Er ist ein Vigilant, der von Gothams Polizei gejagt wird.
Jemand, der mit fragwürdigen Methoden gegen die Unterwelt der Stadt vorgeht. Er
ist das Gewissen eines gnadenlosen Molochs, der nicht nur die Schuld am Tod
seiner Eltern trägt, sondern dessen dunkles Produkt er ist: Batman. Bruce
Wayne, geprägt von der grauenhaften Tat, der seine Eltern zum Opfer fielen, hat
geschworen den Verbrechern seiner Stadt das Fürchten zu lehren. Mir Erfolg, wie
sich gezeigt hat. Rigoros geht er sowohl gegen Gangster als auch korrupte
Polizisten vor, die gnadenlos jeden niederknüppeln, der zu viele Fragen stellt.
Als Bruce Wayne die Journalistin Vicki Vale zu einem Date in
den Zirkus einlädt, geschieht das nicht ohne Hintergedanken. Er will sich dort
den jüngsten Spross einer etablierten Artistenfamilie anschauen. Der
zwölfjährige Dick Grayson ist in seinen Augen ein vielversprechendes Talent, um
möglicherweise ein Helfer bei seiner Mission zu werden. Aber Wayne ist sich
nicht sicher, ob der Kleine noch zu jung ist. Doch die Entscheidung wird ihm
abgenommen. Graysons Eltern werden während der Vorstellung von einem Killer
erschossen; vor den Augen Dicks. Nachdem Batman sich den ausführenden Killer
geschnappt hat, der nichts anderes als ein kleiner Fisch ist, befreit er den
Jungen aus den Klauen korrupter Cops, die ihn aus dem Weg räumen wollen. Der
Dunkle Ritter ist der Ansicht, dass es an der Zeit ist, sich Grayson
anzunehmen. Ein Helfer, der aus einem ähnlichen Antrieb handelt wie er. Doch er
ahnt nicht, auf welches Abenteuer er sich einlässt…
Seit der Erschaffung von Batman durch Bob Kane und Bill
Finger hat der Superheld viele Veränderungen durchgemacht und seine
Entstehungsgeschichte ist unzählige Male neu erzählt worden. Doch keiner hat
sie so eindrucksvoll zu Papier gebracht wie Frank Miller in seiner Graphic
Novel The Dark Knight Returns. Darin spielte er geschickt mit den ganzen
Klischees rund um den Helden, die er geschickt kombiniert und ihn dadurch quasi
neu erfand; ähnlich wie er es bei Daredevil getan hatte. Dabei zeigt sich auch,
welche besondere Beziehung der zu Batman man. So ist es nicht verwunderlich,
dass Miller sich ihm irgendwann erneut zuwenden würde.
Im Gegensatz zu den anderen Serien aus dem All-Star-Label
von DC beschert uns Frank Miller hier eine Variante, die total ohne den Ballast
der bisherigen Kontinuität auskommt. Vielmehr vermittelt er das Bild eines
harten, kompromisslosen Helden mit einigen dunklen Schattenseiten. Die Welt, in
der er unterwegs ist, ist genauso düster wie er selbst. Superhelden gelten als
Verbrecher und die Justice League kann sich nur in heruntergekommenen
Lagerhäusern treffen. Das Verhältnis untereinander ist ambivalent, während
Batman nach wie vor der Einzelgänger ist, der er immer war. Die League ist ihm
nicht suspekt. Kein Wunder, setzt sie sich doch aus Leuten zusammen, die selbst
mit sich nicht zurechtkommen. Selbst Superman ist sich über seine kompletten
Fähigkeiten nicht bewusst, wie sich im weiteren Verlauf herausstellt.
Einmal mehr nimmt Miller das DC-Universum auseinander, um es
neu zusammenzusetzen. Dabei bietet er ein Bild mit Ecken und Kanten von denen
der Leser fasziniert ist. Seine Story ist schlüssig, bietet einige unerwartete
Wendungen sowie einen neuen Blick auf alte Charaktere. Die Auftritte von Black
Canary und Batgirl stellen sich als wahre Bereicherung heraus, die der ganzen
Geschichte ihre Würze geben. Aber im Vordergrund steht die Entstehung des
dynamischen Duos: Batman & Robin.
Beides sind gebrochene Menschen mit einigen Gemeinsamkeiten
aber auch mit großen Unterschieden. Robin ist auf Rache an den Mördern seiner
Eltern aus, was Batman fast schamlos ausnutzt. Er muss Dicks Gefühle einfach
nur in die richtige Richtung kanalisieren. Doch genau das stellt sich im
weiteren Verlauf der Story als schwierig heraus, denn der Wunderknabe schnellt
etwas über das Ziel hinaus, was Green Lantern schmerzlich erfahren muss. Aber
genau solche Wendungen in dieser Geschichte machen das Flair aus, mit denen
Frank Miller aufwartet. Er gewinnt dem alten Klischee viele neue Seiten ab, bei
denen dem Leser sprichwörtlich die Spucke wegbleibt. Ist das der Batman, den
man allgemein kennt? Eine gute Frage, aber Frank Miller hat mit seinen
Beiträgen zu DC-Universum die Richtung für den Dunklen Ritter vorgegeben. So
wird der althergebrachte Charakter glaubwürdiger und greifbarer.
Bei All-Star Batman konzentrierte sich Frank Miller voll und
ganz auf die Story. Die Zeichnungen für die zehnteilige Serie liefert Jim Lee,
der ebenfalls einen guten Namen in der Comicwelt hat. Er war einer derjenigen,
die zusammen mit Todd McFarlane, Anfang der 90er Jahre die Szene mit der
Gründung von Image etwas aufmischten. Allerdings arbeitete er später immer
wieder für die beiden Branchenriesen DC und Marvel. Nachdem sein eigenes Studio
Wildstorm 2010 geschlossen wurde, ist er seitdem Mitherausgeber bei DC. Unter
anderem geht auch der komplette Reboot des DC-Universums im September 2011 auf
sein Konto. Er selbst arbeitet, u. a. bei der auferstandenen Justice League
mit.
Jim Lee verleiht Frank Millers Story sozusagen die dritte
Dimension. Kraftvolle Zeichnungen mit jeder Menge Action eröffnen vor den Augen
des Lesers eine Welt, die sich fest an Millers Vision der Geschichte hält.
Auffallend ist die häufige Verwendung von filmischen Stilmitteln, was die Zeichnungen
lebendiger werden lässt. Lee bietet oft epische Motive, wobei er sich total aus
der Sklaverei fester Panels befreit. Er breitet die Story mit großformatigen
Bildern aus und spielt dabei mit allen ikonischen Klischees mit denen seine
Vorgänger bei Batman aufgewartet haben. Zusammengenommen entsteht eine
cineastische Qualität mit der nur wenige andere Zeichner von Lees Format
mithalten können.
Leider hat All-Star Batman ein relativ offenes Ende.
Tatsächlich ist es so, dass noch ein abschließender Sechsteiler geplant ist,
dessen Erscheinungsdatum allerdings noch in den Sternen steht. Mit Erscheinen
des Abschlusses soll die Reihe auch in Dark Knight: Boy Wonder umbenannt
werden.
Der im Juli 2012 bei Panini Comics erschienene Band enthält
die kompletten zehn US-Hefte der Serie, die zwischen 2005 und 2008 erschienen
sind. Dabei beeindruckt der Verlag einmal mehr durch eine sehr gute
Druckqualität, was vor allem Jim Lees genialen Zeichnungen und vor allem der
gut platzierten Farbgebung zugutekommt. Hinzu kommt noch die Tatsache, dass die
deutsche Übersetzung von Steve Kups dem oft rauen Stil von Frank Millers Story
sehr gerecht wird. Als besondere Extras bekommt man noch die kompletten
Titelbilder der Serie sowie Porträts der Macher geboten.
Wer nicht unbedingt die Batman-Serien aus dem normalen
Kontext von DC lesen will, ist mit All-Star Batman sehr gut bedient. Die
Handlung ist sehr atmosphärisch, die Zeichnungen von toller Qualität. Egal ob
man sich für die Hard- oder Softcoverausgabe entscheidet, mit diesem Comicbuch
ist man auf jeden Fall auf der sicheren Seite. Sehr empfehlenswert.
All-Star Batman (Gesamtausgabe)
von Frank Miller, Jim Lee & Scott Williams
erschienen bei Panini Comics im Juli 2012
ISBN: 978-386201-425-5
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