Unbestritten ist er einer der beliebtesten Charaktere des
DC-Universums: Batman. Im Gegensatz
zu Superman kann er sich nicht auf abenteuerliche Superkräfte verlassen,
sondern ist auf seinen extrem guten Spürsinn angewiesen, genauso wie auf seine
Körperkraft. Und genau das macht ihn bei vielen so beliebt. Batman ist ein normaler Mensch mit
seinen eigenen Problemen.
Geschaffen wurde der Dunkle Ritter im Jahr 1939 von Bob Kane
und Bill Finger entwickelt, wobei letzterer für die essentiellen Eigenschaften
verantwortlich ist, die das Flair der Figur ausmachen. So stammt die Idee des
wallenden Fledermausumhangs von ihm, genauso wie die Tatsache, dass sich der
Milliardär Bruce Wayne hinter der Maske verbirgt. Beeinflusst wurden die beiden
Autoren von zahlreichen Figuren, die in den 30er Jahren durch die
Magazinlandschaft streiften. Als ganz klare Vorbilder sind allerdings Zorro von Johnston McCulley und The Shadow von Walter Brown Gibson zu
erkennen. Vor allem der heute leider nicht mehr so populäre The Shadow weist zahlreiche Parallelen
zu Batman auf. Im Gegensatz zu The Shadow hat sich Batman allerdings bei einem breiten Publikum über die Jahrzehnte
halten können. Kein Wunder, denn die Figur wurde immer wieder quasi neu
erschaffen. Ein ganz großer Meilenstein in der Geschichte des Comics ist Frank
Millers Graphic Novel The Dark Knight
Returns, die bis heute stilbildend für den Fledermausmann geblieben ist.
Aber bereits Anfang der 70er Jahre erkannten Autoren und
Zeichner das Potential von Batman,
vor allem Denny O’Neil, Neal Adams und Lein Wein, die in dieser Zeit
unsterbliche Geschichten schufen, die Frank Millers Epos kaum nachstehen. Eine
Geschichte aus dieser Zeit ist The Demon Awakes, die einen der schillerndsten
Charaktere in die Batman-Serie
einführte: Ra’s al Ghul.
Kurz nachdem Robin auf mysteriöse Weise verschwunden ist,
versucht Batman die Fakten zusammen
zu fügen, um sein Mündel retten zu können. Aus diesem Grund sucht er die Batcave
auf, die er vor kurzer Zeit stillgelegt hat. Kurz vorher war er in ein
Penthouse in Zentrum Gothams gezogen. Doch er wird in seinem geheimen Refugium
erwartet. Ra’s al Ghul hat nicht nur das Geheimnis der Bathöhle gelüftet, er
weiß auch um die wahre Identität des Dunklen Ritters. Für Bruce Wayne ist al
Ghul allerdings auch kein Unbekannter, denn dem Mann eilt ein gewisser Ruf
voraus. Er soll ein führender Kopf eines weltweiten Verbrecherrings sein. Doch
Ra’s begegnet Batman nicht als
Gegner. Er benötigt seine Hilfe. Seine Tochter Talia wurde anscheinend von den
gleichen Leuten entführt, was Grund genug für ein Bündnis der beiden verschiedenen
Männer sein zu scheint. Batman geht
auf die Angebot Ra’s al Ghuls ein, ist aber dennoch misstrauisch. Er spürt,
dass sein Gegner nicht mit offenen Karten spielt.
Während in den 60er Jahren die Batman-Stories noch recht bunt waren, stellt sich mit The Demon
Awakes bereits ein Trend ein, der für die weitere Entwicklung Batmans sehr wichtig ist. Seine
Abenteuer werden erwachsener und auch wesentlich düsterer. Mit Ra’s al Ghul
wurde ein Gegner kreiert, der es sowohl körperlich als auch intellektuell mit
dem maskierten Detektiv aufnehmen kann. Aber al Ghul bleibt dennoch immer
geheimnisvoll und hat zu dem noch einige Qualitäten, die ihn für den weiteren
Verlauf der Batman-Saga
prädestinieren. Dabei ist er nicht immer nur der Bösewicht, sondern wechselt
geschickt die Seiten. Ein Pragmatiker, der immer bedacht ist für ihn ein
perfektes Ergebnis zu bekommen. Ob dabei die Mittel immer sauber sind oder dem
Dunklen Ritter in den Kram passen, sei dahingestellt. Aber die beiden Figuren
verbindet auch einiges, abgesehen davon, dass ihre Charaktere sich sehr ähneln.
Da ist noch Talia al Ghul, die sich in Batman
verliebt und ihre Gefühle bleiben nicht unerwidert, wie sich schon in diesem
ersten Auftritt des Superschurken zeigt.
Gleichzeitig fällt auch die Veränderung des grafischen Stils
des Comics auf. Waren es in den 60er Jahren eher einfache Beiträge, bekommt der
Leser nun etwas mehr Realismus geboten. Batman
selbst ist nicht mehr so bullig wie früher, sondern wirkt mehr wie ein
durchtrainierter Athlet, was er im Grunde genommen eigentlich auch ist. Die Veränderung
ist Neal Adams zu verdanken, der mit dieser Änderung die Weichen für alle
seiner Nachfolger stellte. Hinzu kommt noch der Fantasiereichtum von Denny O’Neil,
der einen wesentlich Anteil an dem Batman
hat, den man heute kennt. Er machte aus Bruce Wayne einen greifbaren Menschen,
der, ähnlich vergleichbaren Figuren aus dem Hause Marvel, mit eigenen Problemen
aufwartet; vor allem was den Tod seiner Eltern betrifft.
Das hier besprochene Comicbook legt die Geschichte um Ra’s al
Ghul und Robins Entführung in Schwarzweißzeichnungen vor, was recht reizvoll
ist. Nichts gegen farbige Comics, aber in dieser Form kommen die kraftvollen
Zeichnungen von Neal Adams, Irv Novick und dem Inker Dick Giordano noch etwas
besser rüber und wirken auch noch rund 40 Jahre nach ihrer Entstehung immer
noch sehr kraftvoll. Die Story selbst fesselt von Anfang bis Ende, denn Denny O’Neil
gelingt es den Leser mit einer guten Handlung, einigen exotischen Orten sowie
einer ganzen Latte von interessanten Figuren bei Laune zu halten. Ein richtiger
Comicklassiker!
Abgerundet wird der Band durch eine von Len Wein
geschriebene Werwolf-Geschichte, die zwar nicht ganz so in den Rahmen zu passen
scheint, aber grafisch auf jeden Fall fesselnd ist.
Übrigens ein Teil von The Demon Awakes wurde im Rahmen der Reihe
F.A.Z.-Klassiker der Comicliteratur im siebten Band, der sich mit Batman beschäftigte, nachgedruckt.
Ursprünglich erschien sie als Batman Superband 10 im Jahre 1979 erstmals in
deutscher Sprache. Die hier besprochene englischsprachige Ausgabe stammt von
Titan Books und wurde im Oktober 1989 veröffentlicht.
Batman: The
Demon Awakes
von Denny O’Neil, Neal Adams, Lein Wein, Dick Giordano
erschienen bei Titan Books im Jahre 1989
ISBN: 1-85286-143-6