„Eckhard Schwettmann zeigt
die faszinierende Welt des Perryversums“.
Schon lange war ein
umfassendes Werk über die größte Science Fiction-Serie der Welt angekündigt
worden, das aus der Feder von Eckhard Schwettmann, dem ehemaligen Marketingchef
der PR-Serie, stammen sollte. Als die obenstehende Ankündigung Mitte Oktober
2005 auf der PR-Homepage zu finden war, schien es fast so, als hätte das Buch
schon sehr reale Gestalt angenommen. Doch es sollte noch bis März 2006 dauern,
bis es erscheinen würde.
Schon die physischen
Dimensionen des Prachtbandes sind beeindruckend. Das rund 32 Zentimeter hohe
Buch versucht auf über 350 Seiten einen Überblick über das Perryversum in all
seinen Facetten zu geben. Schwettmann beginnt mit einem Überblick über die
Entstehung der internationalen SF im Einzelnen und der deutschen SF-Szene im
Besonderen, wobei das langjährige Massenphänomen Heftroman einen hohen
Stellenwert einnimmt. Danach folgt ein Blick auf PR und die Realität, die sich
gar nicht so großartig voneinander unterscheiden, denn Karl Herbert Scheer und
Walter Ernsting verrechneten sich mit der Prognose für die erste Mondlandung
nur um rund zwei Jahre. Allerdings haben Neil Armstrong und Buzz Aldrin kein
arkonidisches Forschungsschiff auf dem Erdtrabanten gefunden.
Jetzt geht Schwettmann
richtig ans Eingemachte, denn nun taucht er mit dem Leser in fünfundvierzig
Jahre Perryversum ein. Den Beginn machen die Begründer, die mit Karl Herbert
Scheer, Walter Ernsting und Kurt Bernhardt näher vorgestellt werden. Dabei
zeigt er auch einiges interessantes Hintergrundmaterial auf, wie etwa das
Original-Exposé des ersten Bandes. Um auch dem Leser von AllMächtiger! gerecht
zu werden, der die PR-Serie nicht kennt, widmet sich ein weiterer Teil der
komplexen Handlung, wobei man sich mit einem groben Überblick begnügt. Fast
dreitausend Jahre Geschichte der Zukunft lassen sich schwer auf rund fünfzehn
Seiten zusammenfassen. Einen weiteren hohen Stellenwert nehmen die Haupthelden
ein, die nun etwas intensiver vorgestellt werden.
Aufgeteilt nach den
verschiedenen Autorengenerationen sind nun die diversen Autoren der PR-Serie an
der Reihe, deren Schaffen gut geschildert wird und die auch teilweise selbst in
kleinen Interviews zu Wort kommen. Interessant dabei ist, dass Schwettmann auch
die in den letzten Jahren aufgetretenen Gastautoren nicht außer Acht lässt, wie
kurze Porträts von Gisbert Haefs, Titus Müller und Andreas Eschbach zeigen.
Ein sehr wichtiges Element
ist die visuelle Gestaltung des Perryversums, an der maßgeblich die
verschiedenen Titelbild- und Risszeichner beteiligt waren. Unbestritten hat der
unvergessene Johnny Bruck das Bild, das viele Fans von Perry und seinen
Freunden haben, mit seinen teilweise oft sehr dynamischen Bildern geprägt. Nach
seinem überraschenden Tod nahmen seine „Erben“ wie Alfred Kelsner, Swen
Papenbrock, Ralph Voltz, Oliver Johanndrees, Dirk Schultz und Oliver Scholl den
Faden auf, um Brucks Ideen weiter zu entwickeln, aber auch ihren ganz eigenen
Stil in die Serie einfließen zu lassen. Seit vielen Jahrzehnten sind auch die
Risszeichnungen nicht aus PR wegzudenken. Schwettmann versäumt es nicht, die
wichtigsten der neuen Generation vorzustellen, wobei allerdings die „alte
Garde“ wie Rudolf Zengerle, Ingolf Thaler und Bernard Stoessl etwas zu kurz
kommt.
Selbstverständlich muss auch
auf die Comic-Inkarnationen von PERRY
RHODAN eingegangen werden, deren Beliebtheit bei vielen Fans zwar
gemischt ist, die aber mit zu dem Phänomen, das die Serie ausmacht,
dazugehören. Vielleicht gerade, weil sich die Romanserie und die Comics stark
voneinander unterscheiden.
Das nächste große Kapitel
bietet einen noch tieferen Blick hinter die Kulissen, denn nun wird der Verlag,
der seit über fünfundvierzig Jahren hinter der PR-Serie steht, und die
Redaktion unter der Regie von Klaus N. Frick intensiv vorgestellt. In diesem
Kapitel findet man auch einen Teil über eine PR-Veröffentlichung, die mit zu
den interessantesten gehört, die je unter dem Label PERRY RHODAN erschienen sind: das PERRY RHODAN Sonderheft, später umbenannt in PERRY RHODAN Magazin. Ein erster
Versuch, ein regelmäßig erscheinendes SF-Magazin auf einer breiten Basis auf
dem deutschen Markt zu etablieren. Eine Sache, die immerhin rund vier Jahre gut
ging, aber im Jahr 1981 leider eingestellt wurde. Das Kapitel über das PRM ist
quasi die Einleitung zu einem Thema, das mittlerweile sehr viel an
Übersichtlichkeit verloren hat: das PR-Merchandising. Beginnend mit den 60er
Jahren versucht der Autor, das Wichtigste an Material zur Serie aufzulisten,
was eine schier unlösbare Aufgabe ist.
Was wäre die PR-Serie ohne
ihre Fans. Kaum eine Fanszene um eine literarische Reihe ist so intensiv und
vielfältig wie die rund um PR. Natürlich kann man nicht alle Aktivitäten aufzeigen,
doch die Vorstellung von einigen bekannteren Fans sowie einigen großen Fanclubs
ist schon mal ein Anfang. Schmerzlich ist allerdings nur, dass man mit dem SFC
Universum einen der ältesten PR-Clubs scheinbar übersehen hat, obwohl er sich
mit der Herausgabe von Sekundärliteratur zur Serie einen Platz in diesem Buch
verdient hätte. Allerdings hat er indirekt einen Weg hinein gefunden, auf den
später noch eingegangen wird.
Wie schon gesagt, ist das
Merchandising rund um PR sehr vielfältig. Kein Wunder also, dass ihm nach einem
schon erwähnten Vorlauf ein ganzes Kapitel gewidmet wird. Doch ist die Masse in
den rund fünfzig Jahren so angewachsen, dass man unmöglich alles aufzeigen
kann. Allerdings hat die Erwähnung des 1967 entstandenen Kinofilms schon
einiges für sich.
Die beiden abschließenden
Kapitel von AllMächtiger! sind den zahlreichen Auslandsausgaben und dem Autor
selbst gewidmet. Es ist sehr interessant, von den ausländischen Inkarnationen
der Serie in Japan, Russland, Frankreich, Brasilien, Tschechien und den
Niederlanden zu erfahren, wo die Übersetzungen teilweise schon seit langer Zeit
erscheinen. Nur in den USA tat sich der deutsche Weltraumheld etwas schwer,
obwohl dort schon mehrere Versuche gestartet worden waren. Der letzte, die
Veröffentlichung des Lemuria-Zyklus durch FanPro, kam über den ersten Band
nicht hinaus.
Für den schon ergrauten
PR-Fan bietet der opulente, großformatige Band nicht viel Neues über die
Hintergründe zu seiner Serie. Allerdings hat es bisher keiner geschafft, alle Informationen
in einen Band zu quetschen, der über ein stolzes Gewicht verfügt. Auch wenn der
Text stellenweise etwas zu enthusiastisch und zu unkritisch geraten ist, bietet
AllMächtiger! jede Menge Interessantes, wie beispielsweise sein unglaublich
vielfältiges Bildmaterial, das u.a. einige schöne Raritäten zeigt. So wird das
Buch zu einem absoluten Muss für jeden, der sich für die PR-Serie und ihre
Hintergründe interessiert.
Übrigens, der ersten Auflage
ist noch ein kleines Beiblatt mit einer Errata beigelegt, in dem einige Fehler,
die nach der Drucklegung aufgefallen sind, korrigiert werden. So werden die
Verdienste des Magazins Phantastisch!
und des schon weiter oben genannten SFC
Universum gewürdigt.
Erwähnenswert ist die rund 20
Euro billigere Lizenzausgabe des Prachtbandes beim Weltbild Verlag, die sich
nur durch ein wesentlich bunteres Cover von dem schön schlichten Original
unterscheidet. Diese Lizenzausgabe stellt quasi den Abschluss der
PR-Planetenroman-Sammleredition von Weltbild dar.
AllMächtiger! - Faszination Perry Rhodan
von Eckhard Schwettmann
erschienen beim Hannibal Verlag im März 2006
ISBN: 3-8445-259-4
Umfang: 352 Seiten
erschienen im März 2006
Die Rezension erschien erstmals im Perry Rhodan Jahrbuch 2006
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