Ein Kultfilm was ist das? Eine gute Frage, denn so etwas wie
einen Kultfilm gibt im Prinzip im kurzlebigen Filmgeschäft nicht mehr.
Megaproduktionen werden einige Zeit gehypt bevor sie ins Kino kommen, dann
nochmal kurz wenn sie für den Home Entertainment-Bereich verwertet werden und
dann tauchen sie gelegentlich auf den immer gleichen Angebotslisten diverser
Handelsketten auf.
Es gibt allerdings auch Filme, denen man zu ihrer Zeit nicht
angesehen hat, welches Potential sie haben. Oft war auch einfach der der
richtige Zeitpunkt da, in dem sie über die Leinwand flimmerten. Als Tron 1982 in die Kino fanden die meisten
kein Gefallen an der etwas zu einfach gestrickten Story. Keiner ahnte damals
welchen Einfluss der in großen Teilen computeranimierte Streifen haben würde.
Es gab allerdings einige angehende Filmemacher, die das Potential erkannten und
unter vielen Fans avancierte Tron zu
einem richtigen Kultfilm. Kein Wunder, denn Steven Lisberger bewies wie man
Computeranimation gezielt als dramaturgisches Mittel einsetzen konnte. Vor
allem erwiesen sich die damit entstehenden Möglichkeiten als schier unendlich.
Ohne die innovative Technik von Tron wären spätere Filme wie Terminator 2, Jurassic Park, Transformers,
Avatar oder die Herr der Ringe-Trilogie nicht realisiert worden. Und auch die Pixar-Filme wären keine Realität
geworden. John Lassetter, Regisseur von Toy
Story und Cars, war 1982 noch als
Animator bei Disney beschäftigt. Er erkannte das Potential, das Tron hatte.
Dieses Potential wurde zum Initialzünder für die Gründung jenes kleinen
Studios, das George Lucas 1983 an Steve Jobs verkaufte und aus dem Pixar
hervorgehen würde.
Schon Ende der neunziger Jahre tauchten Gerüchte über eine
Fortsetzung auf. Es gab auch schon Storyentwürfe, von denen einer für das
Computerspiel Tron 2.0 verwendet
wurde. Doch dann wurde es einige Zeit ruhig um die Sache. Doch die Vorführung
von Testaufnahmen auf dem ComicCon 2008 änderte dies. Eigentlich mehr als Test
gedacht, ob überhaupt das Publikum auf einen neuen TRON-Film reagieren wird,
wurde daraus eine kleine Situation. Kein Wunder, immerhin hatte sich die Schar
der Fans vervielfacht. Tron Legacy wurde
Realität.
Über 20 Jahre ist Kevin Flynn, der findige Programmierer aus
dem ersten Teil, spurlos verschwunden. Sein mittlerweile erwachsener Sohn ist
der größte Aktieninhaber der Firma ENCOM. Doch die Firma ist ihm egal. Sie hat
sich mittlerweile zu größten Softwareschmiede der Welt entwickelt (Microsoft
lässt grüßen), die die User ausnimmt wie Weihnachtsgänse. Zwar sitzt Alan
Bradley noch im Vorstand, aber richtige Macht hat er dort nicht.
Nach einer spektakulären Aktion bei ENCOM taucht eines Abends
Bradley bei Sam Flynn auf. Er wurde auf einem alten Pager angerufen. Von einer
Nummer aus, die schon seit 20 Jahren abgeschaltet ist. Der Anruf kam von der
alten Spielhalle von Kevin. Mehr widerwillig mach sich Sam dorthin auf dem Weg
und findet dort den geheimen Unterschlupf seines Vaters. Der Sohn erfährt am
eigenen Leibe, mit was sein Vater sich die Nächte um die Ohren gehauen hat,
denn mit einem Mal findet er sich im Innern des Computers wieder, in einer Welt
die von einem genauen Abbild seines Vaters rücksichtslos beherrscht wird. Clu,
ein Programm von Kevin, hat sich im Bestreben das perfekte System zu schaffen
zum Diktator aufgeschwungen. Aber er will mehr. Er will in die reale Welt
vordringen. So muss sich Sam auf die Suche nach seinem Vater machen, um alles
zu retten…
Auf den ersten Blick scheint es verwunderlich, dass ein
relativer Neuling wie Joseph Kosinski mit der Regie eine solchen Projekts
betraut wurde, doch die Wahl des Machers von Zwischensequenzen zu Spielen wie Halo erweist sich recht schnell als sehr
sattelfest. Sein visueller Stil täuscht ein wenig über die wenig einfallsreiche
Story hinweg. Aber bereits bei Tron
war die Story nicht unbedingt das wichtigste, sondern das visuelle Erlebnis. Tron Legacy trotzt mit modernsten
Spezialeffekten höchster Güte und erschlägt den Zuschauer quasi mit seinen
unglaublich vielen Elementen, die über die Leinwand huschen. Aber auch wenn er
für ein breites Publikum gedacht ist, macht der Streifen eigentlich nicht
eingefleischten Fans richtigen Spaß. Doch allein die Optik macht ihn auch für
den normalen Kinobesucher zum Erlebnis. Einer der ganz großen Pluspunkte ist
dabei die Rückkehr von Jeff Bridges und Bruce Boxleitner, die ihre alten Rollen
wieder aufleben lassen. Bridges zeigt sehr eindrucksvoll, wie ein hochwertiger
Schauspieler auch noch einem mittelmäßigen Drehbuch einen gewissen Reiz
entlocken kann. Allein schon die Tatsache seiner Doppelrolle, Flynn Senior und
Clu, vertiefen den positiven Eindruck noch mehr. Zur visuellen Gewalt gesellt
sich noch eingängiger, sehr wuchtiger Soundtrack der Band Daft Punk, deren
Musik genauso passend ist wie seinerzeit der Soundtrack von Wendy Carlos für Tron.
Für den Kinoeinsatz wurden weite Teile von Tron Legacy mit stereoskopischen
3D-Kameras gedreht. Als dramaturgischen Effekt setzte man allerdings 3D nur für
die Computerwelt um. In der realen Welt blieb das Bild im herkömmlichen Format.
Dennoch hatte es schon auf der Leinwand eine hervorragende Qualität.
Einmal mehr bietet Disney bei der Blu-ray eine Scheibe an,
die bei der Technik absoluten Referenzcharakter hat. Das Bild lässt keinerlei
Mängel in der Kompression erkennen. Schärfe und Detailreichtum bewegen sich auf
höchstem Niveau. Insgesamt ein perfektes Ergebnis mit dem man sein Heimkino
auch Gästen einmal vorführen kann.
Das gleiche Niveau hält übrigens auch die Blu-ray 3D, bei
der die Bildgewalt sogar noch eine Spur brachialer zur Geltung kommt. Die
räumliche Plastizität wirkt sehr eindrucksvoll, wobei nur die Szenen, die in
der Computerwelt spielen, in 3D sind, während die Handlung in der realen Welt
nur in 2 D vorliegt.
Das gleiche gilt für den Ton. Die deutsche und englische
Tonspur liegen in DTS-HD 7.1 Master Audio vor. Die wuchtige Abmischung ist sehr
räumlich, verlangt dem Verstärker und den Lautsprechern einiges ab. Als kleiner
Tipp: Nicht gleich die Laustärke zu hoch einstellen, denn sonst könnte es
Knatsch mit den Nachbarn geben.
Auch wenn die technische Umsetzung überzeugen kann,
enttäuscht die Blu-ray etwas bei den Specials. Zwar bekommt man einiges über
die Entstehung von Tron Legacy, aber
so richtig in die Tiefe wird leider nicht gegangen. Allerdings findet man die
Testaufnahmen für den ComicCon 2008 dort wieder sowie einen kleinen Kurzfilm
mit dem Titel Am Tag danach: „Flynn lebt!“
Der Kurzfilm spinnt die Story aus dem Hauptfilm noch ein wenig fort, wobei es
auch ein Wiedersehen mit einem liebgewonnen Charakter aus Tron gibt. Ebenfalls unterhaltsam gemacht ist ein kleines Feature
über die Funktion von 3D-Blu-ray, die von Timon & Pumba erklärt wird.
Kindgerecht, aber schön. Als kleines Schmankerl gibt es dann noch einen kurzen
Ausblick auf die 2012 realisierte Animationsserie Tron Uprising. Abgerundet werden die leider etwas spärlichen Specials durch ein Musikvideo von
Daft Punk.
Man kann über Tron
Legacy geteilter Meinung sein. Aber auf jeden Fall ist er aufwendiges
Effektkino, das sehr viel Spaß macht und hauptsächlich durch seinen visuellen
Stil besticht. Hinzu kommen noch spielfreudige Darsteller sowie genialer
Soundtrack, der ein wenig an THE DARK KNIGHT erinnert, aber dennoch jede Menge
Spaß macht. Die Präsentation auf Blu-ray bietet alles, was einem Filmfan das
Herz höher schlagen lässt: Kino in höchster technischer Präzession. Auf jeden
Fall eine Bereicherung für jede Sammlung. Sehr empfehlenswert.
Tron Legacy
USA 2010
erschienen bei Walt Disney Home Entertainment im Juni 2011
EAN: 8717418296735
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