Der Auftrag für James Bond
ist recht simpel: Er soll LeChiffre, einem Topagenten des russischen
Geheimdienst Smersh, die finanzielle Grundlage rauben, damit er gezwungen ist
überzulaufen. Man hat 007 für diesen Auftrag ausgewählt, weil er einer der
besten Spieler des britischen Geheimdiensts ist. In dem kleinen französischen
Badeort Royale, der ein renommiertes Kasino besitzt, stehen ihm der Kontaktmann
Mathis, die schöne Vesper Lynd und der amerikanische CIA-Agent Felix Leiter zur
Seite. Doch schon schnell zeigt sich, dass LeChiffre und seine Auftraggeber
nicht mit offenen Karten spielen...
Wer bei Casino Royale eine
Actionfeuerwerk im Stile der Verfilmung mit Daniel Craig erwartet, dürfte
enttäuscht werden. Ian Flemings erster Roman um den britischen
Doppel-Null-Agenten entpuppt sich vielmehr als spannender Thriller, der durch
zahlreiche kleine Details besticht. Auf rund 200 Seiten lässt der Fleming die
Welt seiner Figur vor den Augen des Lesers Wirklichkeit werden. So ist
beispielsweise das Baccarat-Duell zwischen James Bond und Le Chiffre eines der
großen Highlights des Romans. Dabei beschreibt der Autor sehr genau die
Empfindungen, die Bond bei dem Spiel um Alles oder Nichts bewegen. Er versucht
die Gedankengänge des Gegners zu erraten, was Bond allerdings nicht nur bedingt
gelingt. Fleming schafft mit einem LeChiffre einen Schurken, der zwar seinem
Aussehen nach einem Klischee entspricht, gibt ihm allerdings Nuancen wie man
sie kaum in anderer Romanen findet. Obwohl Casino Royale im Jahr 1953
erschienen ist und es die Sowjetunion mit ihren Geheimdienst nicht mehr gibt,
vermag es der Roman auch heute noch zu fesseln. Keine Sekunde wirkt er antiquiert
wie andere Werke aus dieser Zeit. Wenn man sich als Leser auf die
Gegebenheiten, die Fleming entwirft einlässt, bekommt man
Unterhaltungsliteratur auf einem hohen Niveau geboten.
Der neuen Ausgabe beim Heyne
Verlag, die zum Start der Neuverfilmung herausgekommen ist, liegt leider die
stark gekürzte und teilweise fehlerhafte Übersetzung von Günther Eichel aus dem
Jahr 1960 zugrunde, die zuerst im Ullstein Verlag erschienen ist. So wird man
auch jetzt einige Kleinigkeiten, die den Reiz von Flemings Stil ausmachen,
nicht finden, was sehr schade ist. Gerade die Neuverfilmung wäre eine gute
Gelegenheit gewesen die Fehler der Vergangenheit zu beheben. Aber auch wenn die
Übersetzung nicht so ist wie sie sein sollte, strahlt der Roman dennoch einen
starken Reiz aus. Vor allem der Vergleich zwischen dem literarischen und
filmischen Bond bietet dabei einen sehr großen Reiz. So wird Casino Royale doch
noch zu einem kurzweiligen Lesegenuss.
Casino Royale
von Ian Fleming
erschienen beim Heyne Verlag
im Dezember 2006
ISBN: 3-453-5037-7
Umfang: ca. 225 Seiten