Sonntag, 29. Juli 2012

Schmitz' Katze/Schmitz' Mama


Schmitz' Katze/Schmitz' MamaEigentlich ist Ralf Schmitz weniger als Buchautor bekannt, sondern eher als erfolgreicher Comedian mit seinem eigenen Programm oder in der TV-Serie Die dreisten Drei. Allerdings hat ihn die Zuneigung zu seiner weit über zwanzig Jahre alten Katze Minka dazu bewogen mal auf eine andere Weise seine Computertastatur unsicher zu machen. Doch wer nun einen der unzähligen Katzenratgeber aus  der Sachbuchabteilung erwartet, wird mit Schmitz Katze nicht ganz glücklich werden. Schmitz gibt vielmehr jede Menge Anekdoten aus dem Zusammenleben mit seiner Katze zum Besten, von seiner Kindheit bis heute.

Jeder, der ein Tier sein Eigen nennt oder mal eins hatte, hat jede Menge Geschichten darüber auf Lager. Bei Ralf Schmitz ist das ähnlich, aber er verpackt seine Erlebnisse in dem augenzwinkernden Humor,  der ihn auch sonst ausmacht. Dabei muss man feststellen, dass sich manche Sachen mit dem Selbsterlebten decken und das Katzen und Hunde sich manchmal doch gar nicht so unähnlich sind. Angesprochen gefühlte  Feliden und Caniden mögen mir den letzten Satz verzeihen, denn die Feststellung ist rein subjektiv.

Sei es der erste Kontakt mit dem Tier durch den Eigentümer, dem/der Freund/-in oder einfach nur der stinknormale Alltag, der Autor verpackt alles in humorvolle Geschichten, die manchmal übertrieben wirken, aber dennoch Spaß machen. So entsteht ein Buch, das nicht nur für Katzenbesitzer interessant ist, sondern auch für den "normalen" Leser einiges zu bieten hat.

Da sich Schmitz‘ Katze zu einem Bestseller entwickelte, stand es außer Frage, dass uns der Comedian noch mit weiteren lustigen Geschichten aus seinem Leben beglücken würde. Nach Minka beschäftigte er sich mit der nächsten seiner Bezugspersonen, seiner Mutter.

Schmitz‘ Mama setzt auf das gleiche Konzept wie sein Vorgänger. Lustige Anekdoten kombiniert mit seinen eigenen Kommentaren. Wer nun aber meint, dass der Autor vergeblich auf das gleiche Pferd gesetzt hat, der irrt. Wieder gelingt es Schmitz mit teils liebevollem, teils auch frechen Witz seine eigene Vergangenheit darzustellen. Tatsächlich beschränkt er sich dabei nicht nur auf seine Mutter, sondern nimmt auch den Rest der Familie mit ins Visier. Kein Wunder, denn jeder weiß wie leicht (oder auch schwer) das Leben mit den lieben Anverwandten sein kann. Selbstironisch schildert er seine Kindheitserlebnisse, lässt den Leser ahnen was passiert, wenn seine Mutter auf seine Freundin trifft oder wie teilweise bekloppt die Urlaubsreisen mit Verwandten sein können. So mancher Leser wird mit einiger Belustigung feststellen, dass der Wahnsinn nicht nur in seinem Familienkreis seine fette Beute sucht, sondern wie stark die Ähnlichkeiten mit ähnlich gestressten Söhnen oder Töchtern von anderen Müttern sind.

Der bei Weltbild erschienene Band enthält beide Bücher von Ralf Schmitz. Es ist schon ein wenig ungewöhnlich vom Haustier zur Mutter zu kommen, aber beide Sachen machen jede Menge Spaß. Schmitz beherrscht meisterhaft die Kombination zwischen zarten Grinsen und einem absoluten Schenkelklopfer. Dabei ist alles dann auch so quirlig geschrieben wie es der Autor selbst in seinem Bühnenprogramm wiedergibt.

Für mich war es auf jeden Fall ein sehr schöner Ausflug in eine andere Literaturgattung, der mir jede Menge Vergnügen beschert hat. Sehr lesenswert. 

Schmitz Katze/Schmitz Mama
von Ralf Schmitz
erschienen im Weltbild Verlag im Juni 2012
ISBN: 9-3-8289-3657-7

Sonntag, 22. Juli 2012

Godzilla (1954, uncut)


Godzilla
Er ist eines der berühmtesten Monster der Filmgeschichte und bis heute eine Legende. Wenn Godzilla durch die liebevoll modellierten Papplandschaften stapft, dann schlägt so manchem das Herz höher. Ich erinnere mich gerne an die Jugendvorstellungen, die jeden Samstagnachmittag stattfanden. Mühevoll hatte man sein Taschengeld für einen Kinogang zusammengekratzt, um entweder den großen grünen Kerl zu sehen oder mit Herkules und Konsorten Abenteuer in der Antike zu bestehen. Die Stimmung im meist gleichaltrigen Publikum war gut, was man von seinem Magen nicht behaupten konnte, da man zu viel Süßigkeiten in sich rein gestopft hatte...

Der filmische Auslöser für die Godzilla-Filme bildete der 1953 in die Kino gekommene Panik in New York (The Beast fom 20000 Fathoms) von Eugene Lourie. In diesem Film wurde ein am Nordpol tiefgefrorener Dinosaurier durch einen Atombombenversuch aus seinem Tiefschlaf gerissen. Kein geringerer als Ray Harryhausen hatte dem Dino per Stop-Motion-Technik Leben eingehaucht und ihn zerstörend durch die Straßen von New York geschickt. Schon rund 20 Jahre vorher hatte Effektguru Willis O’Brien King Kong zum Leben erweckt und damit neue Maßstäbe gesetzt. Der Erfolg beider Filme hatte gezeigt, dass sich durchaus Zuschauer für diese Art von Filmen finden konnten.

Godzilla ist aber mehr als nur ein bloßer Monsterfilm. In ihm wird zum Teil auch das atomare Trauma Japans verarbeitet, ihm eine Gestalt gegeben. Der König der Monster ist nämlich keine Laune der Natur, sondern vielmehr das Produkt amerikanischer Atombombenversuche im Pazifik. Wo er hinkommt zerstört er nicht nur Städte, sondern breitet auch radioaktive Verseuchung aus. Ein zur Gestalt gewordener Albtraum also.

Als Regisseur konnte Ishiro Honda verpflichtet werden, der viele Jahre als Second Unit-Regisseur von Akira Kurosawa gearbeitet hat. Sein, aus heutiger Sicht, etwas antiquierter Inszenierungsstil macht einen großen Teil des etwas naiven Flairs dieses Films auf. Zwar hat die Story auch ihre Höhen, ist aber auf weite Strecken vorhersehbar. Aber das macht nichts, denn ein Godzilla-Fan weiß ganz genau, worauf es bei einem Film um den grünen Kerl hauptsächlich ankommt: auf die Monsterszenen. Schon 1954 stand fest, dass Stop-Motion einfach zu teuer für diese Art von Produktion ist. Also steckte man einen Schauspieler in ein relativ aufwendig gemachtes Gummikostüm, um ihn dann in Zeitlupe durch eine Miniaturlandschaft trampeln zu lassen. Garniert wird alles noch mit ein paar pyrotechnischen Effekten und voila man hat seinen fertigen Kaiju-Streifen. Übrigens eine Vorgehensweise, die sich bis zu vorläufigen Ende der Godzilla-Film gehalten hat, später dann sehr kunstvoll mit Computereffekten kombiniert wurden.

Das Ziel von den Toho Studios war es den Film zu einem weltweiten Erfolg zu machen. So wurde er auch teilweise auch mit amerikanischem Geld finanziert. Allerdings stellte sich, nach den Gedankengängen der US-Beteiligten, ein kleines Problem: rein japanische Filme wollte niemand in den USA sehen (ein Trugschluss). Also drehte man kurzerhand einige Szenen mit einem findigen Journalisten, damit auch das amerikanische Publikum „zufrieden“ war. Als Darsteller verpflichtete man Raymond Burr, der sich in vielen kleinen Rollen einen Namen gemacht hat, aber dabei auch mit vielen Filmgrößen zusammengearbeitet hat. So war er unter anderem auch der Gegenpart zu James Stewart in Alfred Hitchcocks Das Fenster zum Hof. Großen Bekanntsheitsgrad gewann er auch durch Fernsehserien wie Perry Mason oder Der Chef.

In Deutschland würde Godzilla erst einmal um eine gute Viertelstunde gekürzt. Man wollte anscheinend den Zuschauer nicht mit einem Subplot überfordern, der einen kleinen Einblick in die japanische Mentalität gewährte. Denn der naive Professor Ogata ist alles andere als der liebe Onkel aus der deutschen Fassung. Die weibliche Hauptfigur Emiko hat ja die Aufmerksamkeit des schneidigen Offizier Ogata auf sich gezogen. Nur die Sache hat ein Problem: Die junge Dame ist dem verschrobenen Dr. Sarizawa versprochen. Der gesamte Subplot der daraus resultierenden Ereignisse fehlt in der deutschen Kinofassung komplett. Hinzu kommen noch einige andere kleinere Charakterszenen, die zumindest etwas Tiefe in die Handlung gebracht hätten.

Für alle Video- und DVD-Versionen war die gekürzte deutsche Fassung die Grundlage gewesen bis 2007 bei Splendid Video endlich die ungeschnittene Version von Godzilla erschien. Auf eine Synchronisation wurde bei den neuen Szenen verzichtet, dafür wurden sie aber wenigsten deutsch untertitelt.

Aber auch wenn die Veröffentlichung der ungekürzten Version begrüßenswert ist, an den technischen Gegebenheiten der DVD hat sich kaum etwas geändert. Das Bild bewegt sich gegenüber den vorigen DVD-Versionen auf einem etwas höheren Niveau, aber von einer großangelegten Restaurierung fehlt jede Spur. Das Alter des Films fällt an jeder Ecke und Kante auf. Die Schärfe ist oft ungenügend und das Master strotzt nur so von Beschädigungen. Auch einige Artefakte der Kompression sind zu bemerken. Positiv ist das Fehlen der Hacker aus der alten Version. Es sind zwar Brüche vorhanden, aber diese sind nicht mehr so gravierend wie bei den vorangegangenen Editionen. Die „neuen“ Szenen fügen sich übrigens nahtlos in die fragwürdige Bildqualität ein.

Auch vom Ton sollte man keine Wunder erwarten. Er liegt in einem sehr blechernen Mono vor, eher in der Qualität eines alten Mittelwelleradios. Die japanische Spur klingt etwas frischer, ist aber nicht wesentlich besser.

Bonusmaterial findet man wenig. Bis auf zwei Trailer, der eine zum Film selbst, der andere zu Godzilla Final Wars, halten diesen Teil der DVD recht überschaubar.

Kaiju-Filme hin oder her. Godzilla gehört mit zu den Meilensteinen der Filmgeschichte. Regisseur Ishiro Honda liefert eine sehr routiniert gefilmte Geschichte ab, unter deren Oberfläche deutlich mehr zu finden ist. Nicht die Natur hat das Monster geschaffen, sondern die Atombomben, die im Pazifik gezündet wurden. Damit nicht genug, denn Godzilla zieht auch eine Spur tödlicher Radioaktivität hinter sich her, deren Spätfolgen in diesem Film noch nicht gezeigt werden. Im Gegensatz zu seinen Nachfolgern besitzt der erste Godzilla-Streifen eine gewisse Tiefe, auch wenn klar und deutlich der Unterhaltungswert im Vordergrund steht. Aber vielleicht macht auch gerade das den Reiz an dem König der Monster aus, denn bis heute erfreut er sich einer wachsenden Schar von Fans.

Leider ist die technische Umsetzung der deutschen DVD sehr misslungen. Bild und Ton können bei weitem nicht überzeugen, von einer Restauration ist nicht zu bemerken. Es wurde anscheinend einfach eine neue Schnittfassung auf der Basis der alten deutschen Version erstellt. Eigentlich keine gute Idee. Die Frage ist auch, ob ein anderes Master verfügbar gewesen wäre? Diese Frage lässt sich eindeutig beantworten wenn man sich die diversen japanischen Veröffentlichungen anschaut sowie die amerikanische Blu-ray-Veröffentlichung von Criterion im Januar 2012.

Solange eine restaurierte Version von Godzilla auf dem deutschen Markt nicht verfügbar ist, muss man sich mit dieser DVD begnügen. Zwar macht sie von der technischen Umsetzung her keinen großen Spaß, aber ist dennoch was für Fans des Königs der Monster.

Godzilla - Das Original (Japanischen Langfassung)
Japan 1954
erschienen bei Splendid Video im Jahr 2007
EAN: 4013549871211 

Samstag, 21. Juli 2012

All-Star Batman (Gesamtausgabe)

All-Star Batman
Er ist ein Vigilant, der von Gothams Polizei gejagt wird. Jemand, der mit fragwürdigen Methoden gegen die Unterwelt der Stadt vorgeht. Er ist das Gewissen eines gnadenlosen Molochs, der nicht nur die Schuld am Tod seiner Eltern trägt, sondern dessen dunkles Produkt er ist: Batman. Bruce Wayne, geprägt von der grauenhaften Tat, der seine Eltern zum Opfer fielen, hat geschworen den Verbrechern seiner Stadt das Fürchten zu lehren. Mir Erfolg, wie sich gezeigt hat. Rigoros geht er sowohl gegen Gangster als auch korrupte Polizisten vor, die gnadenlos jeden niederknüppeln, der zu viele Fragen stellt.

Als Bruce Wayne die Journalistin Vicki Vale zu einem Date in den Zirkus einlädt, geschieht das nicht ohne Hintergedanken. Er will sich dort den jüngsten Spross einer etablierten Artistenfamilie anschauen. Der zwölfjährige Dick Grayson ist in seinen Augen ein vielversprechendes Talent, um möglicherweise ein Helfer bei seiner Mission zu werden. Aber Wayne ist sich nicht sicher, ob der Kleine noch zu jung ist. Doch die Entscheidung wird ihm abgenommen. Graysons Eltern werden während der Vorstellung von einem Killer erschossen; vor den Augen Dicks. Nachdem Batman sich den ausführenden Killer geschnappt hat, der nichts anderes als ein kleiner Fisch ist, befreit er den Jungen aus den Klauen korrupter Cops, die ihn aus dem Weg räumen wollen. Der Dunkle Ritter ist der Ansicht, dass es an der Zeit ist, sich Grayson anzunehmen. Ein Helfer, der aus einem ähnlichen Antrieb handelt wie er. Doch er ahnt nicht, auf welches Abenteuer er sich einlässt…

Seit der Erschaffung von Batman durch Bob Kane und Bill Finger hat der Superheld viele Veränderungen durchgemacht und seine Entstehungsgeschichte ist unzählige Male neu erzählt worden. Doch keiner hat sie so eindrucksvoll zu Papier gebracht wie Frank Miller in seiner Graphic Novel The Dark Knight Returns. Darin spielte er geschickt mit den ganzen Klischees rund um den Helden, die er geschickt kombiniert und ihn dadurch quasi neu erfand; ähnlich wie er es bei Daredevil getan hatte. Dabei zeigt sich auch, welche besondere Beziehung der zu Batman man. So ist es nicht verwunderlich, dass Miller sich ihm irgendwann erneut zuwenden würde.

Im Gegensatz zu den anderen Serien aus dem All-Star-Label von DC beschert uns Frank Miller hier eine Variante, die total ohne den Ballast der bisherigen Kontinuität auskommt. Vielmehr vermittelt er das Bild eines harten, kompromisslosen Helden mit einigen dunklen Schattenseiten. Die Welt, in der er unterwegs ist, ist genauso düster wie er selbst. Superhelden gelten als Verbrecher und die Justice League kann sich nur in heruntergekommenen Lagerhäusern treffen. Das Verhältnis untereinander ist ambivalent, während Batman nach wie vor der Einzelgänger ist, der er immer war. Die League ist ihm nicht suspekt. Kein Wunder, setzt sie sich doch aus Leuten zusammen, die selbst mit sich nicht zurechtkommen. Selbst Superman ist sich über seine kompletten Fähigkeiten nicht bewusst, wie sich im weiteren Verlauf herausstellt.

Einmal mehr nimmt Miller das DC-Universum auseinander, um es neu zusammenzusetzen. Dabei bietet er ein Bild mit Ecken und Kanten von denen der Leser fasziniert ist. Seine Story ist schlüssig, bietet einige unerwartete Wendungen sowie einen neuen Blick auf alte Charaktere. Die Auftritte von Black Canary und Batgirl stellen sich als wahre Bereicherung heraus, die der ganzen Geschichte ihre Würze geben. Aber im Vordergrund steht die Entstehung des dynamischen Duos: Batman & Robin.

Beides sind gebrochene Menschen mit einigen Gemeinsamkeiten aber auch mit großen Unterschieden. Robin ist auf Rache an den Mördern seiner Eltern aus, was Batman fast schamlos ausnutzt. Er muss Dicks Gefühle einfach nur in die richtige Richtung kanalisieren. Doch genau das stellt sich im weiteren Verlauf der Story als schwierig heraus, denn der Wunderknabe schnellt etwas über das Ziel hinaus, was Green Lantern schmerzlich erfahren muss. Aber genau solche Wendungen in dieser Geschichte machen das Flair aus, mit denen Frank Miller aufwartet. Er gewinnt dem alten Klischee viele neue Seiten ab, bei denen dem Leser sprichwörtlich die Spucke wegbleibt. Ist das der Batman, den man allgemein kennt? Eine gute Frage, aber Frank Miller hat mit seinen Beiträgen zu DC-Universum die Richtung für den Dunklen Ritter vorgegeben. So wird der althergebrachte Charakter glaubwürdiger und greifbarer.

Bei All-Star Batman konzentrierte sich Frank Miller voll und ganz auf die Story. Die Zeichnungen für die zehnteilige Serie liefert Jim Lee, der ebenfalls einen guten Namen in der Comicwelt hat. Er war einer derjenigen, die zusammen mit Todd McFarlane, Anfang der 90er Jahre die Szene mit der Gründung von Image etwas aufmischten. Allerdings arbeitete er später immer wieder für die beiden Branchenriesen DC und Marvel. Nachdem sein eigenes Studio Wildstorm 2010 geschlossen wurde, ist er seitdem Mitherausgeber bei DC. Unter anderem geht auch der komplette Reboot des DC-Universums im September 2011 auf sein Konto. Er selbst arbeitet, u. a. bei der auferstandenen Justice League mit.

Jim Lee verleiht Frank Millers Story sozusagen die dritte Dimension. Kraftvolle Zeichnungen mit jeder Menge Action eröffnen vor den Augen des Lesers eine Welt, die sich fest an Millers Vision der Geschichte hält. Auffallend ist die häufige Verwendung von filmischen Stilmitteln, was die Zeichnungen lebendiger werden lässt. Lee bietet oft epische Motive, wobei er sich total aus der Sklaverei fester Panels befreit. Er breitet die Story mit großformatigen Bildern aus und spielt dabei mit allen ikonischen Klischees mit denen seine Vorgänger bei Batman aufgewartet haben. Zusammengenommen entsteht eine cineastische Qualität mit der nur wenige andere Zeichner von Lees Format mithalten können.

Leider hat All-Star Batman ein relativ offenes Ende. Tatsächlich ist es so, dass noch ein abschließender Sechsteiler geplant ist, dessen Erscheinungsdatum allerdings noch in den Sternen steht. Mit Erscheinen des Abschlusses soll die Reihe auch in Dark Knight: Boy Wonder umbenannt werden.

Der im Juli 2012 bei Panini Comics erschienene Band enthält die kompletten zehn US-Hefte der Serie, die zwischen 2005 und 2008 erschienen sind. Dabei beeindruckt der Verlag einmal mehr durch eine sehr gute Druckqualität, was vor allem Jim Lees genialen Zeichnungen und vor allem der gut platzierten Farbgebung zugutekommt. Hinzu kommt noch die Tatsache, dass die deutsche Übersetzung von Steve Kups dem oft rauen Stil von Frank Millers Story sehr gerecht wird. Als besondere Extras bekommt man noch die kompletten Titelbilder der Serie sowie Porträts der Macher geboten.

Wer nicht unbedingt die Batman-Serien aus dem normalen Kontext von DC lesen will, ist mit All-Star Batman sehr gut bedient. Die Handlung ist sehr atmosphärisch, die Zeichnungen von toller Qualität. Egal ob man sich für die Hard- oder Softcoverausgabe entscheidet, mit diesem Comicbuch ist man auf jeden Fall auf der sicheren Seite. Sehr empfehlenswert.

 
All-Star Batman (Gesamtausgabe)
von Frank Miller, Jim Lee & Scott Williams
erschienen bei Panini Comics im Juli 2012
ISBN: 978-386201-425-5

Donnerstag, 19. Juli 2012

From Dusk Till Dawn

Copyright by StudioCanal
From Dusk Till Dawn - Special Edition 

Originaltitel: From Dusk Till Dawn
Regie: Robert Rodriguez
Darsteller: Harvey Keitel, George Clooney, Quentin Tarantino, Juliette Lewis, Cheech Marin, Fred Williamson, Salma Hayek, Tom Savini, Danny Trejo, u. a.
Region: Region B
Bildformat: 1.85: 1 (anamorph)
Ton/Sprachen: Deutsch, Englisch (DTS 5.1 Master Audio)
Special Features:  Audiokommentar, Dokumentation „Full Tilt Boogie“, Interviews mit George Clooney & Robert Kurtzman, Dokumentation „Hollywood goes to Hell“, Die Kunst diesen Film zu machen, Beim Dreh, zusätzliche und alternative Szenen, Musikvideos, Trailer, Wendecover
 
Eigentlich befinden sich die Gebrüder Gecko auf der Flucht, nachdem sie einen Raubüberfall in Texas verübt haben und eine blutige Spur durch den amerikanischen Bundesstaat ziehen. Eigentlich wollen sie um jeden Preis nach Mexiko gelangen, um dort der Justiz zu entgehen. Um nicht aufzufallen nehmen seinen vom Glauben abgefallenen Prediger und seine Familie als Geisel, damit sie unauffällig über die Grenze zu kommen, was Ihnen auch gelingt. Mit einem Hehler haben die Geckos einen Treffpunkt kurz dahinter ausgemacht, der sich als nicht so gute Wahl erweist. Das „Titty Twister“ mag oberflächlich wie eine Trucker- und Rockerkneipe aussehen, doch unter der schmutzigen Oberfläche steckt viel mehr. Als die Sonne am Horizont versinkt sehen sich die Geckos und der Prediger einer Bedrohung gegenüber, die sie sich noch nicht einmal in ihren schlimmsten Albträumen ausmalen können…

Bei From Dusk Till Dawn ist die Story schnell umrissen, denn eigentlich sind die Thrillerelemente, die stark an die Exploitation-Filme aus den 70er Jahren erinnern nur ein schmackhaftes Beiwerk. Im Vordergrund stehen eher die exzellenten Spezialeffekte sowie gut gelaunte Schauspieler, denen man den Spaß bei der Arbeit anmerkt. Ursprünglich war der Film als Showreel für die K. N. B. Effects Group gedacht gewesen. Doch als dann Quentin Tarantino und Robert Rodriguez an Bord kamen, entwickelte sich aus der Showreel ein richtig blutiges Spektakel. Rodriguez Film ist hart, schmutzig und geradlinig. Er ist gespickt mit spannenden Charakteren, die von Darstellern gespielt werden, denen man den Spaß, den sie am Set gehabt haben, direkt ansieht. Mit Harvey Keitel, der bereits bei Reservoir Dogs mit Tarantino zusammen gearbeitet hat, konnte ein schauspielerisches Urgestein verpflichtet werden, der aus seiner Rolle das Beste herausholt. Mit George Clooney verpflichtete man damals ein noch recht neues Gesicht. Zwar hatte er schon seine Sporen in diversen TV-Serien verdient, doch From Dusk Till Dawn war seine erste Filmrolle. Und die spielt er bereits so gut, wie man es heute von ihm gewohnt ist. Obwohl Seth Gecko ein brutales Ekelpaket ist, besitzt er doch Herz, ist aber gleichzeitig auch kompromisslos. Sein Bruder Richard dagegen ist ein perverses Schwein, dessen Vergewaltigungen immer in einem Blutbad enden müssen. Ihnen zur Seite stehen unter anderem Cheech Marin, Danny Trejo und Fred Williamson, die teilweise den Hauptdarstellern die Schau stehlen. Ebenfalls einen sehr schönen Part spielt der Make Up-Magier Tom Savini (Dawn of the Dead) als Sex Machine, der mit einer ganz besonderen Waffe aufwartet.

Auch fast zwei Jahrzehnte nach seiner Entstehung hat From Dusk Till Dawn nichts von seinem Reiz verloren. Es wird metertief im Blut gewatet und das Zählen der gepfählten Vampire erweist sich als müßig, denn irgendwann verliert man den Überblick. Gleichzeitig bekommt der Zuschauer eine gute Portion schwarzen Humor geboten, bei dem manchmal das Lachen im Hals stecken bleibt. Im Laufe der Zeit hat sich das Gemeinschaftswerk von Tarantino und Rodriguez zu einem richtigen Kultklassiker entwickelt, der unter Fans einen ganz besonderen Status genießt.

Es gibt eine Genrefilme, die hierzulande den Status einer heiligen Kuh besitzen. From Dusk Till Dawn gehört dazu, denn er wurde kurz nach seiner Veröffentlichung für den Heimkinomarkt indiziert. An die ungekürzte Fassung war nur schwer heranzukommen. Natürlich gab es auch eine Version, die frei im Handel verfügbar war, aber auch um rund 15 Minuten gekürzt. Außerdem wurden die Freunde von Originalversionen bei der DVD zudem noch mit nicht ausblendbaren Untertiteln in der englischen Version beglückt. Also nicht gerade eine runde Sache.

Als sich der Disney Konzern von Miramax trennte, gingen auch die Rechte der Tochter Dimension Films an einen neuen Lizenznehmer über. Der komplette Filmstock von Miramax/Dimension wurde  von Lionsgate gekauft. Es dauerte eine gewisse Zeit bis die Lizenzen von Buena Vista, dem Filmvertrieb von Disney, auf den neue Besitzer übergingen. Für den europäischen Markt konnte StudioCanal, eine Tochter des französischen Pay-TV-Senders Canal +, durch einen Deal mit Lionsgate die Rechte erwerben. Nachdem die ehemalige Kinowelt AG in StudioCanal aufgegangen war, stand einer neuen Veröffentlichung von From Dusk Till Dawn nichts mehr im Wege.

Ende 2011 erfolgte die Veröffentlichung der DVD, im April 2012 die der Blu-ray. Für das neue Release wurde dem Film ein neuer digitaler Transfer gegönnt. Gleichzeitig erschien auch für den Markt eine neue Schnittfassung der gekürzten Version, die nur noch rund zwei Minuten kürzer als die ungeschnittene Fassung ist. Diese kann von dem geneigten Fan nur über den Fachhandel bezogen werden.

Mit seinen fast zwanzig Jahren auf dem Buckel macht der trashige Streifen eine sehr gute Figur auf Blu-ray. Das Bild beeindruckt mit einer sehr guten Brillanz, die durch beeindruckende Schwarzwerte und einem sauberen Kontrast unterstrichen wird. Die Farben werden satt, aber teilweise etwas zu satt wiedergegeben. Die Schärfe hat ein Niveau, das zeigt wie sehr die neue Abtastung über der alten steht. Leider gibt es auch einige Schwächen, dennoch macht der Film insgesamt eine gute Figur in HD.

Beide Tonspuren liegen in DTS 5.1 Master Audio vor. Die deutsche Fassung überzeugt durch eine gute Räumlichkeit und zahlreiche bidirektionale Effekte. Leise Töne werden ebenfalls gut wiedergegeben, ebenso wie der Bass. Doch auch wenn die deutsche Abmischung gelungen ist, beeindruckt die englische Originalversion durch eine wesentlich rundere Gesamtatmosphäre. Alles wirkt hier eine Spur wuchtiger.

Das man es hier mit einem Kultfilm zu tun hat fällt auch bei der Sonderausstattung auf. Als erstes kann man auf der Film-BD einen tollen Audiokommentar von Rodriguez und Tarantino genießen. Weiter geht es mit Interviews mit George Clooney und Robert Kurtzman. Interessant dabei ist, dass Clooney sich sehr bewusst ist, welche Bedeutung From Dusk Till Dawn für seine Karriere hat. Die absoluten Highlights sind aber die beiden Dokumentationen Hollywood goes to Hell, Die Kunst, diesen Film zu machen und Full Tilt Boogie. Bei letzterer handelt es sich um deine Doku in Spielfilmlänge, die jeden Aspekt der Dreharbeiten abdeckt. Den Abschluss bilden Deleted Scenes, zwei Musikvideos und ein Kinotrailer. Außerdem wurde dem Doppel-BD-Set noch ein Wendecover spendiert.

Sehr lange hat man auf eine akzeptable Version von From Dusk Till Dawn gewartet. Was StudioCanal liefert ist die, auf die der Fan die ganze Zeit gewartet hat. Das aufwendig gestaltete Doppel-Blu-ray-Set wartet mit einer bemerkenswerten Bild- und Tonqualität auf. Gleichzeitig bekommt man noch jede Menge interessantes Bonusmaterial geboten, das einfach nur Spaß macht. Egal ob man sich die neu bearbeitete oder ungeschnittene Version (eindeutig vorzuziehen) kauft, man setzt auf jeden Fall auf das richtige Pferd.

Ein Kultklassiker in toller technischer Umsetzung auf einer exzellenten Blu-ray!


From Dusk Till Dawn
USA 1996
Special Edition

2-Blu-ray-Disc-Set
erschienen bei StudioCanal im April 2012
EAN: 4006680061344

Dienstag, 17. Juli 2012

Avatar - Aufbruch nach Pandora


Copyright by 20th Century Fox Home Entertainment
Avatar - Aufbruch nach Pandora
Extended Collector’s Edition

Originaltitel: Avatar
Regie: James Cameron
Darsteller: Sam Worthington, Zoë Saldana, Stephen Lang, Michelle Rodriguez, Sigourney Weaver
Region: Region B
Bildformat: 1.78: 1 (anamorph)
Ton/Sprachen: Englisch (DTS HD-Master Audio), Deutsch, Französisch (DTS 5.1), Tschechisch, Ungarisch, Slowakisch (DD 5.1)
Special Features: Original Kinofassung 2009, Kinofassung 2010, Extended Collector’s Cut inkl. alternativen Anfang, direkter Zugriff auf die neuen und erweiterten Szenen, 45 Minuten Deleted Scenes, Making of, Eine Nachricht von Pandora, 14 Clips mit Produktionsmaterial, Entstehung einer Szene, 17 Making of-Clips, Avatar Archiv, u. v. m.
 
Nachdem sein Zwillingsbruder bei einem Raubüberfall ermordet wird, bekommt der querschnittsgelähmte Ex-Marine Jake Sully eine neue Chance. Er soll in die Fußstapfen seines Bruders bei einem faszinierenden Projekt werden. Hierbei soll er sein Bewusstsein zeitweise in einen speziellen Körper, einem Avatar, transferieren, um den Kontakt zu den Ureinwohnern auf Pandora, dem Mond des Gasriesen Polyphem im Sonnensystem Alpha Centauri, zu erleichtern. Dort wird das seltene Mineral Unobtanium im Tagebau abgebaut, was zu erheblichen Umweltschäden führt. Das von dem Konzern RDA ins Leben gerufene Avatar-Programm dient aber nicht nur der Kontaktaufnahme. Man will so auch mehr über die Schwachstellen der Na’vi erfahren. Unter einem Dorf der Ureinwohner befindet sich eines der größten Unobtanium-Vorkommen auf Pandora und man will diese zur Umsiedlung bewegen; notfalls auch mit Gewalt.

Von dem Sicherheitschef der irdischen Station bekommt Jake den Auftrag mehr über die Na’vi herauszufinden. Er willigt ein, stellt aber bald fest, wie verkehrt diese Aufgabe ist. Jake lernt die Kultur und Gebräuche der Na’vi näher kennen. Dabei verliebt er sich nicht nur in Pandora, sondern auch in Neytiri, die ihm alles Wissenswerte beibringen soll. Doch die Zeit wird knapp und Sully wird vor eine schwere Entscheidung gestellt…

Bereits in der Besprechung zur normalen Kinoversion wurde auf den Verlauf der Entwicklung von AVATAR eingegangen. Schon bereits kurz vor dem Ende der Dreharbeiten von TITANIC präsentierte Cameron seinem Produktionsleiter Jon Landau die ersten Konzepte zu AVATAR. Es wurde jedoch schnell klar, dass eine Realisierung nach Camerons Vorstellungen zu diesem Zeitpunkt schwer möglich bzw. sogar unmöglich war. Zum einen weil die Computertechnik in diesem Bereich noch nicht so weit war, zum anderen, weil die Produktionskosten ein Vielfaches von dem verschlingen würden, was AVATAR später gekostet hat. Auf der anderen Seite blieb Zeit das Konzept des Films detailreich zu entwickeln, was dem späteren Endprodukt nur gut getan hat.

Sicherlich erscheint die Story von AVATAR auf den ersten Blick nicht sehr originell. Die Geschichte des Fremden im fremden Land wurde schon oft erzählt, wie man meisterhaft beispielsweise in LAWRENCE OF ARABIA, DER MIT DEM WOLF TANZT oder THE LAST SAMURAI sehen kann. Nichtsdestotrotz handelt sich dabei um eine Geschichte, die universell in jedem Kulturkreis funktioniert; ähnlich wie HERR DER RINGE oder TITANIC. Was allerdings an AVATAR fesselt sind die kleinen Details des Planeten Pandora. Vor allem seine Flora und Fauna wirken zuerst fremdartig, später dann aber auch vertraut. Kein Wunder, denn die Künstler, die mit James Cameron zusammenarbeiteten, ließen sich von der Natur inspirieren, auch wenn sie einige sehr fremdartige Dinge aufgegabelt haben.

Ein weiterer Faktor des maßlosen Erfolgs von James Camerons erstem Spielfilm nach TITANIC ist natürlich auch die neuartige 3D-Technik. Nachdem fast jedes Studio versucht hatte seit 2008 die Attraktion publikumswirksamer zu gestalten, zeigte Cameron mit dem von ihm mitentwickelten Fusion-Kamerasystem, wie es funktioniert. Mit dem Fusion-System ist man in der Lage zwei Bilder gleichzeitig aufzunehmen und diese zu einem stereoskopischen Komposit zusammen zu setzen. Das Resultat ist ein echtes 3D-Bild, das in seiner Qualität jeden hochkonvertierten Film in den Schatten stellt.

Schon im Vorfeld zu AVATAR begannen die großen Filmgesellschaften damit die 3D-Technik ins Kino zu bringen, wenn auch mit eher mäßigen Erfolg. So nahmen viele Filmschaffende Abstand von der neuen Methode Filme zu machen, aber auch Projekte, die in 3D kommen sollten, wurden abgesagt. Doch das änderte sich nach dem 17. Dezember 2009 schlagartig.

Nachdem schon relativ früh ein Teasertrailer erschienen war, erregten sich diverse Fans über die Story des Films oder über seine Machart. Viele rechneten damit, dass Cameron nun sein WATERWORLD erleben würde, wie 1995 Kevin Costner. Dabei ähnelten alle Phrasen sehr stark den Kommentaren, die auch über TITANIC geschrieben wurden. Doch letztendlich entscheiden nicht die Schreiberlinge in Internetforen über den Erfolg am Boxoffice, sondern der Zuschauer. Wie sich zeigte hat James Cameron auch diesmal wieder auf das richtige Pferd gesetzt, denn AVATAR wird mittlerweile auch oft als STAR WARS des 21. Jahrhunderts gesehen. Natürlich ist der Erfolg des Films zum größten Teil auf seine visuelle Stärke zurückzuführen, aber in der heutigen Zeit kommt es sehr selten vor, dass ein Streifen fast ein halbes Jahr in diversen Kinos läuft, um dann auch noch in einem Rerelease zu trumpfen.

Bereits im April 2010 wurde AVATAR auch für den Home Entertainment-Markt erschlossen. Dabei handelte es sich, sowohl auf Blu-ray als auch auf DVD um die reine Kinoversion. Keinerlei Extras waren enthalten, weil man die volle Kapazität der beiden Medien ausnutzen wollte. Das Ergebnis war mehr als beeindruckend, vor allem auf BD.

Die Extended Collector’s Edition besteht auf drei Blu-rays. Die erste enthält drei verschiedene Versionen des eigentlichen Films, während sich auf den anderen beiden die zahlreichen Extras verteilen.

Auf der ersten Disc befinden sich sowohl die Kinofassung als auch die im August 2010 in die Kinos gebrachte Special Edition, die acht Minuten länger geht. Die auf der BD enthaltene Extended Collector’s Edition mit einer Gesamtlänge von rund drei Stunden. Dank Seamless Branching ist es möglich alle drei Versionen auf eine Scheibe zu bannen. Wie schon bei der vorangegangenen Edition hat man auch hier weitgehendst auf technische Spielereien verzichtet. Einzig ein direkter Zugriff auf die jeweiligen neuen Szenen ist enthalten.

Die Bildqualität steht der alten Stand Alone-Version in keiner Weise nach. Das Bild überzeugt mit einer großartigen Tiefenschärfe, die die Einzelheiten sehr plastisch erscheinen lässt. Die kräftige Farbgebung zeigt eindrucksvoll zu was die BD eigentlich fähig ist. Da AVATAR direkt vom digitalen Master aufbereitet wurde, sind weder ein Bildrauschen noch andere digitale Störungen zu erkennen. Man kann mit Fug und Recht behaupten hier eine perfekte Blu-ray vor sich zu haben.

Dies trifft auch auf den Ton zu. Der englische Originalton liegt sowohl DTS-HD als auch in einem „familienfreundlichen“ Dolby Digital 2.0-Format vor. Die Abmischung bietet einen sehr gut abgemischten Klangteppich, der dem entsprechenden Verstärker einiges abverlangt. Der deutsche Ton liegt, wie so oft bei Fox-Blu-rays, „nur“ in DTS vor. Systembedingt klingt er nicht ganz so dynamisch wie sein großer englischer Bruder, weiß aber dennoch zu beeindrucken, da er nicht wesentlich von ihm abfällt. Auch hier versteht man die Dialoge einwandfrei und die Abmischung macht ebenfalls großen Spaß.

Im Gegensatz zur Stand-Alone-Version vom April 2010 bekommt man nun auch endlich Extras geboten, die einen Einblick in die Entstehung geben. Diese wurden auf die restlichen beiden Discs verteilt.

Der Bonusreigen wird mit rund 45 Minuten Deleted Scenes eingeleitet, die in keiner der vorhandenen Versionen enthalten waren. Hierbei handelt es sich auch um einige erweiterte Szenen. Sie werden jeweils von einem Einbettungssegment begleitet, um zu zeigen, wo sie hätten platziert werden sollen. Alle Deleted Scenes befinden sich noch in einem frühen Stadium der Produktion, was ebenfalls einen Eindruck über die Entstehung von AVATAR gibt.

Dieser wird noch abgerundet mit einem über eineinhalb Stunden langen Making of, das auch in verschiedenen Segmenten vorliegt. Produziert wurde es von Laurent Bouzereau, schon in der Vergangenheit mit sehr guten Dokumentationen aufwartete, zuletzt auch auf der Zurück in der Zukunft-Blu-ray-Edition. Von der Entwicklung bis hin zum fertigen Produkt erfährt man sehr viel über die Entstehung des Films, wobei man zahlreiche Aufnahmen der Dreharbeit zu sehen bekommt. Auch auf die technischen Schwierigkeiten beim Dreh und die Entwicklung der speziellen Technik wird sehr gut eingegangen.

Weiter geht es mit einer kurzen Dokumentation, die sich mit James Camerons Umweltaktivismus beschäftigt sowie einer Sektion mit Produktionsmaterial. Hier hat man die Casting Videos von Sam Worthington und Zoe Zaldana zusammengetragen, aber auch technische Tests, die den Fortschritt des Projekts noch weiter beleuchten.

Die dritte Scheibe bietet ein Segment, in denen man 17 Szenen in diversen Produktionsstadien sehen kann. Hinzu kommen noch mehrere Featurettes, von denen Teile auch schon im Making of auf Disc 2 zu sehen waren. Allerdings sind diese nun nach den verschiedenen Produktionsabteilungen aufgeteilt und teilweise etwas extensiver als in der Hauptdokumentation. Im Archivbereich der Scheibe findet man neben den diversen Trailern zum Film auch die Drehbuchentwürfe von James Cameron, eine Pandorapedia sowie die Texte zu den Liedern, die in AVATAR verwendet wurden. Abgerundet werden die Extras auf der dritten Scheibe mit mehreren Bildergalerien in HD sowie den Screentests der Hauptdarsteller.

Lohnt sich der Kauf der Extended Collector’s Edition von AVATAR? Für den Fan und Sammler auf jeden Fall, bekommt man doch hier, neben den verschiedenen Versionen, einen intensiven Einblick in die Entstehung des finanziell erfolgreichsten Films der letzten Jahre. Auch für diejenigen, die die vorige Edition besitzen ist AVATAR in dieser Version ebenfalls interessant. Doch letztendlich muss sich jeder selbst entscheiden, was er für sich persönlich vorzieht.

AVATAR lässt in jeder Version nicht viel zu wünschen übrig. Allerdings ist das hier besprochene Blu-ray-Set gegenüber der DVD-Version allein schon von der technischen Ausführung her unbedingt vorzuziehen; zumindest bis die 3D-Blu-ray im Herbst 2012 erscheint.

Avatar - Aufbruch nach Pandora
USA 2009
Extended Collector’s Edition

3-Blu-ray-Disc-Set
erschienen bei 20th Century Fox Home Entertainment im November 2010
EAN: 4010232050960