Er ist eines der berühmtesten Monster der Filmgeschichte und bis heute eine
Legende. Wenn Godzilla durch die
liebevoll modellierten Papplandschaften stapft, dann schlägt so manchem das
Herz höher. Ich erinnere mich gerne an die Jugendvorstellungen, die jeden
Samstagnachmittag stattfanden. Mühevoll hatte man sein Taschengeld für einen
Kinogang zusammengekratzt, um entweder den großen grünen Kerl zu sehen oder mit
Herkules und Konsorten Abenteuer in der Antike zu bestehen. Die Stimmung im
meist gleichaltrigen Publikum war gut, was man von seinem Magen nicht behaupten
konnte, da man zu viel Süßigkeiten in sich rein gestopft hatte...
Der filmische Auslöser für die Godzilla-Filme
bildete der 1953 in die Kino gekommene Panik
in New York (The Beast fom 20000
Fathoms) von Eugene Lourie. In diesem Film wurde ein am Nordpol
tiefgefrorener Dinosaurier durch einen Atombombenversuch aus seinem Tiefschlaf
gerissen. Kein geringerer als Ray Harryhausen hatte dem Dino per
Stop-Motion-Technik Leben eingehaucht und ihn zerstörend durch die Straßen von
New York geschickt. Schon rund 20 Jahre vorher hatte Effektguru Willis O’Brien King Kong zum Leben erweckt und damit
neue Maßstäbe gesetzt. Der Erfolg beider Filme hatte gezeigt, dass sich
durchaus Zuschauer für diese Art von Filmen finden konnten.
Godzilla ist aber mehr als
nur ein bloßer Monsterfilm. In ihm wird zum Teil auch das atomare Trauma Japans
verarbeitet, ihm eine Gestalt gegeben. Der König der Monster ist nämlich keine
Laune der Natur, sondern vielmehr das Produkt amerikanischer Atombombenversuche
im Pazifik. Wo er hinkommt zerstört er nicht nur Städte, sondern breitet auch
radioaktive Verseuchung aus. Ein zur Gestalt gewordener Albtraum also.
Als Regisseur konnte Ishiro Honda verpflichtet werden, der viele Jahre als
Second Unit-Regisseur von Akira Kurosawa gearbeitet hat. Sein, aus heutiger
Sicht, etwas antiquierter Inszenierungsstil macht einen großen Teil des etwas
naiven Flairs dieses Films auf. Zwar hat die Story auch ihre Höhen, ist aber
auf weite Strecken vorhersehbar. Aber das macht nichts, denn ein Godzilla-Fan weiß ganz genau, worauf es
bei einem Film um den grünen Kerl hauptsächlich ankommt: auf die Monsterszenen.
Schon 1954 stand fest, dass Stop-Motion einfach zu teuer für diese Art von
Produktion ist. Also steckte man einen Schauspieler in ein relativ aufwendig
gemachtes Gummikostüm, um ihn dann in Zeitlupe durch eine Miniaturlandschaft
trampeln zu lassen. Garniert wird alles noch mit ein paar pyrotechnischen
Effekten und voila man hat seinen fertigen Kaiju-Streifen. Übrigens eine Vorgehensweise,
die sich bis zu vorläufigen Ende der Godzilla-Film
gehalten hat, später dann sehr kunstvoll mit Computereffekten kombiniert
wurden.
Das Ziel von den Toho Studios war es den Film zu einem weltweiten Erfolg zu
machen. So wurde er auch teilweise auch mit amerikanischem Geld finanziert.
Allerdings stellte sich, nach den Gedankengängen der US-Beteiligten, ein
kleines Problem: rein japanische Filme wollte niemand in den USA sehen (ein
Trugschluss). Also drehte man kurzerhand einige Szenen mit einem findigen
Journalisten, damit auch das amerikanische Publikum „zufrieden“ war. Als
Darsteller verpflichtete man Raymond Burr, der sich in vielen kleinen Rollen
einen Namen gemacht hat, aber dabei auch mit vielen Filmgrößen
zusammengearbeitet hat. So war er unter anderem auch der Gegenpart zu James
Stewart in Alfred Hitchcocks Das Fenster zum Hof. Großen Bekanntsheitsgrad
gewann er auch durch Fernsehserien wie Perry Mason oder Der Chef.
In Deutschland würde Godzilla
erst einmal um eine gute Viertelstunde gekürzt. Man wollte anscheinend den
Zuschauer nicht mit einem Subplot überfordern, der einen kleinen Einblick in
die japanische Mentalität gewährte. Denn der naive Professor Ogata ist alles
andere als der liebe Onkel aus der deutschen Fassung. Die weibliche Hauptfigur
Emiko hat ja die Aufmerksamkeit des schneidigen Offizier Ogata auf sich
gezogen. Nur die Sache hat ein Problem: Die junge Dame ist dem verschrobenen
Dr. Sarizawa versprochen. Der gesamte Subplot der daraus resultierenden
Ereignisse fehlt in der deutschen Kinofassung komplett. Hinzu kommen noch
einige andere kleinere Charakterszenen, die zumindest etwas Tiefe in die
Handlung gebracht hätten.
Für alle Video- und DVD-Versionen war die gekürzte deutsche Fassung die
Grundlage gewesen bis 2007 bei Splendid Video endlich die ungeschnittene
Version von Godzilla erschien. Auf
eine Synchronisation wurde bei den neuen Szenen verzichtet, dafür wurden sie
aber wenigsten deutsch untertitelt.
Aber auch wenn die Veröffentlichung der ungekürzten Version begrüßenswert
ist, an den technischen Gegebenheiten der DVD hat sich kaum etwas geändert. Das
Bild bewegt sich gegenüber den vorigen DVD-Versionen auf einem etwas höheren
Niveau, aber von einer großangelegten Restaurierung fehlt jede Spur. Das Alter
des Films fällt an jeder Ecke und Kante auf. Die Schärfe ist oft ungenügend und
das Master strotzt nur so von Beschädigungen. Auch einige Artefakte der
Kompression sind zu bemerken. Positiv ist das Fehlen der Hacker aus der alten
Version. Es sind zwar Brüche vorhanden, aber diese sind nicht mehr so gravierend
wie bei den vorangegangenen Editionen. Die „neuen“ Szenen fügen sich übrigens
nahtlos in die fragwürdige Bildqualität ein.
Auch vom Ton sollte man keine Wunder erwarten. Er liegt in einem sehr
blechernen Mono vor, eher in der Qualität eines alten Mittelwelleradios. Die
japanische Spur klingt etwas frischer, ist aber nicht wesentlich besser.
Bonusmaterial findet man wenig. Bis auf zwei Trailer, der eine zum Film
selbst, der andere zu Godzilla Final Wars, halten diesen Teil der DVD
recht überschaubar.
Kaiju-Filme hin oder her. Godzilla
gehört mit zu den Meilensteinen der Filmgeschichte. Regisseur Ishiro Honda
liefert eine sehr routiniert gefilmte Geschichte ab, unter deren Oberfläche
deutlich mehr zu finden ist. Nicht die Natur hat das Monster geschaffen,
sondern die Atombomben, die im Pazifik gezündet wurden. Damit nicht genug, denn
Godzilla zieht auch eine Spur
tödlicher Radioaktivität hinter sich her, deren Spätfolgen in diesem Film noch nicht
gezeigt werden. Im Gegensatz zu seinen Nachfolgern besitzt der erste Godzilla-Streifen eine gewisse Tiefe,
auch wenn klar und deutlich der Unterhaltungswert im Vordergrund steht. Aber
vielleicht macht auch gerade das den Reiz an dem König der Monster aus, denn
bis heute erfreut er sich einer wachsenden Schar von Fans.
Leider ist die technische Umsetzung der deutschen DVD sehr misslungen. Bild
und Ton können bei weitem nicht überzeugen, von einer Restauration ist nicht zu
bemerken. Es wurde anscheinend einfach eine neue Schnittfassung auf der Basis
der alten deutschen Version erstellt. Eigentlich keine gute Idee. Die Frage ist
auch, ob ein anderes Master verfügbar gewesen wäre? Diese Frage lässt sich
eindeutig beantworten wenn man sich die diversen japanischen Veröffentlichungen
anschaut sowie die amerikanische Blu-ray-Veröffentlichung von Criterion im
Januar 2012.
Solange eine restaurierte Version von Godzilla
auf dem deutschen Markt nicht verfügbar ist, muss man sich mit dieser DVD
begnügen. Zwar macht sie von der technischen Umsetzung her keinen großen Spaß,
aber ist dennoch was für Fans des Königs der Monster.
Godzilla - Das Original (Japanischen Langfassung)
Japan 1954
erschienen bei Splendid Video im Jahr 2007
EAN: 4013549871211
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