Sonntag, 18. September 2011

Buch oder Ebook?

Schon oft wurde in der Vergangenheit der Siegeszug von Ebooks propagiert, doch nun scheint wirklich die Zeit angebrochen zu sein, in der dies Realität wird. Kein Wunder, denn die Lesegeräte und allen voran die Tablet-Varianten wie das iPad, Galaxy Tab oder der kommende Tablet-PC von Amazon machen ein gutes Lesen auf dem Bildschirm möglich. Vorbei sind die Zeiten, in denen man sich auf flimmernden Bildschirmen die Augen tränig gelesen hat. Die heutigen Schlagworte heißen "Retina-Display" oder "Epaper". Tatsache ist, dass sich die Reader aller Arten auf jeden Fall sehr deutlich von Ihren Vorgängern der vorigen Generationen unterscheiden und tatsächlich Ebooks auch im großen Maß lesbar machen.

Ebooks haben schon lange mein Interesse geweckt, aber bisher hatte ich nur die Möglichkeit die Sachen am PC zu lesen. Okay, ich habe es auch auf dem iPhone versucht, aber so richtig Spaß hat das nicht gemacht. Vor ungefähr zwei Wochen legte ich mir ein iPad zu. Schon länger ging ich um ein Tablet herum, aber da ich mit meinem iPhone 3GS zufrieden bin, war dies einer der Gründe, warum ich mich für das iPad entschied. Zwei Wochen wälzte ich mich durch die Unzahl von Apps. Zuerst einmal suchte ich die Sachen zusammen, die ich auf dem iPhone zu schätzen gelernt habe. Danach diverse andere und zuletzte begann ich dann mit dem Amazon Kindle- und iBook-App. Vor allem die Auswahl bei Amazon fand ich schwer beeindruckend. Okay, der deutsche Bereich ist noch im Aufbau begriffen, aber über 5800 kostenlose und urheberrechtsfreie Werke sind schon eine Hausnummer. Darunter befinden sich zahlreiche alte Übersetzungen von Jules Verne, Edgar Allan Poe, Arthur Conan Doyle oder Alexandré Dumas, aber auch einige Klassiker von Kurd Laßwitz oder Karl May.

Natürlich werden mittlerweile bei den großen Plattformen mittlerweile auch neuere Ebooks zum Verkauf angeboten. Allerdings stößt hier die Preispolitik so mancher Verlage bei mir auf sehr großes Unverständnis. Während einige ihre Ebooks wesentlich billiger als ihre gedruckten Bücher anbieten, ruhen sich einige einfach auf ihren Lorbeeren aus. Sie bieten die Ebooks zum identischen Preis an wie ihre gedruckten Pendants, obwohl für die elektronische Veröffentlichtung wesentlich weniger logistische Wege beschritten werden als für die gedruckte. Vor allem das Drucken selbst fällt komplett weg, sowie die Vertriebswege über die Buchhändler. Einige deutsche Verlage geben diese Ersparnis an die Kunden, wie beipielsweise bei den Perry Rhodan Silberbänden oder den Star Trek-Romanen von CrossCult. Aber ein Medienmoloch wie Random House hat sowas natürlich nicht nötig. Dafür beklagt man sich dann über die Zunahme der illegalen Downloads, die man eben durch diese Preispolitik dann auch noch animiert. Was nicht gut ist. Aber bereits jetzt schon argumentiert der organisierte Buchhandel mit Argumenten, die man schon von der Film- oder Musikindustrie zu hören bekommen hat. Und auch hier muss man sich dann fragen, ob die Zeichen der Zeit auch richtig erkannt wurden?

Aber bei allen Enthusiasmus in Bezug auf der Ebook stellt sich die Frage: Ist das normale Buch nun tot oder auf dem absteigenden Ast? Nach meiner bescheidenen Ansicht nicht. Das gedruckte Buch ist ein Format, das sich seit Jahrhunderten bewährt hat. Auch wenn iPad, Kindle, Oyo oder wie sie alle heißen praktisch für unterwegs sind, ein richtiges Buch ersetzen sie nicht. Klar, kann man sich die Herr der Ringe-Trilogie herunterladen, aber ein Ersatz für die diversen bibliophilen Ausgaben ist ein Ebook mit Sicherheit nicht. 

Für mich als Buchjunkie geht nichts über ein gedrucktes Buch. Doch gerade für unterwegs ist, dank meinem iPad, ein Ebook eine willkommene Alternative. Vor allem auch deshalb, weil gerade gute neue Science Fiction aus dem englischen Sprachraum erscheint. Also bleibt mir als Alternative eigentlich nur das Ebook, um an aktuelle Sachen heranzukommen. Andererseits gilt das auch für Klassiker. Ein gutes Bespiel sind die Romane von James P. Hogan. Wer erinnert unter den älteren Lesern nicht gerne an die Ganymeder-Trilogie zurück, die sich aus Der tote Raumfahrer, Die Riesen von Ganymed und Stern der Riesen zusammensetzt. Allerdings hat Hogan im Laufe der Jahre noch zwei weitere Romane zu dem Thema beigesteuert, die bei uns nicht erschienen sind. Ähnlich läuft es auch mit den Grand Tour-Romanen von Ben Bova. Seitdem Heyne die Reihe im Stich gelassen hat, sind rund ein halbes dutzend neue Romane des Autors erschienen. Eine deutsche Übersetzung steht in den Sternen.

Okay, nun bin ich doch abgeschweift, weil gerade die beiden Beispiele für mich ein Dorn im Auge sind. Die ehemals großen SF-Verlage, die mittlerweile fast alle unter einem Dach sind, spezialisieren sich auf dubiose Serien und Wiederauflagen von Klassikern. Aber viel Innovatives kommt nicht mehr. Aber auch hier ist das Ebook nur eine Alternative, um an das Material heranzukommen. Letztendlich landet, zumindest bei mir, das gedruckte Pendant früher oder später in meinem Bücherschrank.

Wie schon gesagt, ich bin bibliophil. Ich liebe den Geruch von richtig gelagerten Büchern oder von neuen Publikationen, wenn sie gerade in meine Finger kommen. Ich mag das Gefühl von richtigen Seiten zwischen den Fingern oder das Gewicht eines Buches auf meinem Brustkorb, wenn ich es im Bett lese. Alles das kann mir ein Ebook nicht bieten. Eben eine Alternative, wenn auch eine attraktive. Das Buch wird also nicht so schnell aussterben, auch wenn Ikea das Ende des normalen Buchregals vorhergesagt hat. :-)

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