Sonntag, 25. September 2011

Casino Royale von Ian Fleming


Der Auftrag für James Bond ist recht simpel: Er soll LeChiffre, einem Topagenten des russischen Geheimdienst Smersh, die finanzielle Grundlage rauben, damit er gezwungen ist überzulaufen. Man hat 007 für diesen Auftrag ausgewählt, weil er einer der besten Spieler des britischen Geheimdiensts ist. In dem kleinen französischen Badeort Royale, der ein renommiertes Kasino besitzt, stehen ihm der Kontaktmann Mathis, die schöne Vesper Lynd und der amerikanische CIA-Agent Felix Leiter zur Seite. Doch schon schnell zeigt sich, dass LeChiffre und seine Auftraggeber nicht mit offenen Karten spielen...

Wer bei Casino Royale eine Actionfeuerwerk im Stile der Verfilmung mit Daniel Craig erwartet, dürfte enttäuscht werden. Ian Flemings erster Roman um den britischen Doppel-Null-Agenten entpuppt sich vielmehr als spannender Thriller, der durch zahlreiche kleine Details besticht. Auf rund 200 Seiten lässt der Fleming die Welt seiner Figur vor den Augen des Lesers Wirklichkeit werden. So ist beispielsweise das Baccarat-Duell zwischen James Bond und Le Chiffre eines der großen Highlights des Romans. Dabei beschreibt der Autor sehr genau die Empfindungen, die Bond bei dem Spiel um Alles oder Nichts bewegen. Er versucht die Gedankengänge des Gegners zu erraten, was Bond allerdings nicht nur bedingt gelingt. Fleming schafft mit einem LeChiffre einen Schurken, der zwar seinem Aussehen nach einem Klischee entspricht, gibt ihm allerdings Nuancen wie man sie kaum in anderer Romanen findet. Obwohl Casino Royale im Jahr 1953 erschienen ist und es die Sowjetunion mit ihren Geheimdienst nicht mehr gibt, vermag es der Roman auch heute noch zu fesseln. Keine Sekunde wirkt er antiquiert wie andere Werke aus dieser Zeit. Wenn man sich als Leser auf die Gegebenheiten, die Fleming entwirft einlässt, bekommt man Unterhaltungsliteratur auf einem hohen Niveau geboten.

Der neuen Ausgabe beim Heyne Verlag, die zum Start der Neuverfilmung herausgekommen ist, liegt leider die stark gekürzte und teilweise fehlerhafte Übersetzung von Günther Eichel aus dem Jahr 1960 zugrunde, die zuerst im Ullstein Verlag erschienen ist. So wird man auch jetzt einige Kleinigkeiten, die den Reiz von Flemings Stil ausmachen, nicht finden, was sehr schade ist. Gerade die Neuverfilmung wäre eine gute Gelegenheit gewesen die Fehler der Vergangenheit zu beheben. Aber auch wenn die Übersetzung nicht so ist wie sie sein sollte, strahlt der Roman dennoch einen starken Reiz aus. Vor allem der Vergleich zwischen dem literarischen und filmischen Bond bietet dabei einen sehr großen Reiz. So wird Casino Royale doch noch zu einem kurzweiligen Lesegenuss.

Casino Royale
von Ian Fleming
erschienen beim Heyne Verlag im Dezember 2006
ISBN: 3-453-5037-7
Umfang: ca. 225 Seiten

Samstag, 24. September 2011

The Rocketeer von Dave Stevens


Es ist mehr Zufall als Cliff Secord, seines Zeichens Pilot in einer Flugshow, ein geheimes Regierungsprojekt in die Hände fällt, das genau in seine Richtung geht. Es handelt sich dabei um einen Raketenrucksack, der entwickelt wurde, um eine wirksame Waffe gegen die Nazis zu haben. Und tatsächlich sind auch kurz darauf deutsche Agenten ihm auf den Fersen, um in Besitz der Rakete zu kommen. Dies kann Secord nicht zulassen und mit Hilfe seines Freundes Peevy wird er zu einem ganz besonderen Helden; er wird zum Rocketeer.

Cross Cult legt mit dem sehr opulent ausgestatteten Band, der im Dezember 2010 erschien, zum ersten Mal alle Abenteuer von Nick Secord in deutscher Sprache vor. Als Vorbild diente die exzellente amerikanische Gesamtausgabe, die 2009 bei IDW erschien. Was aber macht das Comic von Dave Stevens so besonders und fast 30 Jahre nach seiner Entstehung noch interessant für den Leser?

Mit Sicherheit ist es Stevens interessanter Zeichenstil, der die 30er Jahre vor den Augen des Lesers entstehen lässt. Dabei bedient er sich liebevoll der Stilmittel, die auch beispielsweise Indiana Jones zum Hit gemacht haben. Vor allem in den alten Serials erkennt man einige Vorbilder für The Rocketeer, die ihren Helden zum Ende einer Folge immer wieder in einer scheinbar ausweglosen Situation zurücklassen, aber dennoch gemeistert wird. Reizvoll ist auch der plakative Zeichenstil von Dave Stevens, der für seine Pinups berühmt war und auch in The Rocketeer einiges in dieser Richtung untergebracht hat. So erinnert das Aussehen von Cliffs Freundin Betty stark an Bettie Page, deren Pinups in den 50er Jahren in fast jedem amerikanischen Spint zu finden waren. Interessant sind aber auch die literarischen Anspielungen auf einige der großen Pulphelden, von denen viele heute vergessen sind. So erkennt man in einer Geschichte deutlich zwei Freunde des berühmten Doc Savage. Eine großen Auftritt hat auch ein Meister der Verwandlung, der unter anderem eines der großen Vorbilder für Batman war: The Shadow.

Auch wenn man die Reminiszenzen auf diese Vorbilder nicht kennt, machen die Geschichten Spaß. Für die deutsche Veröffentlichung wählte Cross Cult ein etwas größeres Format, was dem detaillierten Stil von Dave Stevens sehr entgegegen kommt. Sehr angenehm ist auch die Colorierung durch Laura Martin, die diese etwas an die modernen Standards anpasste, aber dabei nicht das Vorbild aus den Augen verlor.

Abgerundet wird die Gesamtausgabe von einem informativen Vorwort von Übersetzer Christian Langhagen und einem interessanten Artikel über das THE ROCKETEER-Phänomen von Christian Endres. Neben einem Porträt von Dave Stevens wird hier auch auf die leider sehr unterschätzte Verfilmung des Stoffes durch Joe Johnston im Jahr 1991 eingegangen, an der der Schöpfer der Serie ebenfalls beteiligt war. Auch wenn dem Film kein so großer finanzieller Erfolg war, gilt er heute nicht nur als Geheimtipp unter den Comicverfilmungen, sondern auch zu einer der wenigen, die sich sehr nah an der Vorlage bewegen. Johnston, der als Tricktechniker bei George Lucas begann und der Schöpfer von Boba Fett ist, bewies 2011 mit Captain America: The First Avenger erneut sein Händchen für eine pralle Comicverfilmung im Retrodesign.

Auch wenn der Preis von rund 30 Euro für das Buch anfangs etwas erschrecken sollten, so bekommt man für sein Geld ein exzellente Druckqualität geboten, die den Zeichnungen sehr gerecht wird. Ein absolut runden Paket, an dem jeder Comicfan seine Freude hat.

Übrigens hat der amerikanische Comic IDW damit begonnen eine neue Reihe von Rocketeer-Abenteuern zu veröffentlichen, für die jede Menge große Namen der Szene gewonnen werden können. Wann allerdings diese in deutscher Sprache erscheinen wird, steht noch nicht fest. Aber Cross Cult ließ bereits leicht durchblicken, dass auch in Deutschland die Abenteuer des Rocketeer fortgesetzt werden...

THE ROCKETEER
von Dave Stevens
erschienen bei Cross Cult im Dezember 2010
ISBN: 978-3-941248-36-6
Umfang: 164 Seiten