Mittwoch, 28. Dezember 2011

UFO am Nachthimmel von Clark Darlton

Dr. James Freema will zusammen mit seiner Braut Anne Berkins, dem Radiohändler Jules Durant und seinem Freund Mike Conney das Geheimnis der geheimnisvollen Lichter am Nachthimmel ergründen. Seine Meinung, dass es sich dabei um außerirdische Raumschiffe handelt, wird von der Fachwelt verlacht und er und seine Freunde werden für verrückt gehalten. Doch eines Tages stürzt eines dieser Lichter ab. Es entpuppt sich tatsächlich als Raumschiff, in dem sich ein Mensch befindet. Für die vier Freunde beginnt nun ein Abenteuer, dass sie sich in ihren kühnsten Träumen niemals ausgemalt haben.

Die Geschichte über die Veröffentlichung von UFO am Nachthimmel ist so legendär wie der Roman selbst. Nachdem Walter Ernsting schon einige Zeit beim Pabel Verlag als Übersetzer und Redakteur tätig war, kam er eines Tages auf die Idee selbst einen Roman abzuliefern. Doch Kurt Bernhardt, seines Zeichens Lektor und Chef Ernsting meinte nur, dass man das Werk eines deutschen Autors unmöglich dem Publikum verkaufen könne. Dieses würde nur auf Übersetzungen angloamerikanischer Autoren anspringen. Genau das brachte Walter Ernsting auf die Idee, dem Roman den Titel To-Morrow the Future zu geben. Nun stammte er von einem gewissen Clark Darlton, einem Amerikaner, den Ernsting übersetzt hatte. Nachdem er das Werk eingereicht und eine schwere Sitzung mit Bernhardt hatte, war der Roman unter Dach und Fach, wobei der Legende nach eine halbe Flasche Whisky keine unwesentliche Rolle spielte.

Aus heutiger Sicht wirkt UFO am Nachthimmel etwas antiquiert, dennoch weist er alle Qualitäten auf, die einen Roman von Clark Darlton auszeichnen. Im Gegensatz zu K. H. Scheer setzt er nicht auf militärisches Geplänkel oder unmenschliche Gigantomie, sondern setzt auf seine Protagonisten, die allerdings formatbedingt etwas blass sind. Ernsting bietet einen klassischen UFO-Roman, der oft ein wenig an This Island Earth von Raymond F. Jones erinnert. Hierzulande ist vor allem seine Verfilmung Metaluna 4 antwortet nicht bekannt. Allerdings zieht Ernsting sein Produkt etwas anders auf und auch sein letztendlicher Plot unterscheidet sich von dem Vorbild. Aber auch weit mehr als ein halbes Jahrhundert nach seiner Entstehung ist UFO am Nachthimmel ein bemerkenswert lesbarer Roman geblieben. 

Aber der Utopia Großband 19 hat noch eine andere besondere Bedeutung. Nicht nur, dass ein deutscher Autor es schaffte einen Roman zu verkaufen, gleichzeitig startete Ernsting auch die erste Leserseite in einer SF-Heftserie. Seine Meteoriten stellen quasi die Geburtsstunde des deutschen Fandoms dar, aus dem kurze Zeit später der Science Fiction Club Deutschland hervorgehen sollte. Der Rest ist Geschichte…

UFO am Nachthimmel ist und bleibt ein Klassiker der deutschen SF-Literatur, der bis heute nichts von seinem Reiz verloren hat.

UFO am Nachthimmel
von Clark Darlton
erschienen beim Pabel Verlag im Jahr 1955
Utopia Großband 19

Freitag, 18. November 2011

Stardust von Frank Borsch

Prequels und Reboots – Das sind die Schlagworte der Stunde; oder vielleicht doch nicht?

Anscheinend schon, denn Filme wie Casino Royale, Batman Begins, X-Men: Erste Entscheidung und Star Trek-Film (2009) zeigen, dass es durchaus möglich ist, einem alten Rennpferd noch einmal Leben einzuhauchen. Aber auch im literarischen Bereich zeigt sich ebenfalls dieser Trend, seien es nun die Fortsetzungen von Dracula, Vom Winde verweht oder anderer Klassiker der Literatur. So neu ist die Idee alles auf neu zu setzen und bekanntes neu zu starten nicht. Gerade bei Comics wird dies schon seit vielen Jahrzehnten praktiziert, wie der im September 2011 gestartete Reboot des DC-Universums es wieder gezeigt hat.

Nun hat es auch Perry Rhodan erwischt. Nachdem sich in den letzten Jahren die Neuauflage ausgesuchter Perry Rhodan Planetenromane als Taschenhefte bewährt und ebenfalls ihr Publikum gefunden haben, setzte man bei dem neusten Ableger im Perryversum auf das gleiche Format. Kein Wunder, denn bedingt durch die höhere Seitenzahl haben die Autoren auch einen größeren Spielraum was die Entfaltung der Handlung angeht. So wird in Perry Rhodan Neo die alte Geschichte vom Beginn der größten Science Fiction-Serie der Welt nun neu aufgerollt, wobei man die Handlung etwas modernisierte und auch ein paar neue Ideen mit einbringt. Eine Tatsache, die so manchem alten PR-Fan nicht ganz geheuer ist.

Man schreibt das Jahr 2036. Die Erde ist nicht nur geschüttelt von Klima- und Umweltkatastrophen, auch das Machtgefüge der Großmächte hat sich deutlich verschoben. Während die USA immer noch glaubt die Vormacht zu haben, streben China und das wieder erstarkte Russland ebenfalls diesen Status an. Wieder herrscht ein Kalter Krieg, der sehr schnell heiß werden kann. Vor diesem Hintergrund verlieren die Amerikaner den Kontakt zu ihrer Mondstation, die sie sich trotz aller Widrigkeiten noch leisten können. NASA-Flight Director Lesley Pounder setzt durch, dass eine Expedition ausgerüstet wird, die auf dem Erdtrabanten nach dem Rechten schauen soll. So setzt er seine besten vier Astronauten in eine ungetestete Rakete, deren aufgesetzten Shuttle ebenfalls frisch vom Reißbrett kommt. Erst kurz vor dem Start weiht Pounder Perry Rhodan, Reginald Bull, Clark Flipper und Dr. Eric Manoli darin ein, warum sie eigentlich zum Mond fliegen. Das letzte Foto der Mondstation zeigt eine riesige Kugel mit einem Äquatorwulst, die eines der Mondgebirge durchschlagen hat, wobei sie scheinbar unbeschadet geblieben ist.

Unter dem Publikum in der Nähe des Startplatzes Nevada Fields befindet sich auch der ehemalige Investmentbanker John Marshall, der sich mit dem von ihm geschaffenen Jugendheim mehr schlecht als recht durchs Leben schlägt. Zusammen mit Sid Gonzáles, einem Jungen aus dem Shelter, will er dem Start der STARDUST bewohnen. Sid ist absolut weltraumsüchtig. Während des Starts regt er sich so darüber auf, dass er vor den Augen Marshalls verschwindet. Mehr noch, denn der Betreiber des Shelters findet sich mit einem Mal in großer Höhe über einem Canyon wieder, in den er abzustürzen droht…

Schon auf den ersten Seiten von Sternenstaub fällt auf, wie gut Frank Borsch, der gleichzeitig auch die Exposés für Perry Rhodan Neo liefert, seine Hausaufgaben gemacht hat. Sein Roman beinhaltet alle Grundelemente, die bereits den vergleichbaren Roman von K. H. Scheer lesenswert gemacht hat. Aber er vermag es auch seine eigenen Vorstellungen zu verwirklichen. Das bemerkt man vor allem an dem Auftreten von verschiedenen Figuren deren Name noch gleich ist, aber die eine ganz andere Rolle spielen. So ist beispielsweise Allan D. Mercant nicht mehr der Chef den NATO-Geheimdiensts, sondern ein Mitarbeiter von Homeland Security, einer Agentur, die nun eine ganz andere Bedeutung bekommen hat. Homer G. Adams ist nach Gründung der GCC der reichste Mann der Welt geworden, der sich auf der Suche nach Menschen mit besonderen Fähigkeiten befindet. Dies führt dann auch zu einem der faszinierendste Aspekte von Perry Rhodan Neo: die frühe Einbeziehung der Mutanten.

Vertraut, aber dennoch in eine etwas andere Richtung gehend, ist die Schilderung der Arkoniden. Sicher, sie liegen immer noch vor ihren Fiktivbildschirmen und Thora erweist sich wieder als sehr abweisend und arrogant. Aber es wird auch ein etwas helleres Licht auf das Verhältnis zwischen Crest und Thora geworfen, die nun das Protegé des arkonidischen Wissenschaftlers ist. Es mutet mehr wie Vater und Tochter an, wobei die Tochter alles tun würde, um den schwerkranken Crest zu unterstützen. Auch wenn sie anfangs unwillig ist dem Barbaren Rhodan ihre Hilfe zukommen zu lassen, so ist es der Zustand des Arkoniden, der sie dazu veranlasst ihre Position zu überdenken.

Frank Borsch hat die Chance genutzt, um Perry Rhodan Neo ein neues Gesicht zu geben. Er hat die klassischen PR-Momente erhalten, aber er hat sie auch etwas raffiniert und mit neuen Ideen verbunden, die aus der jetzigen Sicht etwas zeitgemäßer erscheinen. Ähnlich wie bei den Originalromanen von Karl-Herbert Scheer und Walter Ernsting darf man allerdings nicht vergessen, dass auch Sternenstaub ein Kind seiner Zeit ist. Nur erscheinen uns einige Hintergrundaspekte nun zeitgemäßer als 1961.

Auch wenn viele Fans, die vor dem Start von Perry Rhodan Neo, der neuen Serie sehr kritisch gegenüber standen, bekommt man mit Sternenstaub einen soliden Einstiegsroman geboten, dessen Grundgerüst genug Potential für einen etwas anderen Verlauf der altbekannten Handlung hergibt. Altfans kommen auf ihre Kosten, weil viele der legendären Elemente enthalten sind; neue Fans können sich auf eine knackig-frische Annährung an eine Geschichte freuen, die auch nach über 50 Jahren nichts von ihrer Faszination verloren hat. Vor allem gibt man aber auch Lesern, die mal in PR reinschnuppern möchten, eine Möglichkeit zu einem erleichternden Einstieg ins Perryversum. Ohne einer Übermacht von mehr als 2600 Romanen gegenüberzustehen. Sternenstaub ist solide Romanunterhaltung, die auf jeden Fall viel Raum für einen weiteren Ausbau der Handlung bietet. Sehr empfehlenswert.

Anmerkung: Neben der regulären Kioskausgabe von Sternenstaub gibt es auch noch eine exklusive Version, die nur auf dem Perry Rhodan Weltcon in Mannheim, der Ende September 2011 stattfand, verteilt wurde. Diese enthält zusätzlich noch einen Mittelteil mit handlungsbezogenen Zeichnungen aus der Feder der Berliner Künstlerin Marie Sann.

Perry Rhodan Neo, Band 1:
Sternenstaub
von Frank Borsch
erschienen bei der Pabel-Moewig Verlag Gmbh im September 2011
Umfang: ca. 160 Seiten.

Mittwoch, 16. November 2011

Unternehmen Stardust von K. H. Scheer.


Am 19. Juli 1971 brechen Perry Rhodan, Reginald Bull, Captain Clark G. Flipper und Dr. Eric Manoli als erste Astronauten der US-Space Force zum Mond auf. Mit der Stardust, der modernsten Rakete, die die Space Force zu bieten hat, will man versuchen den Fuß auf eine neue Welt zu setzen. Doch die Landung erweist sich schwerer als gedacht. Ein Störsender lässt das irdische Raumschiff fast abstürzen, doch mit Mühe kann die Stardust auf dem Mond landen. Nach einiger Zeit brechen Perry Rhodan und Reginald Bull auf, um Kontakt mit der Erde aufzunehmen. Dort sorgt man sich schon um die vier Astronauten, von denen man bisher noch nichts gehört hat. Auf dem Mond gelangen Rhodan und Bull an Bord eines Spezialfahrzeugs in die nötige Funkreichweite, doch kurz vor der Kontaktaufnahme zerstört ein merkwürdiges grünliches Leuchten die Kommunikationsanlage. Die beiden Menschen machen sich auf die Suche nach der Quelle des Leuchtens und finden etwas, mit dem sie nicht gerechnet hatten: ein riesiges außerirdisches Raumschiff...

Als Karl Herbert Scheers Roman im September 1961 veröffentlicht wurde, konnte niemand ahnen, wie gut sich die Perry Rhodan-Serie entwickeln würde. Die ursprüngliche Konzeption erstreckte sich über 30 Romane, wobei Scheer schon bis Band 100 weitergedacht hatte. Doch mit viel mehr hatten die Macher nicht gerechnet. Doch die Abenteuer von Rhodan und seinen Gefährten schlugen auf dem deutschen Heftmarkt so ein, dass sich die Serie im Laufe der Zeit zur größten ihrer Art weltweit entwickelte. Mittlerweile erscheint PR, wie die Serie liebevoll von ihren Fans genannt wird, jede Woche seit mehr als 45 Jahren und hat daneben noch viele andere Inkarnationen wie Comics, Taschenbücher, Hörspiele, Bastelbögen, Zinnfiguren und vieles andere erlebt.

Scheers Roman unterscheidet sich deutlich von den sonstigen deutschen SF-Romanen seiner Zeit. Stand, ähnlich wie in vielen englischsprachigen Werken, ein strahlender Held im Vordergrund, so erweist sich Perry Rhodan als einen Charakter mit Ecken und Kanten. Seine Prinzipien verbieten es ihm die Technologie der Arkoniden, die er auf dem Mond findet und den Arkoniden Crest in die Hände der amerikanischen oder einer sonstigen Regierung zu geben. Er weiß ganz genau, was dann passieren würde. Die Nationen, die die Technik der Fremden nicht hätten würden sich bedroht fühlen, ein Atomkrieg wäre die Folge. So erscheint die Landung der Stardust im Bereich der Asiatischen Föderation einigen von Perrys Landsmännern als Verrat an seiner Heimat. Doch Rhodan hat eine Vision. Er will die Bedrohung durch einen allumfassenden Atomkrieg, der wie ein Damoklesschwert über der Menschheit hängt, ein für alle mal beseitigen und die Bevölkerung der Erde zu den Sternen führen.

Von der heutigen Warte wirkt einiges an dem Roman von Karl Herbert Scheer vielleicht etwas antiquiert, aber dennoch hat der Text nichts von seinem Reiz verloren. Sowohl der erfahrene PR-Leser als auch der PR-Neuling haben ihre Freude daran. Für den geneigten Sammler kommt als Anreiz noch hinzu, dass die Gold Edition aus dem Hansjoachim Bernt Verlag dem ursprünglichen Heftroman als schickes, liebevoll gestaltetes Paperback eine neue, interessante Nuance verleiht. Ebenfalls lesenswert ist auch das informative, aber leider zu kurze Nachwort von Michael Thiesen, der im PR-Fandom vor allem durch seine detaillierten Zusammenfassungen der PR- und ATLAN-Serie bekannt, den Zeitraffern, die beim SFC Universum erscheinen.

Perry Rhodan: Gold Edition
Unternehmen Stardust
von Karl Herbert Scheer
erschienen exklusiv beim Hansjoachim Bernt Verlag im 2003
mit einem Nachwort von Michael Thiesen

Montag, 14. November 2011

Zeitschaft von Gegory Benford

In einer Welt, die vor dem Umweltkollaps steht, reift in einer Gruppe von Wissenschaftlern ein Plan, der phantastischer nicht sein kann. Sie wollen eine Botschaft in die Vergangenheit senden, um dies zu verhindern. Helfen sollen dabei Tachyonen, Teilchen, die sich schneller bewegen als das Licht. Diese können dadurch in die Zeit rückwärts reisen. So zumindest die Theorie. Die Praxis gestaltet sich etwas schwieriger. Um eine Botschaft in die Vergangenheit zu schicken, schießt man gezielt Tachyonen auf die Position der Erde im Jahr 1963, denn unser Planet bewegt sich bekanntlich mit der Sonne und dem Planetensystem durch die Galaxis. Doch es treten physikalische Phänomene auf, die man nur schwer überbrücken kann. Doch dann kommen die Botschaften tatsächlich im Jahr 1963 an. Doch dort lösen sie etwas aus, was die Absender nicht erwartet hatten…

Den Ablauf an physikalischen Fakultäten und die Arbeit der Wissenschaftler glaubhaft darzustellen ist etwas, was gerade bei Science Fiction-Romanen nicht so gut gelingt. Meist werden die Gelehrten als verschrobene Personen dargestellt, die weit entfernt von jeglicher Realität sind. Doch, im Gegensatz zu manchem  anderem Autor, kennt Gregory Benford den wissenschaftlichen Betrieb selbst ganz genau. Schließlich hat er sich auch als Physiker selbst  einen Namen gemacht. Glaubhaft schildert er das Leben der Wissenschaftler auf beiden Seiten der Verbindung. Figuren wie Gordon Bernstein, John Renfrew, Gregory Markham oder Ian Peterson werden dabei sehr glaubhaft dargestellt. Kein Wunder, denn in einigen Teilen basieren sie auf real existierende Personen. Auch das Umfeld bringt Benford sehr gut herüber, dabei bei bemüht er sich Unterschiede klar herauszustellen. Gordon Bernstein und sein Team stehen im Kalifornien des Jahres 1963 vor der unglaublichen Entdeckung von Signalen aus dem All, die aus dem Sternbild Herkules kommen. Doch Bernstein weiß, dass eine Bekanntmachung nicht leicht an den Mann zu bringen ist. Seine Vorgesetzten tun die Signale als Störungen ab, bis er sie Ende 1963 definitiv nachweisen kann.

Die Absender im Jahr 1998 haben da ganz andere Probleme. Sie müssen sich bemühen die Mittel für dieses ehrgeizige Projekt zusammenzukriegen, was in ihrer Zeit gar nicht so leicht ist. Eine Algenseuche breitet sich über die Meere aus, saurer Regen und Unwetter vernichten die Ernten. Rationierungen sind in England an der Tagesordnung, aber auch Plünderungen durch so genannte Squatter, die keinerlei Skrupel besitzen auch jenen den letzten Bissen Nahrung zu nehmen, der es ebenso nötig braucht. Die Regierungen sehen tatenlos zu, wie die Welt in Anarchie versinkt. Gegen Ende des Romans verschlimmert sich die Lage der Umwelt dermaßen, dass es keine Hoffnung mehr zu geben scheint.

Benford gelingt es einen spannenden Roman zu liefern, der fast ohne jegliche Action auskommt. Plausibel setzt er die verschiedenen wissenschaftlichen Theorien zusammen, so dass der Leser sie auch nachvollziehen kann. Er wirkt dabei keine Sekunde wie ein mahnender Schulmeister, sondern verpackt die Informationen in eine sehr gut konzipierte Handlung, die von ihren Protagonisten lebt. Jede Person wirkt glaubwürdig, bietet also jede Menge Identifikationsmöglichkeiten für den Leser. Sei es nun der auf seine Arbeit versessene Gordon Bernstein, der seine Beziehung zu der Literaturstudentin Penny aufs Spiel setzt oder der aalglatte Ian Peterson, der mit jeder Frau ins Bett gehen muss, die er trifft und mit einer Abweisung nur schwer zurecht kommt. Hinzu kommen noch zahlreiche Auftritte von real existierenden Personen. Ja sogar Benford und sein Zwillingsbruder haben einen kleinen Cameo in dem Roman.

Zeitschaft ist Hard Science in ihrer reinsten Form. Sicher ist dies nicht jedermanns Geschmack, doch wenn man einmal Zugang zu dem Roman gewonnen hat, entspinnt sein ein interessantes, sehr fesselndes Lesevergnügen, das sich auf einem hohen Niveau bewegt. Obwohl die Gegenwart des Romans im Jahr 1998 spielt und Benfords Spekulationen etwas daneben liegen (beispielsweise steht Prinz Charles kurz vor seiner Krönung), kann man gerade die Umweltprobleme durchaus nachvollziehen. Hier hat man eine Realität vor sich, wie sie durchaus auch uns noch passieren kann. Zwar ist das gezeichnete Bild etwas schwärzer als das beginnende 21. Jahrhundert, doch nur als überspannte Phantasie eines Autors kann man das nicht abtun. Ein Körnchen Wahrheit liegt tatsächlich darin.

Zeitreise wird in der Science Fiction, auch in der Hard Science, sehr oft thematisiert und ist mit jeder Menge Klischees behaftet. Auch in Zeitschaft wird das Thema Paradoxon angeschnitten, wobei er sich bemüht das in dem Roman so genannte „Großvater-Paradoxon“ zu vermeiden. Interessant ist auch die Darstellung von Zeit durch Benford. In vielen ähnlichen Romanen ist von einem Zeitstrom die Rede, während sich der Autor hier mehr auf eine Zeitlandschaft bezieht. Eine Theorie, die ebenfalls ihren Reiz besitzt. Eine der in intensivsten Stellen im Roman selbst ist jene, in der Gregory Markham (der Vorname kommt nicht von ungefähr) mathematische Berechnungen anstellt und Benford diese in Vergleiche mit der Kunst dem Leser etwas näher bringt.

Zum Schluss stellt sich die Frage, ob es tatsächlich gelungen ist, die Katastrophe im Jahr 1998 abzuwenden und den Verlauf der Zukunft zu verändern. Tatsächlich hat sich der Verlauf der Gegenwart des Jahres 1974 am Ende des Buches tatsächlich unmerklich verändert. Was dem Leser die Möglichkeit gibt, den Faden in seiner Phantasie weiterzuspinnen.

Timescape, so der englische Originaltitel, wird dadurch zu einem sehr persönlichen Roman mit literarischem Anspruch, den so mancher SF-Roman in der Zeit der Megazyklen vermissen lässt. Genau das richtige, um die kleinen grauen Zellen anzuregen.

Mitte der 80er Jahre erschien Zeitschaft bereits im Moewig Verlag, in den 90ern folgte eine weitere Ausgabe beim Goldmann Verlag. Die hier vorliegende Version aus der Reihe Meisterwerke der Science Fiction bietet zum ersten Mal die komplette Version des Romans, wobei die alte Übersetzung von Bernd W. Holzrichter beibehalten wurde und die bisher fehlenden Passagen von Erik Simon bearbeitet wurden. Das Buch selbst bietet ein sehr lesenswertes Vorwort des SF-Autors Jack McDevitt, der auf die Melange zwischen Literatur und Wissenschaft in diesem Roman eingeht. Vertieft wird das noch durch den Beitrag von Susan Stone-Blackburn, die sich noch etwas intensiver mit diesem Thema in Bezug auf den Roman auseinandersetzt.

Zeitschaft
von Gregory Benford
Originaltitel: Timescape
 erschienen im Heyne Verlag im Juli 2006
ISBN: 3 453-52191-9 
Umfang: ca. 570 Seiten

Sonntag, 13. November 2011

Hallo, hier bin ich...

Wer ist ich? Fragt ihr euch doch bestimmt gerade...hab ich Recht?


Also ich kläre euch mal auf, ich bin Wapoe, um genau zu sein Darth Wapoe oder nennt mich einfach Jeannette.
Ich bin die kleine Schwester von Andreas und der hat mich gefragt, ob ich hier mitmachen will als kleine Leseratte. Klar möchte ich das!!!
Ich lese vor allem Star Wars und Fantasy und werde in Zukunft Rezis zu diesen Büchern schreiben...hoffe doch ihr hört dann auf mich und lest auch etwas davon ;-)

Jetzt noch kurz noch etwas zu mir für meine neuen Fans.
Ich komme aus dem schönsten Bundesland der Welt, nämlich das Saarland und ich bin Bachelor of Science in Medieninformatik, studiere aber noch brav weiter.
Außer Lesen und Star Wars, zeichne und fotografiere ich viel und bin Cosplayer.

Ja das wäre dann auch schon alles.
Ich hoffe mal liest in Zukunft von sich :-) Möge die Macht mit euch sein!

Donnerstag, 27. Oktober 2011

Die Zukunftsbastion von Wim Vandemaan

Johari Ifamas erklärtes Ziel ist die Eroberung der Houhhom-Enklave. Dies ist aber nur mit der Hilfe von Perry Rhodan zu gewährleisten. Aus diesem Grund wird der Terraner in das Mentale Symposion eingegliedert, damit seine Erfahrungen und Kenntnisse von diesem genutzt werden können. Die Impulse seines Zellaktivators sollen die Impulse des Gazini-Systems ablenken. Dabei verliert er nicht nur sein komplettes Gedächtnis, sondern auch seine Identität. Damit er bei Verstand bleibt, lebt er nun in der virtuellen Realität des Symposions, in der er als Privatdetektiv im New York der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts unterwegs ist. Rhodan soll hier nach den Gazini-Smaragden suchen, was nichts anderes als ein Ablenkungsmanöver ist, damit er sich mit der Ausschaltung des Kraftfeldes auseinandersetzt. Der Plan geht auf. Ifama gelingt die Eroberung, was von den Propagandamechanismen des Roten Imperiums beschönigt wird. Der Resident wird gleichzeitig für tot erklärt, obwohl man noch andere Pläne mit ihm hat.

Ifama ahnt allerdings nicht, dass das Mentale Symposion Rhodan in der virtuellen Welt einen zweiten Auftrag erteilt. In Gestalt von Deborah Rhodan wird der Privatdetektiv beauftragt, nach ihrem verschollenen Bruder Perry zu suchen. Am Ziel seiner Reise, das sich in der Wüste Gobi befindet, trifft er auf eine weitere Entität des Symposions. Sie verfolgt ähnliche Ziele wie die Anjumisten und will sich Unabhängigkeit verschaffen. Rhodan soll ihr dabei helfen, aber imperiale Agenten wollen dies vereiteln. Im letzten Augenblick kann Perry über ein Interface wieder in die Realität entkommen, wird aber dort von Ifama gefangengenommen. Als lebendes Geschoss wird er daraufhin ins All geschossen. Auf den ersten Blick scheint alles verloren, doch den Anjumisten gelingt es, den Tod des Residenten vorzutäuschen. Der echte Perry Rhodan wird gerettet, und nun können neue Pläne geschmiedet werden, um das Ende des Roten Imperiums zu besiegeln.

Den Abschluss der Trilogie gönnt sich der Exposéautor selbst. Es steht außer Frage, dass Wim Vandemaan aka Hartmut Kasper stilistisch gesehen einer der besten Autoren der PR-Serie ist. Ebenfalls konnte man seinen Romanen bisher entnehmen, wie groß sein Detailwissen über die Serie ist. Dennoch kann der Roman einige Zeit nicht richtig überzeugen. Neben einer großen Brutalität, die die ganze Trilogie wie ein blutender Faden durchzieht, wirken einige der dramaturgischen Zwischenlösungen zu aufgesetzt. Beeindrucken kann Vandemaan allerdings mit den Passagen, in denen Perry Rhodan als Privatdetektiv Ryland Walker unterwegs ist. Deutliche Reminiszenzen an große Vorbilder der Krimiliteratur sind zu erkennen, was aber auch sehr viel Spaß macht. Am Ende beweist Vandemaan allerdings wieder das gewohnte Fingerspitzengefühl, das seine Romane lesenswert macht. Aber leider für den Roman in seiner Gesamtheit etwas zu spät. 

Was bleibt also vom roten Imperium? 
Die Trilogie beginnt im gewohnten Perry-Stil, der sich zwar durch die anderen Romane auch durchzieht, doch er wurde durchsetzt mit exzessiver Gewalt, unnötiger Brutalität und freudschem Ballast, der nur wenig Spaß macht. Störend ist auch die Eindimensionalität einiger Charaktere, von denen einige so abgedreht sind wie man es von PR eigentlich nicht gewohnt ist. Dabei kommt es auch zu einigen weniger witzigen Szenen, wie z.B. dem Übergang ins Rote Universum und dem Auftritt des Sandmanns. Dieser scheinbar aus einem billigen Horrorroman entsprungene Charakter entpuppt sich als wenig unterhaltsamer Kindheitsalbtraum, dessen Auftritt in dieser Form in einem PR-Roman eigentlich nichts zu suchen hat.

Das rote Imperium bietet drei solide Romane von guten Autoren, von denen man eigentlich Besseres gewohnt ist. Ein Highlight ist die Trilogie aber leider nicht geworden.

Perry Rhodan - Das rote Imperium
Band 3
Die Zukunftsbastion
von Wim Vandemaan
erschienen im Heyne Verlag im März 2009
ISBN: 978-3-453-52499-6 
Umfang ca. 460 Seiten

Die Rezension erschien erstmals im Perry Rhodan Jahrbuch 2009 

Dienstag, 25. Oktober 2011

Requiem für Druufon von Christian Montillon

Als die PAUKE ZUR MITTERNACHT vom Schlachtschiff der Präfidatin Farashu Perkunos abgefangen wird, scheint eine Konfrontation unausweichlich, da sie zusammen mit einer kleinen Flotte des Roten Imperiums eine unüberwindliche Übermacht bildet. Dennoch gelingt es Perry Rhodan, Finan Perkunos, Wiesel und einigen Anjumisten mit einem Beiboot in die Knochenstadt zu gelangen, um Farashu zu bekämpfen. Obwohl zahlreiche Rhodan-Doubles dem Gegner das Leben schwer machen, gelingt es der Tochter ihren Vater dingfest zu machen. Doch Rhodan wirft sich in die Schussbahn, wobei er den Tod findet. Davon ist Farashu so geschockt, dass sie paralysiert ins Beiboot geholt werden kann. Nachdem Rhodans Körper geborgen und wiederbelebt wurde, fliehen die Überlebenden mit dem Beiboot. Die PAUKE wird jedoch zerstört.

Die Gruppe in dem Beiboot flieht zu einem ausgehöhlten Mond im Leerraum mit dem Namen Silap Inua. Hier soll sich Rhodan von seinen Strapazen erholen, doch es bleibt ihm nicht viel Zeit. Zwar ist Farashu äußerlich handlungsunfähig, dennoch gelingt es ihr, Kontakt mit der Quantronik der Fluchtstation aufzunehmen. Diese entwickelt ein Gegenmittel, woraufhin die Präfidatin wieder aktiv werden kann. Sie bricht aus, verwüstet die Station und kann entkommen. Perry versucht ihr zu folgen, wird aber dabei verletzt und verliert das Bewusstsein. Nachdem er in einer Fluchtkapsel wieder zu Bewusstsein kommt, erfährt er, was in der Zwischenzeit geschehen ist: Die Fluidome der beiden anderen Präfidatinnen sind aufgetaucht und Silap Inua wurde vernichtet. Wieviele der Anjumisten entkommen sind, ist unklar.

Das neue Ziel ist eine Intropole auf Druufon, in der man sich Hilfe von den einstigen Herren von Rotheim erhofft. Außerdem wollen die Anjumisten versuchen, auch andere Völker aus dem Roten Universum gegen das Rote Imperium zu mobilisieren. Keine leichte Aufgabe, denn die Übermacht scheint nicht nur technisch weit überlegen. Ein wichtiger Faktor hierbei ist die weitere Erforschung des Transpatheins, die von Kingris Inna durchgeführt wird. Zwar gab es auf Silap Inua bereits einen Zwischenfalls, bei dem ein Symbiont entkam, aber dennoch will sie die Forschung weiterführen. Nach einigen Tagen im All wird die Fluchtkapsel von einem Druufraumer aufgenommen. Sein Ziel ist der Welt Depura Dengko, die vom Roten Imperium vor kurzer Zeit besetzt wurde. Die Invasoren haben die Bevölkerung versklavt, um an ihr grausame medizinische Experimente durchzuführen. Aber auf Depura Dengko befindet sich auch ein geheimer Stützpunkt der Anjumisten, der immer über eine Transmitterverbindung zu einer Intropole verfügt. Außerdem wird dort auch eine Substanz namens Psytropin hergestellt, über die Perry allerdings noch nichts in Erfahrung bringen kann. Während Kingris Inna ihre Forschungen an Bord des Druufschiffes fortsetzt, begeben sich Rhodan, Finan Perkunos und Wiesel mit einem Transmitter nach Depura Dengko, um die Intropole aufzusuchen. Dort kommt es zum Wiedersehen mit der Erzbischöfin Suleima Laurentia III. Sie verschwindet kurz nach Rhodans Ankunft schnell, um dem Generalgouverneur der eroberten Welt zu verraten, dass sich der ehemalige Großadministrator hier befindet. Sofort machen sich die Schergen des Roten Imperiums auf den Weg, um Rhodans habhaft zu werden…

Oft ist es ein undankbarer Job, den Mittelteil einer Trilogie zu schreiben. Christian Montillon macht das Beste daraus, wobei er deutlich einen Gang gegenüber seinem Vorgänger zurückschaltet. Vor allem die allzu absonderlichen Szenen aus „Die fossile Stadt“ findet man hier weniger. Stilistisch ist an dem Roman nichts auszusetzen, denn der Autor bemüht sich, dem abstrusen Exposé etwas Reiz abzugewinnen. Dies gelingt ihm über weite Strecken auch ganz gut. Der leichtgängige Erzählfluss weiß zu gefallen, ist aber nicht ganz so intensiv wie man ihn sonst von Montillon kennt. Auffallend ist allerdings, wie sehr Perry Rhodan im Verlauf des Romans an Bedeutung verliert. Eher scheint er als Bindeglied zwischen den verschiedenen Handlungsebenen zu dienen, wobei die zahlreichen Bewusstseinsverluste und sogar sein Tod recht hilfreich sind. Klar, Perry ist nicht aus Zucker, aber eine solche Behandlung hat er nicht verdient. Ebenfalls auffallend ist die schwindende Bedeutung von Wiesel. Von Thurner im ersten Roman noch groß eingeführt, verblasst er hier immer mehr zur Bedeutungslosigkeit, wobei seine Schilderung sehr erheblich von der aus dem ersten Roman abweicht. Etwas bitter sind allerdings die diverseren Plot-Holes, die über den ganzen Roman verteilt sind. Wieso, beispielsweise, gelingt es den Druuf, eine Transmitterverbindung zu einer mit einem Energieschirm gesicherten Intropole aufrecht zu erhalten?

Requiem für Druufon macht über weite Strecken schon Spaß, aber Christian Montillon fährt zu keiner Zeit zu seiner Höchstform auf. So wird solide Unterhaltung geboten, die allerdings nicht mehr als ein Bindeglied zwischen dem ersten und dem dritten Band ist. Wirklich schade.

Perry Rhodan – Das rote Imperium
Band 2
Requiem für Druufon 
von Christian Montillon
erschienen im Heyne Verlag im Januar 2009
ISBN: 978-3-453-52498-9 
Umfang: ca.410 Seiten

Die Rezension erschien erstmals im Perry Rhodan Jahrbuch 2009