Im Jahr 1344 NGZ befindet sich Terra in einer scheinbar
aussichtslosen Lage. Perry Rhodan und seine Mannen haben das Solsystem hinter
dem TERRANOVA-Schirm verborgen, während die Terminale Kolonne TRAITOR dagegen
anrennt, um eine der letzten Bastionen der Ordnung in ihre Gewalt zu bringen.
Die Zahl der Verbündeten Terras ist auf ein absolutes Minimum abgesunken, so
dass jedes Angebot auf Hilfe einen neuen Hoffnungsfunken birgt.
In München scheint sich ein solcher Funken zu zeigen. Aus
dem Nichts heraus erscheint an einer historischen Stätte der Durchgang in eine
andere Dimension. Das sprichwörtlich in der Luft hängende Fenster beginnt zu
sprechen und macht klar, dass es nur einen einzigen gibt, mit dem es verhandeln
will: Perry Rhodan.
Sofort macht sich der Resident auf in die bayerische Stadt
mit Herz. Das Fenster stellt sich als Zugang zu einer Dimension heraus, die
Rhodan aus früheren Zeiten bekannt ist: dem Roten Universum. Das Fenster bietet
ihm Hilfe gegen die Terminale Kolonne an, aber er muss sich schnell
entscheiden. Es droht zu erlöschen.
Kurzentschlossen schreitet der Resident hindurch, in dem
Gedanken, Startac Schröder bei sich zu haben. Doch in der nun aufkommenden
Hektik schreitet nicht der Monochrom-Mutant durch die Pforte, sondern ein
schmieriger Münchner Ganove namens Wiesel, der die große Chance wittert, an
Kohle zu kommen.
Doch Wiesel hat die Rechnung ohne den Wirt gemacht. Er
findet sich in einer surrealen Durchgangsphase zusammen mit Perry Rhodan
wieder. Diese Phase, Transgenese genannt, setzt sich aus Träumen und Ängsten
Rhodans zusammen. Ihre Absolvierung ist notwendig, damit sich Rhodan und sein
Begleiter auf die Gegebenheiten des Roten Universums einzustellen.
Der Resident zeigt sich zwar überrascht, dass nicht Startac
an seiner Seite ist, sondern Wiesel, muss aber das Beste aus der Situation
machen. Es gibt kein Zurück mehr. Die beiden Männer schlagen sich durch irreale
Szenen, in denen unter anderem auch ein weißes Kaninchen mit einer Taschenuhr
auftaucht. In einem Gespräch mit Perry sagt es ihm, dass er die Fossile Stadt
erreichen muss. Dies ist sein Ziel, wo diejenigen warten, die ihm ihre Hilfe
angeboten haben.
Doch zuerst muss Perry sich einer seiner lange verdrängten
Ängste seiner frühesten Kindheit stellen: dem Sandmann.
Doch dies sind alles Streiche seiner Phantasie, denn nachdem
er sich mit dem Sandmann herumgeprügel hat und von Wiesel gerettet wurde, steht
Perry Rhodan mit seinem Mitstreiter in der Fossilen Stadt und begegnet dort den
Menschen des Roten Imperiums. Diese geben sich souverän und stellenweise auch
etwas zu großkotzig. Doch bald stellt sich heraus, dass auch im Roten Universum
nicht alles stimmt. Die Menschen im Roten Universum sind in zwei Lager
gespalten, die sich untereinander nicht grün sind, und beide wollen den Kontakt
zum Residenten…
Schon auf den ersten Seiten ist zu erkennen, wer diesmal
hinter der eigentlichen Story steckt. Mehrmals bewies Exposéautor Wim Vandemaan
schon in der Vergangenheit seine Liebe zu kleinen Details aus dem Perryversum,
um sie damit zu garnieren. Mit dem Roten Universum bringt er einen Schauplatz
aus der Frühzeit der PR-Serie wieder zum Vorschein, und mit Ernst Ellert einen
der schillerndsten Mutanten des ursprünglichen Mutantenkorps.
Der Roman von Michael Marcus Thurner selbst erweist sich als
ein etwas zweischneidiges Schwert. Auf der einen Seite beweist er einigen
Ideenreichtum, auf der anderen Seite versucht er Dinge ins Spiel zu bringen,
die beim Lesen etwas seltsam aufstoßen.
So wirkt die Schilderung Münchens zu Beginn des Romans nicht
gerade positiv. Die bayerische Metropole wird als kitschiges Disneyland für
Arme geschildert, das nicht nur mit Epsalern in Krachledernen und
fingerhakelnden Ertrusern gespickt ist, sondern auch mit jeder Menge
zwielichtigem Gesindel, wie beispielsweise Wiesel.
Thurner stellt dies zwar überspitzt dar, wirkt aber dabei
oft etwas zu grotesk, was den Lesegenuss etwas schmälert.
Ein weiterer Bruch in der Handlung ist der Übergang von
Perry Rhodan und Wiesel ins Rote Universum. Nicht nur, dass PR alles stehen und
liegen lässt, als er den Namen Ernst Ellert vernimmt, der Durchgang selbst
gestaltet sich zwar sehr farbenfroh, ist aber oft zu sehr bemüht, um zu
gefallen.
Dabei ist das völlig unpassende Heranziehen von Motiven aus
Lewis Carrolls Alice im Wunderland noch
mit das Harmloseste. So wird der Auftritt des weißen Hasen, der keine Zeit für
viele Erklärungen hat, etwas nervig und abstrus.
Den Vogel schießt allerdings der Auftritt von Perry Rhodans
Urangst ab. Hier gehen mit Thurners Albtraumphantasien dann etwas zu sehr die Pferde
durch.
Auf der positiven Seite ist zu vermerken, dass die Story mit
einer richtigen Anzahl von guten Ideen auskommt, die von dem österreichischen
Autor auch sehr schön umgesetzt werden. Auch wenn der Roman einige Plotholes
hat, so weiß er doch zu unterhalten und Lust auf mehr zu machen.
So wird Die Fossile Stadt zu einem soliden Roman, mit dem
die Bühne für die beiden folgenden Romane von Christian Montillon und Wim
Vandemaan präpariert wird. Wer allerdings ein Highlight zum Auftakt wie bei den
vorangegangenen PR-Miniserien erwartet, wird teilweise bitter enttäuscht.
Perry Rhodan - Das rote Imperium
Band 1
Die Fossile Stadt
von Michael Marcus Thurner
von Michael Marcus Thurner
erschienen im Heyne Verlag im November 2008
ISBN: 978-3-453-52497-2
Umfang: ca. 420 Seiten
Die Rezension erschien erstmals im Perry Rhodan Jahrbuch 2008
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