in einer verschachtelten Handlung erzählt, die für einen PR-Roman etwas
untypisch ist. Die erste Handlungsebene schildert die Invasion der Loower auf
das ehemalige Sporenschiff aus der Sicht einer einfachen Soldatin, die mit
ihrer neunköpfigen Einheit in den Einsatz geht. Das Schiff soll um jeden Preis
erobert werden. Koste es, was es wolle. Millionen von Loowern starten eine
Invasion, die mehr wie ein radikaler Vernichtungskrieg wirkt. Die Bewohner der
PAN-THAU-RA, die so genannten „Flachaugen“ werden von den Invasoren ohne Gnade
ausgelöscht. Dabei ist es egal, ob es sich um Männer, Frauen oder Kinder
handelt. Für die Loower sind diese Lebewesen nicht mehr wert als lästige
Insekten. Bestärkt durch Drogen dringen die Invasoren weiter in das riesige
Raumschiff vor. Viele Tage verbringen sie mit Kämpfen, die die Soldaten
abstumpfen lassen. Auch An-Keyt, mit deren Augen wir den Krieg sehen, fällt der
Routine anheim. Mit Drogen und Sex lässt sie ihr Dasein bei der Truppe über
sich ergehen. Aber dies bringt nicht die ersehnte Ablenkung, nicht die ersehnte
Zerstreuung. Eines Abends, nachdem ihre Kollegen im Drogenrausch losgezogen
sind, um Flachaugen zu jagen, verlässt sie ihre Einheit, um sich etwas umzusehen.
Dabei läuft sie einem Flachauge über den Weg. Die Überraschung steckt so tief
in ihr, dass sie nicht in der Lage ist, sich zu wehren. Sie schaut in das
Mündungsfeld eines gegnerischen Energiestrahlers und schließt schon mit dem
Leben ab. Aber ihr Gegenüber verschont sie. Nachdenklich kehrt sie zu ihrer
Einheit zurück. Dort erfährt sie, dass ihre Kameraden ein Blutbad unter dem
Gegner angerichtet haben. Nach ihrer Begegnung ist allerdings für An-Keyt nicht
mehr alles so wie früher. Sie fragt sich, warum sie verschont wurde. Sie
hinterfragt den Sinn der Invasion, ob wirklich alles so ist, wie der Neundenker
und das Oberkommando sie glauben machen wollen.
Der zweite Handlungsstrang beschäftigt sich mit dem
Erscheinen einer Trümmerflotte im Gebiet der Praesepe-Koalition. Diese stellt
einen Zusammenschluss von Außenwelten dar, die in der LFT eingegliedert ist.
Ihre Hauptwelt ist Oxtorne, die auch einen großen Teil der
Raumschiffbesatzungen stellt. Nachdem Alarm gegeben worden ist, bricht ein
Kontingent von 500 Raumschiffen auf, um die Trümmerflotte abzufangen. Doch
bevor die Oxtorner einen Angriff starten können, taucht Perry Rhodan mit
einigen Schiffen auf. Mit der Befehlsgewalt, die er als Terranischer Resident
hat, kann er gerade noch das Schlimmste verhindern. Gleichzeitig beginnen die
Schiffe der Trümmerflotte damit, sich gegenseitig zu beschießen und zu
vernichten. Ein Verhalten, das einige Fragen aufwirft. Einer der oxtornischen
Kreuzer dringt wider seinen Befehl in die Trümmerflotte ein und wird zusammengeschossen.
Nur mit Mühe kann daraufhin der Kommandant des Verbandes davon abgehalten
werden, mit aller Härte gegen die Fremden vorzugehen. Es stellt sich dabei
heraus, dass in der Galaxis ähnliche Flotten aufgetaucht sind, die sich ohne
Rücksicht auf Verluste gegenseitig angreifen. Als sich die Fremden auf einen
bewohnten Planeten zu bewegen, spitzt sich die Lage zu. Ein bewaffneter
Konflikt scheint nun unvermeidbar…
In der dritten Ebene der Handlung geht es um Yun, einen
Bewohner der Eiswelt Snowflake, deren Bevölkerung von den Oxtornern
genmanipuliert wurde, damit sie sich ihrer Umgebung besser anpassen kann.
Flake, wie sie die Bewohner nennen, ist jene Welt, die in den Kampfbereich der
Trümmerflotte gerät. Yun erzählt seine Geschichte so, wie sein Schnabel
gewachsen ist, gibt aber dabei Einblicke in das Leben auf der Eiswelt, die
wichtig für den weiteren Handlungsverlauf sind. Zusammen mit dem terranischen
Wissenschaftler Shon macht er sich auf die Suche nach den Ureinwohnern von
Flake, die Tring genannt werden. Unter den Kolonisten gelten diese Wesen als
Sonderlinge, doch es stellt sich heraus, dass es hinter ihrem Verhalten einen
tieferen Plan gibt. Doch bevor man der Lösung des Problems näher kommen kann,
wird Flake von den Trümmerschiffen angegriffen…
Frank Borschs verschachtelte Erzählweise wirkt auf den
ersten Blick nicht sehr attraktiv. Doch der Roman entfaltet sich langsam vor
den Augen des Lesers zu einem spannenden Werk, dem man sich nur schwer
entziehen kann. Beeindruckend sind die intensiven Zeichnungen der Charaktere.
Sie werden im Rahmen der Handlung beschrieben und werden dadurch greifbarer.
Fesselnd sind auch die Beschreibungen der oxtornischen Kultur, die zwar sehr
martialisch wirkt, aber dennoch einen großen Reiz besitzt. Allerdings weisen
die Umweltangepassten der Extremwelt teilweise Charaktereigenschaften auf, die
man von einem Volk aus einer bekannten SF-Fernsehserie erinnert. Das mag
oberflächlich nicht sehr originell wirken, wird aber vom Autor dann auf eine
Spitze getrieben, die die Oxtorner dann doch etwas intensiver macht. Sehr
eindrucksvoll geschrieben ist der Handlungsstrang um An-Keyt und ihre
loowerische Militäreinheit. Man schmeckt quasi die Atmosphäre, die die Fremden
atmen, auch wenn ihre Denkweise stellenweise doch etwas zu menschlich geraten
ist. Borsch zeigt mit seinem Buch allerdings auch, dass es nicht unbedingt eine
Handlung mit der Hauptfigur Perry Rhodan braucht, um einen interessanten
PR-Roman zu schreiben. Dabei achtet er darauf, nie zu spezifisch zu werden,
denn immerhin sollen ja auch Fans, die mit der laufenden Handlung nicht
vertraut sind, mit dem Werk zurechtkommen. Also ein rundherum lesenswerter
Roman mit einem großen Unterhaltungswert, dem man kleinere Fehler, wie etwa die
Behauptung, dass der „Goshun-See auf Terrania“ (Seite 208) liegt,
verzeiht. Sein Reiz geht vielmehr von einer spannenden, lesenswerten Handlung
aus.
Ein großer Vorteil an den Taschenbuchzyklen ist, dass man
auch als Leser, der sich nicht im Perryversum auskennt, seine Freude mit den
Romanen hat. Um den geneigten Leser etwas näher an die PR-Serie heranzubringen,
finden sich in allen Ausgaben Anhänge, die sich in Artikelform mit dem Phänomen
PERRY RHODAN auseinandersetzen. Rüdiger Schäfer versucht in seinem Beitrag Die
Welt ist bunt – Ein Streifzug durch das Perryversum ein stimmiges Bild des
PR-Kosmos zu zeichnen. Hierbei gibt er einen interessanten Überblick über die
Handlung der Serie ohne eine Sekunde langweilig zu wirken. Dabei liegt sein
Augenmerk auf den Ereignissen, die für den PAN-THAU-RA-Zyklus wichtig sind. Der
Artikel macht aber nicht nur einem Neuling Spaß, sondern bietet auch für den
geneigten Fan einiges Wissenswertes.
Wie schon weiter oben erwähnt, erschien der
PAN-THAU-RA-Zyklus im Rahmen der Premium-Reihe des Heyne Verlags. Die meist
etwas teureren Bücher glänzen oft mit einer schönen Ausstattung. Auch bei Die
Lebenskrieger wurde keine Ausnahme gemacht. Das grafisch sehr stimmige Cover
wurde von Oliver Scholl gestaltet, der vor über 20 Jahren als Risszeichner bei
der PR-Serie tätig war. So stammt beispielsweise die Risszeichnung der BASIS
aus PR-Heft 1100 aus seiner Feder. Seit Ende der 80er Jahre ist er auch als
Produktionsdesigner im Filmbereich tätig. Besonders hervorzuheben sind dabei
Roland Emmerichs Filme MOON 44, STARGATE und INDEPENDENCE DAY. Das Cover,
auf dem auch Kegelraumschiffe der Loower zu sehen sind, ist in einem warmen,
satten Goldton gehalten. Zusammen mit den Covern der beiden Folgebände ergibt
sich ein komplettes Bild von großem Reiz. Ebenfalls einen edlen Eindruck macht
der Schriftzug Perry Rhodan im Goldprägedruck. Ob dies alles den hohen Preis
von 12 Euro pro Band rechtfertigt, sei dahingestellt. Auf der anderen Seite
wurde der Zyklus auf eine Trilogie reduziert, deren einzelne Bücher etwas dicker
sind. Im Bücherregal machen sie neben den anderen Zyklen auf jeden Fall einen
sehr guten Eindruck, auch wenn sie etwas größer als ihre Vorgänger sind.
Insgesamt bietet der Auftakt des PAN-THAU-RA-Zyklus alles,
was sich ein PR-Fan von einem Roman aus der Serie verspricht. Durch das
Buchformat ist der Autor sogar in der Lage, die Geschichte intensiver zu
erzählen. Frank Borsch hat diese Chance sehr gut genutzt und so wird Die
Lebenskrieger zu einer rundherum gelungenen PR-Mischung.
Perry Rhodan: PAN-THAU-RA
Band 1
Die Lebenskrieger
von Frank Borsch
erschienen im
Heyne Verlag im November 2005
ISBN:
3-453-53213-9
Umfang: 528 Seiten
mit einem Anhang
von Rüdiger Schäfer
Die Rezension erschien erstmals im Perry Rhodan Jahrbuch 2005
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