Wir schreiben das Jahr 1969: Lieutenant Colonel
Travis Morgan ist in seinem Jet unterwegs, Spionageaufnahmen von militärischen
Anlagen der Sowjets in Wladiwostok zu machen. Doch sein Vorhaben wird bemerkt
und nur mit Mühe kann er den Raketen des Feindes entkommen. Das Flugzeug ist
allerdings beschädigt. Es bleibt dem Colonel nur den Weg über den Pol um seine
Route nach Hause abzukürzen. Über dem Pol verlässt ihn aus verständlichen
Gründen sein Kompass und sein Sprit wird knapp. Der einzige Ausweg scheint eine
Notlandung zu sein, aber der Offizier muss seine Maschine verlassen, um mit dem
Fallschirm abzuspringen. Aber die vermeintliche Eiswüste, die er erwartet hat,
ist ein tropisches Paradies, ein wahrer Garten Eden; zumindest auf dem ersten
Blick. Nach kurzer Zeit stößt er auf die schöne Tara, deren Haut bei den
ansässigen Dinosauriern sehr beliebt zu sein scheint. Travis rettet die Barbarin,
was die beide dauerhaft verbindet. Bevor der Offizier irgendwelche Fragen
stellen kann, tauchen Soldaten der nahen Stadt Thera auf, um die beiden
gefangen zu nehmen. Morgan ahnt dabei nicht, dass er ab diesem Zeitpunkt
Abenteuer erleben wird, die jenseits seiner Vorstellungskraft liegen…
In den siebziger Jahren erfreuten sich Comics mit starken Fantasymotiven
einer großen Beliebtheit bei Marvel. Die mittlerweile legendäre CONAN-Adaption
von John Buscema hatte dem Verlag eine feste Leserschaft beschert. DC Comics
wollte da natürlich nicht nachstehen. Also musste etwas Ähnliches her. Der
junge Zeichner Mike Grell hatte so ein Konzept in der Tasche. Er bediente sich
bei Vorbildern wie Jules Verne, Clark Ashton Smith und Edgar Rice Burroughs,
dessen Pellucidar- und Mars-Romane ganz klar aus dem Konglomerat der
Versatzstücke hervorstechen. Dazu kam noch eine Prise von Robert E. Howards
hyborischer Welt, in der sich der bereits schon erwähnte CONAN THE BARBARIAN
heimisch fühlt. Fertig war das Mix, das man in einer speziellen Ausgabe
ausprobieren wollte. In einer Reihe, deren Aufgabe es war neue Comicformate zu
testen, erschien das erste Abenteuer von WARLORD. Das Konzept fand einen großen
Anklang und ging in Serie, deren Ende erst 1989 erfolgen sollte.
Die DC Comics erschienen in den 70er und 80er Jahren in Deutschland beim
Ehapa Verlag, dessen Programm schon damals recht vielseitig war. 1980 starte
man mit Die großen Phantastic-Comics eine Reihe mit einem neuen Konzept:
mehrere verschiedene Serie mit SF- oder Fantasyhintergrund, die abwechselnd
erschienen. So kamen oft in gekürzter Form Helden wie STORM, TAAR oder AMETHYST
zum Zuge. Ebenfalls mit von der Partie war auch WARLORD, der ebenfalls hier
integriert wurde.
WARLORD-Schöpfer Mike Grell stand schöpferisch unter dem Einfluss von Neal
Adams und Dennis O’Neil. Das Duo hatte Anfang der siebziger Jahren mit der
Einführung ihres eigenen Stil die starren Panels der Seiten aufgebrochen, um
mit einer neuen Art von realistischeren Geschichten Superhelden wie BATMAN, GREEN
LANTERN oder SUPERMAN eine neue Richtung zu geben. So beeinflusste der Stil der
beiden dann auch eine ganze Generation von Zeichnern, zu denen auch Mike Grell,
Frank Miller oder Howard Chaykin. Da die Comics von Grell oft nicht wieder
aufgelegt wurden, verschwand er etwas in den Hintergrund, wobei er bei seinen
Fans immer beliebt blieb. Der Zeichner war allerdings einer der ersten seiner
Zunft, die den beiden großen Verlagen DC und Marvel den Rücken kehrten, um
etwas Eigenständiges im Indepentendbereich zu schaffen.
Auch 35 Jahre nach seiner Entstehung hat WARLORD nichts von seinem Reiz
verloren. Mike Grell hat die Story seines Helden in immer epischere Dimensionen
gehoben bis er zu dem wird, was der Serie die Titel gibt. Obwohl die einzelnen
Geschichten oft episodenhaft wirken, ist schnell klar, dass Grell noch einiges
auf Lager hat, um den Leser weiter in die Welt von Travis Morgan zu führen.
Neben der Story beeindrucken aber auch die sehr dynamischen Zeichnungen Grells,
deren Reiz immer noch vorhanden ist. Seine Bilder entstehen oft aus der
Bewegung heraus, wobei er sich auch Stilmitteln bedient, die man beim Film
wiederfindet. Dabei befreit er seine Zeichnungen aus dem üblichen Rahmen eines
Panels, was man ebenfalls bei Frank Miller wiederfindet. WARLORD ist nicht nur
ein Geheimtipp für Comicliebhaber, sondern auch einer der großen Klassiker des
Genres. Somit wird er auch noch heute lesenswert.
WARLORD: SKATARIS ist der Auftakt einer sechsbändigen Reihe von Cross Cult,
in der die Serie wiedergegeben werden soll. Die Zeichnungen selbst liegen im
US-Format und in Schwarzweiß vor. Hinzu kommt noch ein sehr interessanter
Artikel von Jochen Ecke über Mike Grell sowie eine Covergalerie der in dem
Hardcover verwendeten Hefte. Auch wenn der Preis mit 22 Euro recht stolz ist,
kann man sich diese Ausgabe getrost ins Bücherregal stellen.
THE WARLORD
Skataris
Skataris
von Mike Grell
Originaltitel: Showcase presents: The Warlord, Volume 1
erschienen
bei Cross Cult im Juni 2010
ISBN: 978-3-941248-87-8
Umfang: ca.224 Seiten
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