Als rätselhafte
archäologische Funde in Europa die Aufmerksamkeit der amerikanischen Regierung
auf sich lenken, bestärkt dies die Weiterführung eines ihrer geheimsten
Projekte. Obwohl die Lage sehr angespannt ist, wendet man alle Ressourcen auf,
um eine Möglichkeit zu entwickeln, mit der man fünf Millionen Jahre in die
Vergangenheit reisen kann. Der Hintergedanke ist dabei die Vormachtstellung der
USA in der Gegenwart zu stärken, indem man den arabischen Scheichs das Erdöl mit
einer Pipeline abpumpt, um es ihren Zugriff zu entziehen. In speziellen
Förderstätten soll es dann aus der Vergangenheit in die Gegenwart geholt
werden, damit die USA ihre Abhängigkeit gegenüber den ölfördernden Ländern
verliert. Als Ziel in der Vergangenheit wählt man eine Zeitperiode, in der das
Mittelmeerbecken trocken lag. Dies würde den Plan in vieler Hinsicht
erleichtern. So schickt man Menschen und Material in die tiefe Vergangenheit, doch
als die Expeditionsteilnehmer dort ankommen, erwarten sie dort einige böse
Überraschungen, mit denen keiner gerechnet hat.
Zeitreisen sind in der
Science Fiction ein gern benutztes dramaturgisches Instrument. Doch selten sind
die Grundkonzepte der Story so originell ausgearbeitet wie in dem Klassiker von
Wolfgang Jeschke. Von der ersten bis zur letzten Seite weiß der Autor mit
seiner Handlung den Leser an sich zu fesseln. Er bedient sich dabei zwar den
typischen Mustern des SF-Abenteuers, bietet aber dennoch ein Lesevergnügen auf
hohem Niveau. Die Story ist ausgeklügelt und beginnt erst mit langsamen
Schritten, bevor sie in der zweiten Hälfte Aspekte aufzeigt, die man eigentlich
nicht erwartet hätte. Es entfaltet sich vor dem Auge des Lesers eine
Zeitreisegeschichte, die den Vergleich mit ihren großen Vorbildern nicht zu
scheuen braucht. Aber Wolfgang Jeschke schafft noch viel mehr. Er zeigt auf,
dass ein Roman auch fünfundzwanzig Jahre nach seinem Erscheinen immer noch
aktuell sein kann. Der letzte Tag der Schöpfung erschien bereits 1981.
Damals war die Vision eines ausgetrockneten Mittelmeerbeckens in der Geologie
noch eine unausgegorene Theorie, die von vielen Wissenschaftlern belächelt
wurde. Heute weiß man allerdings, dass die Austrocknung tatsächlich
stattgefunden hat und ein solches Ereignis in der Vergangenheit bereits
mehrmals stattgefunden hat.
Für die Neuausgabe im
Rahmen der Heyne Reihe Meisterwerke der Science Fiction hat der
ehemalige Redakteur und Herausgeber des Heyne SF-Programms noch einmal Hand
angelegt und den Roman komplett überarbeitet. Das heißt jetzt nicht, dass er
großartige Änderungen vorgenommen hat, sondern vielmehr einige
wissenschaftliche Fakten etwas angepasst hat. Dazu gibt es noch ein Nachwort
von Jeschke, in der er auf verschiedene Ereignisse eingeht, die ihn bewogen
haben, sich der damals umstrittenen Austrocknungstheorie anzuschließen und
seine Handlung darauf aufzubauen. Garniert wird das kleine Juwel mit einem
Vorwort von Frank Schätzing, der mit seinem Science Thriller Der Schwarm
einen Bestseller abgeliefert hat. Der letzte Tag der Schöpfung ist ein
Roman, der in keiner guten SF-Sammlung fehlen darf.
Der
letzte Tag der Schöpfung
von Wolfgang
Jeschke
erschienen im Heyne
Verlag, im November 2005
ISBN: 978-3-453-52121-6