Donnerstag, 30. August 2012

Godzilla 2000: Millenium

Godzilla 2000: Millenium
Nach dem unerwarteten Erfolg von Eugene Louries The Beast from 20 000 Fathoms (Panik in New York, USA 1953) wollte die japanische Filmindustrie ebenfalls zeigen, dass sie durchaus in der Lage war ebenfalls einen solchen Film zu produzieren. Dabei schwebte dem Produzenten Tomoyuki Tanaka eher eine Mischung aus dem bereits erwähnten Film, bei dem Ray Harryhausen sich für die Spezialeffekte verantwortlich zeigte und dem legendären King Kong aus dem Jahr 1933 vor, der ebenfalls einen bleibenden Eindruck in der Filmgeschichte hinterlassen hatte. Da sich allerdings das Stop Motion-Verfahren als zu aufwendig erwies, entschied man sich einen Darsteller in einem Monsterkostüm durch eine Miniaturstadt laufen zu lassen. Alles noch in Zeitlupe aufgenommen ergab einen bemerkenswerten Effekt, der sich auch lange außerhalb Japans einer sehr großer Beliebtheit erfreute. Als dann Ishiro Hondas Godzilla in verschiedenen internationalen Versionen in die Kinos kam, bescherte er der japanischen Filmindustrie einen Erfolg, der dem von Akira Kurosawas Filmen kaum nachstand. Einerseits auch nicht verwunderlich, denn Honda war vorher und nachher oft als Second Unit-Regisseur für den Meisterregisseur tätig.

Seit 1954 wurden in Japan 28 Filme rund um das Riesenmonster produziert, die sich in drei verschiedene Unterserien aufteilen. Nicht mitgezählt wurde hier die Version von Roland Emmerich aus dem Jahr 1998, der einer der größten Kinoflops in Japan wurde, den Sony Pictures je gehabt hat. Obwohl sich Emmerich sehr viel Freiheiten gegenüber den Original erlaubte, wird dennoch an einer neuen amerikanischen Version gearbeitet, die sich allerdings etwas mehr an der Vorlage orientieren soll.

Vielleicht weil der Film des deutschen Regisseurs auf dem japanischen Markt extrem schlecht abschnitt, entschied sich die Produktionsgesellschaft Toho wieder in das Geschäft rund um den König der Monster einzusteigen. Nach der Showa-Serie (1954-1975) und der Heisei-Serie (1984-1995) wurde mit Godzilla Millenium die gleichnamige Reihe begonnen, die sich sehr deutlich von den anderen unterscheidet. In der Millenium-Serie steht fast jeder Film für sich alleine. Es handelt sich um Parallelweltgeschichten, in denen zwar das Ereignis von 1954 stattfand, aber sich verschiedene Entwicklungen ergaben. Den Abschluss bildete im Jahr 2004 der Streifen Godzilla: Final Wars, der zum fünfzigjährigen Jubiläum erschien.

Nachdem Roland Emmerichs Monsterfilm, den ich hier nicht unbedingt als Godzilla bezeichnen möchte, eine sehr radikale Veränderung des Titelcharakters brachte, entschied man sich bei Toho ebenfalls für ein Redesign des Riesenmonsters. Aber im Gegensatz zur amerikanischen Version blieb man hier den Erwartungen der Fans treu. Der neue Godzilla wartet mit einem sehr wilden Design auf, bei dem zum Beispiel der Rückenkamm wesentlich ausgeprägter ist. Im Gegensatz zu älteren Versionen ist er nicht nur wesentlich flinker, sondern auch wesentlich schwerer einzuschätzen als früher. Man sieht ihm nun quasi den Zorn an, der in ihm auf die Menschheit kocht. Eines hat sich jedoch nicht geändert: Die Story rund um den dunkelgrünen Kerl ist immer noch so naiv wie sie schon vor vierzig Jahren während der Showa-Serie war.

Auf dem Meeresgrund vor Japan wird ein seltsamer Meteor gefunden, der über 60 Millionen Jahre alt ist. Dieser Meteor entpuppt sich als außerirdisches Raumschiff, das die Weltherrschaft an sich reißen will. Gleichzeitig verursacht das Auftauchen von Godzilla wieder einmal Angst und Schrecken, wobei seine Aufmerksamkeit den japanischen Kraftwerken gewidmet ist. Der Leiter einer Einheit zum Kampf gegen das Monster ist besessen von seiner Vernichtung und ahnt nicht, welche Kräfte er entfesselt. Währenddessen setzt sich das fremde Raumschiff in Tokio fest und zapft alle Computer an. Der Einzige, der die Welt jetzt noch retten kann ist Godzilla. Der ultimative Monsterclash ist also unausweichlich, vor allem deswegen, weil die Intelligenzen in dem Raumschiff scharf auf die sich regenerierenden Godzilla-Zellen sind. Sie brauchen die Dinger um auch körperlich auf die Welt zu treten…

Die erste DVD aus der Millenium-Edition von Splendid Films bietet einen, gelinde gesagt, sehr gewöhnungsbedürftigen Transfer, der alles bietet, was eine schlecht Umsetzung auszeichnet. Auffallend ist ein sehr starkes Bildrauschen, dem man nur wenig Freude abgewinnen kann. Zwar kann man stellenweise mit kräftigen Farben beeindrucken, doch meist bleibt die Seite etwas blass. Dies kann natürlich auch dramaturgisch bedingt sein. Allerdings kann man Nachzieheffekte und Artefakte bestimmt nicht als Stilmittel sehen. Hinzu kommt ein sehr weichgezeichnetes Bild, dessen Schärfe und Kontrast oft etwas zu wünschen übrig lässt.

Der deutsche Ton wurde so gut es geht in Dolby Digital 5.1 abgemischt. Allerdings ist es meist dem Soundtrack vorbehalten etwas räumliches Gefühl dem Zuschauer näherzubringen. Ansonsten bleibt alles ein wenig frontlastig. Die japanische Originalspur liegt leider nur in Dolby Digital 2.0 vor, aber ein richtiger tonaler Unterschied ist allerdings nicht feststellbar.

Mit Extras wird der Zuschauer überhaupt nicht bedient, allerdings mit allerlei Trailer zu den anderen Titeln der Millenium-Edition. Schade, denn gerade hier hätte man noch Punkten können.

Godzilla 2000, wie der Film auch betitelt wurde, macht auf jeden Fall dem geneigten Fan mehr Spaß als Emmerichs Multimillionenprojekt, wenn man sich auf die Naivität des Kaiju-Films dann auch einlässt. Die Handlung ist etwas eindimensional, aber darauf kommt es im Prinzip ja nicht an. Hauptsache Godzilla und sein Gegner kloppen so gut durch, dass am Ende nur noch einer steht. So macht ein Kaiju-Film Spaß, auch wenn die technische Qualität etwas zu wünschen übrig lässt.

 
Godzilla 2000: Millenium
Originaltitel: Gojira ni-sen mireniamu
erschienen bei Splendid Video im Jahr 2006
EAN: 4013549871631


Montag, 13. August 2012

Godzilla kehrt zurück

Godzilla kehrt zurück
Nach einer Bruchlandung finden sich zwei japanische Piloten auf eine abgelegenen Insel wider. Das wäre im Prinzip nicht so schlimm, wären nicht zwei Riesenmonster, die sich dort bekämpfen wurden. Das eine ist Angilus, ein Vertreter aus der Erdvorzeit, der andere niemand anders als Godzilla. Zwar wurde dieser im vorangegangenen Film definitiv den Tiefen des Meeres überantwortet, erfreut sich aber nun wieder des Lebens. Nur knapp entkommen die Piloten von der Insel, während die beiden Monster in ihrem Clinch ins Meer fallen. Kurz danach tauchen sie in der japanischen Stadt Osaka auf, in der sich die Monster einen Kampf auf Leben und Tod liefern…

Schon wenige Monate nachdem der erste Godzilla-Streifen einen richtigen Siegeszug um die Welt angetreten hatte, legte die Produktionsfirma Toho gleich nach. Da war es im Prinzip egal, dass das Monster getötet worden ist. Immerhin gab es noch weitere Atombombenversuche, die ein solches Monster entstehen lassen können. Dem Kinozuschauer fällt ohnehin nicht auf, wie ähnlich sich der neue und der alte Godzilla sehen. Das ganze wird noch mit einer naiven, aber dennoch soliden Story kombiniert, um wenigstens etwas Handlung in die Sache zu bringen. Damit wird gleichzeitig auch der Grundstein für den Charme der rund dreißig Godzilla-Filme gelegt, der die Fans bis heute fasziniert. Im Prinzip ist eine mehr oder weniger hanebüchene Hintergrundgeschichte gar nicht wichtig, solange die Riesenmonster auf sich richtig schön durch die Miniaturlandschaften kloppen. Da ist es egal, ob die Panzer, Häuser und Autos nach Spielzeug und Pappmaché aussehen. Es wird Popcornkino geboten, bei dem man einfach nur das Gehirn abschalten kann. Widersprüche wie jener, dass Angilus zwischendurch das Zeitliche segnet, aber trotzdem in den folgenden Filmen immer wieder zu sehen ist, nebensächlich. Außerdem begeht man bei Godzilla kehrt zurück nicht den Fehler und bringt den Hauptprotagonisten um die Ecke, sondern lässt diverse Hintertürchen für Sequels offen.

Tatsächlich legt Regisseur Motoyoshi Oda mit dem zweiten Teil der rund 30 Filme umfassenden Reihe um den König der Monster den Grundstein für die erfolgreiche Showa-Reihe innerhalb der Godzilla-Streifen. Bis 1975 unterhielt die Reihe die Zuschauer weltweit, wobei in den USA und in Europa oft grausam verstümmelte Versionen zu sehen waren. Speziell in Deutschland firmierten die ganzen Kaiju-Beiträge oft mit einem abstrusen Titel, in dem zumindest einmal der Name Frankenstein zu finden war.

Ähnlich wie bei Godzilla von Ishiro Honda bietet Motoyashi Oda einen klein wenig ernsthafteren Ansatz zur Geschichte, in denen die Menschen im wahrsten Sinne des Wortes eine kleine Nebensache sind. Nachdem einige Monate zuvor Tokio in Schutt und Asche gelegt wurde, ist nun Osaka dran. Hier toben sich die Monster ohne Rücksicht auf Verluste aus, wobei sie sich auf Leben und Tod bekämpfen. Sowohl die Regierung als auch die Militärs versuchen zu intervenieren, doch gegen die entfesselten Gewalten haben sie keine Chance. Letztendlich ist es nicht die riesige Kriegsmaschinerie, die Godzilla überwältigt, sondern die Aktion eines einzelnen Piloten, die den Schlüssel für den Sieg über das Monster erbringt.

Im Gegensatz zur letzten Auflage von Godzilla kehrt zurück, die bei Marketing Film erschien, bietet die DVD von Splendid Film eine interessante Besonderheit: die alte deutsche Synchronfassung. Diese galt lange Zeit als verschollen, wurde aber in alten Archiven wieder aufgetrieben. Neben der ungekürzten japanischen Fassung befindet sich auf dieser Scheibe auch die deutsche Version, die beim ursprünglichen Start von Donau Film in die Kinos gebracht wurde.

Beide Fassungen weisen eine unterschiedliche Qualität bei Bild und Ton auf, wobei die japanische Version definitiv vorzuziehen ist, auch wenn sie mit der deutschen Synchronisation unterlegt ist.

Bei der Restauration des Bildes hat man versucht das technisch Mögliche herauszuholen. Großartige Beschädigungen und Artefakte sind am Master nicht festzustellen. Die Schärfe und der Kontrast können für einen Film dieses Alters ebenfalls gefallen. Auffallend ist allerdings, dass die deutsche Fassung insgesamt etwas heller ist als ihr japanisches Pendant. Dieses hat allerdings von der Schärfe etwas die Nase vorn.

Godzilla kehrt zurück bietet beim Ton keine großen Überraschungen. Er klingt oft etwas hohl und verrauscht, ist aber dennoch klar zu verstehen. Witzigerweise klingt die deutsche Synchronisation in der japanischen Schnittfassung etwas frischer als bei der heimischen Kopie.

Was die Extras angeht, so ist man relativ schnell am Ende angelangt. Außer dem Trailer zum Film und zu anderen Streifen aus dem Splendid-Programm ist nichts enthalten.

Nach dem Godzilla kehrt zurück über viele Jahrzehnte ein Schattendasein in Deutschland verbrachte und sogar auf seinen eigentlichen Titel verzichten musste, da der deutsche Verleiher den Namen nicht bezahlen wollte, liegt der Film nun wieder in einer ansehbaren Form vor. Das Bildmaster von Splendid Film steht weit über dem der Vorgängerversionen, der Ton ebenfalls annehmbar. Wer Kaiju Filme mag, kommt bei diesen Streifen voll auf seine Kosten, denn im Gegensatz zu einigen seiner Nachfolger ist der König der Monster nicht zum bloßen Kinderschreck verkommen. Hier darf er noch Monster sein, was ihn dann auch richtig sehenswert macht.

Godzilla kehrt zurück - Special Edition
Japan 1955
erschienen bei Splendid Video im Jahr 2009
EAN: 4013549873550