Samstag, 26. Januar 2013

Der Schwarm


Zuerst fängt alles ganz harmlos an. Vor der Küste Perus verschwinden auf merkwürdige Weise Fischerboote auf eine unerklärbare Weise. Dann registrieren Tiefseeforscher, die für eine große Ölfirma arbeiten, eine neue Art von Würmern, die sich bevorzugt in Methanhydratvorkommen hineinbohren. Vor der amerikanischen Küste zeigen Wale, die sonst eher umgänglich sind, ein für Menschen aggressives Verhalten bzw. beginnen größere Schiffe anzugreifen. Gleichzeitig schleppen merkwürdige Krebse eine seltsame Krankheit nach Europa und später auch in die USA ein, die absolut tödlich ist und für die es kein Heilmittel zu geben scheint. Nachdem eine gigantische Flutwelle über Nord- und Mitteleuropa gerollt ist steht fest, dass hinter diesen Ereignissen kein Zufall stecken kann. Es scheint fast, als ob jemand mit einem Funken Intelligenz hinter dem Ganzen stecken könnte. Einige einflussreiche Amerikaner vermuten gar, dass eine neue terroristische Vereinigung für alles verantwortlich wäre, doch die wahre Antwort, die in der Tiefsee steckt, wirft alles über den Haufen, was die Menschen je zu wissen geglaubt haben...

Keine Frage, zurückblickend hat sich Frank Schätzings Wissenschaftsthriller seit seinem Erscheinen im Jahr 2004 zu einem Bestseller entwickelt. Schon nach verhältnismäßig wenigen Seiten muss man den Autor zugutehalten, wie intensiv er seine Recherchen geführt hat. So schildert er den Betrieb der Geologen und anderen Wissenschaftlern sehr realistisch und gibt auch seinen anderen Figuren, egal ob sie große oder kleine Rollen spielen, einen sehr persönlichen Touch. Weiter treibt er auch einen Spannungsaufbau voran, dessen erster Höhepunkt unbestritten die sehr plastische Schilderung eines Super-Tsunamis ist, der über das nördliche Europa hinwegfegt. Aber was Schätzing so brillant in den ersten zwei Dritteln seines Romans an den Leser bringt, im letzten Teil beginnt ein quasi unverständlicher Verfall der Handlung. Eine Sache, die man sich eigentlich nicht richtig erklären kann. Er hat nun allen wichtigen Protagonisten an einem Ort zusammengebracht, an dem sie an der Lösung des eigentlichen Problems arbeiten können. Doch statt die eigentliche Story voranzutreiben ergeht sich Schätzing in allzu gängigen Klischees, wie beispielsweise die Schilderung der amerikanischen Kommandeurin. Sie treibt zwar ein doppeltes Spiel, könnte aber von ihrer eindimensionalen Charakterisierung hier durchaus aus einem Soap Opera stammen. Spätestens nach dem Angriff auf das umgebaute Schiff der Wissenschaftler gelingt es Schätzing dann auch meisterlich den sonst guten Roman im wahrsten Sinne des Wortes zu Grunde zu richten. Letztendlich wird dem Leser dann eine Auflösung geboten, bei der man sich fragt, warum man die über 1000 Seiten Roman auf sich genommen hat.

Ob Der Schwarm allgemein überbewertet ist muss der Leser selbst entscheiden. Tatsache ist allerdings, dass Frank Schätzing für einen Großteil seines Romans eine glaubwürdige Darstellung der Ereignisse liefert und einen Wissenschaftsthriller aufbaut, der den Bestsellern eines Michael Crichton  recht nahe kommt. Das einzige große Problem besteht mit einem sehr unausgegorenen Ende, das dem Gesamtbild fast den Todesstoß versetzt. 

Der Schwarm 
von Frank Schätzing
Hardcover erschienen im Jahr 2004 bei Kippenheuer & Witsch
Taschenbuch erschienen beim Fischer Taschenbuchverlag im Jahr 2005 
ISBN (Hardcover): 978-3-462-03374-3 
ISBN (Taschenbuch): 978-3-596-16453-0