Es ist mehr Zufall als Cliff Secord, seines Zeichens Pilot
in einer Flugshow, ein geheimes Regierungsprojekt in die Hände fällt, das genau
in seine Richtung geht. Es handelt sich dabei um einen Raketenrucksack, der
entwickelt wurde, um eine wirksame Waffe gegen die Nazis zu haben. Und
tatsächlich sind auch kurz darauf deutsche Agenten ihm auf den Fersen, um in
Besitz der Rakete zu kommen. Dies kann Secord nicht zulassen und mit Hilfe
seines Freundes Peevy wird er zu einem ganz besonderen Helden; er wird zum
Rocketeer.
Cross Cult legt mit dem sehr opulent ausgestatteten Band,
der im Dezember 2010 erschien, zum ersten Mal alle Abenteuer von Nick Secord in
deutscher Sprache vor. Als Vorbild diente die exzellente amerikanische
Gesamtausgabe, die 2009 bei IDW erschien. Was aber macht das Comic von Dave
Stevens so besonders und fast 30 Jahre nach seiner Entstehung noch interessant
für den Leser?
Mit Sicherheit ist es Stevens interessanter Zeichenstil, der
die 30er Jahre vor den Augen des Lesers entstehen lässt. Dabei bedient er sich
liebevoll der Stilmittel, die auch beispielsweise Indiana Jones zum Hit gemacht
haben. Vor allem in den alten Serials erkennt man einige Vorbilder für The Rocketeer, die ihren Helden zum Ende einer Folge immer wieder in einer scheinbar
ausweglosen Situation zurücklassen, aber dennoch gemeistert wird. Reizvoll ist
auch der plakative Zeichenstil von Dave Stevens, der für seine Pinups berühmt
war und auch in The Rocketeer einiges in dieser Richtung untergebracht hat. So
erinnert das Aussehen von Cliffs Freundin Betty stark an Bettie Page, deren
Pinups in den 50er Jahren in fast jedem amerikanischen Spint zu finden waren. Interessant
sind aber auch die literarischen Anspielungen auf einige der großen Pulphelden,
von denen viele heute vergessen sind. So erkennt man in einer Geschichte
deutlich zwei Freunde des berühmten Doc Savage. Eine großen Auftritt hat auch
ein Meister der Verwandlung, der unter anderem eines der großen Vorbilder für Batman war: The Shadow.
Auch wenn man die Reminiszenzen auf diese Vorbilder nicht
kennt, machen die Geschichten Spaß. Für die deutsche Veröffentlichung wählte
Cross Cult ein etwas größeres Format, was dem detaillierten Stil von Dave
Stevens sehr entgegegen kommt. Sehr angenehm ist auch die Colorierung durch
Laura Martin, die diese etwas an die modernen Standards anpasste, aber dabei
nicht das Vorbild aus den Augen verlor.
Abgerundet wird die Gesamtausgabe von einem informativen
Vorwort von Übersetzer Christian Langhagen und einem interessanten Artikel über
das THE ROCKETEER-Phänomen von Christian Endres. Neben einem Porträt von Dave
Stevens wird hier auch auf die leider sehr unterschätzte Verfilmung des Stoffes durch Joe Johnston im
Jahr 1991 eingegangen, an der der Schöpfer der Serie ebenfalls beteiligt war. Auch wenn dem Film kein so großer finanzieller Erfolg war, gilt er heute nicht nur als Geheimtipp unter den Comicverfilmungen, sondern auch zu einer der wenigen, die sich sehr nah an der Vorlage bewegen. Johnston, der als Tricktechniker bei George Lucas begann und der Schöpfer von Boba Fett ist, bewies 2011 mit Captain America: The First Avenger erneut sein Händchen für eine pralle Comicverfilmung im Retrodesign.
Auch wenn der Preis von rund 30 Euro für das Buch anfangs
etwas erschrecken sollten, so bekommt man für sein Geld ein exzellente
Druckqualität geboten, die den Zeichnungen sehr gerecht wird. Ein absolut
runden Paket, an dem jeder Comicfan seine Freude hat.
Übrigens hat der amerikanische Comic IDW damit begonnen eine neue Reihe von Rocketeer-Abenteuern zu veröffentlichen, für die jede Menge große Namen der Szene gewonnen werden können. Wann allerdings diese in deutscher Sprache erscheinen wird, steht noch nicht fest. Aber Cross Cult ließ bereits leicht durchblicken, dass auch in Deutschland die Abenteuer des Rocketeer fortgesetzt werden...
THE ROCKETEER
von Dave Stevens
erschienen bei Cross Cult im Dezember 2010
ISBN:
978-3-941248-36-6
Umfang: 164 Seiten
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