Sechshundert Jahre sind vergangen seitdem das Ereignis
stattgefunden hat. Dabei wurde ein großer Teil der interstellaren Lebensformen
vernichtet, woran die Menschheit nicht ganz unschuldig gewesen ist. Eine
Tatsache, die nicht gerade förderlich für den Stand der Erde bei den übrig
gebliebenen kosmischen Völkern ist. Dennoch soll ihr in nächster Zeit der
Zugang zur Kosmischen Enzyklopädie der Hohen Mächte verschafft werden, was unermessliches
Wissen für die Menschheit zur Folge hätte und einiges an altem Prestige
wiederherstellen würde.
Auf einer Station der Ägide, einer Art galaktischer
Entwicklungshilfeorganisation, wird Rahil Tennerit wieder zum Leben erweckt, um
eine unterbrochene Mission fortzusetzen. Mitten in seiner Aufgabe wurde er war
auf dem Planet Heraklon unter unbekannten Umständen getötet. Mit einem frisch
geklonten Körper und mit einem Backup seines alten Wissens soll er seine
Mission fortzusetzen, bei der ein mysteriöses Artefakt immer mehr ins Zentrum
ist. Der Ägide ist es aber auch wichtig, dass die Lage auf Heraklon im
Gleichgewicht bleibt, weil der Planet ein Juwel in der Arbeit der Ägide ist.
Auf dem Planeten herrscht sein fünf Jahrhunderten ein nahezu perfekter
Pazifismus. Auf der anderen Seite steht das dringende Bedürfnis sich des
Artefakts zu bemächtigen, weil es ebenfalls eine Quelle unermesslichen Wissens
darstellt. Ein Machtfaktor also, der nicht zu unterschätzen ist. Um die Mission
besser erfüllen zu können wird Tennerit der junge Sammacan zur Seite gestellt,
einem Bewohner von Heraklon dessen hohe Abstammung einige Türen öffnen soll.
Zusammen versuchen sie das Rätsel um das Artefakt zu lüften…
Andreas Brandhorst schickt den Leser in ein gewohnt sehr gut
durchkonzipiertes Universum, das sich allerdings deutlich von seinen anderen
Schöpfungen, beispielsweise der Kantaki-Zyklus, unterscheidet. Die Menschen
sind keine Helden, sondern haben vielmehr einen schweren Stand unter den
galaktischen Völkern, weil sie sich eines schweren Vergehens schuldig gemacht
hat. Damit sind sie nicht gerade zu den großen Lieblingen in Kosmos macht.
Interessanterweise hält sich der Autor nicht mit großem Vorgeplänkel auf, sondern
steigt so in Handlung ein, als ob er schon einige Romane geschrieben hätte.
Allerdings nutzt er während der Reise nach Heraklon die Chance den Leser ins
richtige Bild zu setzen. Geschickt lässt er das nötige Hintergrundwissen in den
Handlungsverlauf einfließen, wobei sein Spannungsbogen kaum darunter leidet.
Zwar wirken einige Passagen manchmal etwas schwerfällig, doch spätestens wenn
das namensgebende Artefakt seinen Auftritt bekommt man großes Kino geboten. Es entwickelt sich eine großangelegte Space
Opera, die die Qualitäten des Autors sehr gut zur Geltung bringen. So
beeindruckt er nicht nur mit einer sehr interessanten Zeichnung der Charaktere,
sondern auch mit einem Spannungsbogen, der einen gewissen Anspruch besitzt. Im
Verlauf muss man feststellen, dass sich auch in der Zukunft nicht allzu viel in
der Politik geändert hat und alles immer noch auf den Aufbau von mehr Macht
hinausläuft. Rahil Tennerit ist im Prinzip nichts anderes als ein gehorsames
Rädchen im korrupten Getriebe der Ägide. Selbst der Tod ist hier keine
endgültige Lösung mehr, da man ohne Probleme mit Hilfe eines
Bewusstseins-Backups und hochwertiger Klontechnologie seinen ursprünglichen
Auftrag weiter durchführen kann.
Nachdem Andreas Brandhorst in seinen letzten Romanen etwas
mehr die Mystery-Schiene bedient hat, wandte er sich mit Das Artefakt wieder
der Science Fiction zu. Vor dem Auge des Lesers entfaltet er eine epische Space
Opera, die keinen Vergleich mit ähnlichen Stoffen zu scheuen braucht. Wie in
fast allen Romanen des Autors lässt er auch noch ein wenig Anspruch mit
einfließen, der zum Nachdenken anregt. Brandhorst gibt dabei quasi die Richtung
vor wie schnörkellose deutsche Science Fiction mit Unterhaltungswert auszusehen
hat.
Diese Rezension entstand mit freundlicher Unterstützung von fictionfantasy.de
Das Artefakt
von Andreas Brandhorst
erschienen im Heyne Verlag im Februar 2012
ISBN: 978-3-453-52865-9
eISBN: 978-3-641-06694-9
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