Nach dem unerwarteten Erfolg von Eugene Louries The Beast from 20 000 Fathoms (Panik in New York, USA 1953) wollte die
japanische Filmindustrie ebenfalls zeigen, dass sie durchaus in der Lage war
ebenfalls einen solchen Film zu produzieren. Dabei schwebte dem Produzenten Tomoyuki Tanaka eher
eine Mischung aus dem bereits erwähnten Film, bei dem Ray Harryhausen sich für
die Spezialeffekte verantwortlich zeigte und dem legendären King Kong aus dem Jahr 1933 vor, der
ebenfalls einen bleibenden Eindruck in der Filmgeschichte hinterlassen hatte.
Da sich allerdings das Stop Motion-Verfahren als zu aufwendig erwies, entschied
man sich einen Darsteller in einem Monsterkostüm durch eine Miniaturstadt
laufen zu lassen. Alles noch in Zeitlupe aufgenommen ergab einen
bemerkenswerten Effekt, der sich auch lange außerhalb Japans einer sehr großer
Beliebtheit erfreute. Als dann Ishiro Hondas Godzilla in verschiedenen
internationalen Versionen in die Kinos kam, bescherte er der japanischen
Filmindustrie einen Erfolg, der dem von Akira Kurosawas Filmen kaum nachstand.
Einerseits auch nicht verwunderlich, denn Honda war vorher und nachher oft als
Second Unit-Regisseur für den Meisterregisseur tätig.
Seit
1954 wurden in Japan 28 Filme rund um das Riesenmonster produziert, die sich in
drei verschiedene Unterserien aufteilen. Nicht mitgezählt wurde hier die
Version von Roland Emmerich aus dem Jahr 1998, der einer der größten Kinoflops
in Japan wurde, den Sony Pictures je gehabt hat. Obwohl sich Emmerich sehr viel
Freiheiten gegenüber den Original erlaubte, wird dennoch an einer neuen
amerikanischen Version gearbeitet, die sich allerdings etwas mehr an der
Vorlage orientieren soll.
Vielleicht
weil der Film des deutschen Regisseurs auf dem japanischen Markt extrem
schlecht abschnitt, entschied sich die Produktionsgesellschaft Toho wieder in
das Geschäft rund um den König der Monster einzusteigen. Nach der Showa-Serie (1954-1975) und der Heisei-Serie (1984-1995) wurde mit
Godzilla Millenium die gleichnamige Reihe begonnen, die sich sehr deutlich von
den anderen unterscheidet. In der Millenium-Serie
steht fast jeder Film für sich alleine. Es handelt sich um
Parallelweltgeschichten, in denen zwar das Ereignis von 1954 stattfand, aber
sich verschiedene Entwicklungen ergaben. Den Abschluss bildete im Jahr 2004 der
Streifen Godzilla: Final Wars, der
zum fünfzigjährigen Jubiläum erschien.
Nachdem
Roland Emmerichs Monsterfilm, den ich hier nicht unbedingt als Godzilla
bezeichnen möchte, eine sehr radikale Veränderung des Titelcharakters brachte,
entschied man sich bei Toho ebenfalls für ein Redesign des Riesenmonsters. Aber
im Gegensatz zur amerikanischen Version blieb man hier den Erwartungen der Fans
treu. Der neue Godzilla wartet mit einem sehr wilden Design auf, bei dem zum
Beispiel der Rückenkamm wesentlich ausgeprägter ist. Im Gegensatz zu älteren
Versionen ist er nicht nur wesentlich flinker, sondern auch wesentlich schwerer
einzuschätzen als früher. Man sieht ihm nun quasi den Zorn an, der in ihm auf
die Menschheit kocht. Eines hat sich jedoch nicht geändert: Die Story rund um
den dunkelgrünen Kerl ist immer noch so naiv wie sie schon vor vierzig Jahren
während der Showa-Serie war.
Auf dem Meeresgrund vor Japan wird ein seltsamer
Meteor gefunden, der über 60 Millionen Jahre alt ist. Dieser Meteor entpuppt
sich als außerirdisches Raumschiff, das die Weltherrschaft an sich reißen will.
Gleichzeitig verursacht das Auftauchen von Godzilla
wieder einmal Angst und Schrecken, wobei seine Aufmerksamkeit den japanischen
Kraftwerken gewidmet ist. Der Leiter einer Einheit zum Kampf gegen das Monster
ist besessen von seiner Vernichtung und ahnt nicht, welche Kräfte er
entfesselt. Währenddessen setzt sich das fremde Raumschiff in Tokio fest und
zapft alle Computer an. Der Einzige, der die Welt jetzt noch retten kann ist
Godzilla. Der ultimative Monsterclash ist also unausweichlich, vor allem
deswegen, weil die Intelligenzen in dem Raumschiff scharf auf die sich
regenerierenden Godzilla-Zellen sind. Sie brauchen die Dinger um auch
körperlich auf die Welt zu treten…
Die erste DVD aus der Millenium-Edition von Splendid Films bietet einen, gelinde gesagt,
sehr gewöhnungsbedürftigen Transfer, der alles bietet, was eine schlecht
Umsetzung auszeichnet. Auffallend ist ein sehr starkes Bildrauschen, dem man
nur wenig Freude abgewinnen kann. Zwar kann man stellenweise mit kräftigen
Farben beeindrucken, doch meist bleibt die Seite etwas blass. Dies kann
natürlich auch dramaturgisch bedingt sein. Allerdings kann man Nachzieheffekte
und Artefakte bestimmt nicht als Stilmittel sehen. Hinzu kommt ein sehr
weichgezeichnetes Bild, dessen Schärfe und Kontrast oft etwas zu wünschen übrig
lässt.
Der deutsche Ton wurde so gut es geht in Dolby Digital
5.1 abgemischt. Allerdings ist es meist dem Soundtrack vorbehalten etwas
räumliches Gefühl dem Zuschauer näherzubringen. Ansonsten bleibt alles ein
wenig frontlastig. Die japanische Originalspur liegt leider nur in Dolby
Digital 2.0 vor, aber ein richtiger tonaler Unterschied ist allerdings nicht
feststellbar.
Mit Extras wird der Zuschauer überhaupt nicht bedient,
allerdings mit allerlei Trailer zu den anderen Titeln der Millenium-Edition.
Schade, denn gerade hier hätte man noch Punkten können.
Godzilla 2000, wie der Film auch betitelt wurde, macht auf jeden
Fall dem geneigten Fan mehr Spaß als Emmerichs Multimillionenprojekt, wenn man
sich auf die Naivität des Kaiju-Films dann auch einlässt. Die Handlung ist
etwas eindimensional, aber darauf kommt es im Prinzip ja nicht an. Hauptsache
Godzilla und sein Gegner kloppen so gut durch, dass am Ende nur noch einer
steht. So macht ein Kaiju-Film Spaß, auch wenn die technische Qualität etwas zu
wünschen übrig lässt.
Godzilla 2000: Millenium
Originaltitel: Gojira ni-sen mireniamu
erschienen bei Splendid Video im Jahr 2006
EAN: 4013549871631