Samstag, 25. Mai 2013

Casino Royale

Der Kalte Krieg auf seinem Höhepunkt: Die westlichen Geheimdienste kämpfen in einem vermeintlichen Frieden mit härtesten Bandagen gegen ihren kommunistischen Gegenpart. Einer der Stars unter den feindlichen Agenten ist LeChiffre, der es nach seiner Arbeit bei der Resistance vorgezogen hat für die Sowjets zu arbeiten. Aber er fühlt diesen gegenüber nicht verpflichtet. Doch als sich herausstellt, dass er in seine eigene Tasche gearbeitet hat, muss er etwas unternehmen, damit wieder Geld in seine leeren Kassen fließen kann. Eine Leidenschaft des Agenten ist das Baccarat-Spiel, mit der er sich erhofft seine roten Zahlen wieder ausgleichen zu können.

Eine interessante Ausgangssituation für den englischen Geheimdienst. Dieser schickt einen seiner Doppel-Null-Agenten in das Städtchen Royale-les-Eaux, in dessen Casino LeChiffres Spiel stattfinden soll. Genau der richtige Job für James Bond, der Baccarat wie kein zweiter beherrscht. Ausgestattet mit einer falschen Identität und mit entsprechendem Kapital nimmt er an dem Spiel teil. Doch er ist nicht allein. Ihm zur Seite stehen die aparte Vesper Lynd sowie der Agent Mathis, der Bond mit Informationen über seinen Gegner informiert. Außerdem hat die CIA ebenfalls einen Beobachter nach Royale geschickt, um eventuell unterstützend einzugreifen. Zusammen sollen sie dem Gegner die finanzielle Grundlage entziehen, damit dieser gezwungen ist überzulaufen.

Aber auch die Gegenseite ist sich über den Auftrag Bonds im Klaren. Sein Zimmer wird überwacht und nur knapp entkommt am einem Bombenanschlag, der am helllichten Tag mitten in Royale stattfindet. Die letztendliche Konfrontation zwischen James Bond und LeChiffre verläuft dann doch nicht so wie geplant, denn das Glück steht nicht auf der Seite des britischen Agenten. Er verliert sein komplettes Budget, findet aber in Felix Leiter jemanden, der ihm aushelfen kann. Nun setzt Bond alles sprichwörtlich alles auf eine Karte, um seinen gewitzten Gegner in die richtige Ecke zu drängen.

Mehr als fünfzig Jahre lang begeistert James Bond Generationen von Kinobesuchern und hat in rund 25 Filmen einen Standard gesetzt, an dem sich viele andere Genrefilme messen lassen müssen. Doch wer die Romane von Ian Fleming kennt weiß, wie sehr ich Vorlage und Adaption unterscheiden. Kaum einer der Bond-Filme hat etwas mit seinem literarischen Vorbild gemein, was sich vor allem in der Hauptfigur selbst widerspiegelt. Der literarische Bond und der filmische sind total unterschiedliche Charaktere. Nach der ersten Umsetzung von Casino Royale im Jahr 1954 fühlte sich Fleming sogar in seiner Befürchtung der Unverfilmbarkeit seiner Romane soweit bestätigt, dass er die Filmrechte nicht mehr vergeben wollte. Zu sehr hatten sich die Macher des Live-Theaterstücks für die US-Serie Climax von seinem Werk entfernt.

Im ersten Roman um James Bond legt Ian Fleming das Grundgerüst fest, mit dem der Autor in Zukunft arbeiten und ausbauen wird. Dabei fällt dem Leser die Kompetenz Flemings in Bezug auf die Geheimdienstarbeit auf. Kein Wunder, denn im Zweiten Weltkrieg arbeitete er selbst für den Geheimdienst. Obwohl Fleming mit seinen knappen Schreibstil schnell auf den Punkt kommt, lässt er die Welt um Bond sehr plastisch vor dem Auge des Lesers entstehen. Ohne große Ausschmückungen widmet er sich dem stetigen Vorantreiben der Handlung, sowie seinen Charakteren, die sehr gut herausgearbeitet werden. Keiner von ihnen wirkt eindimensional oder oberflächlich, wobei der Fokus natürlich ganz eindeutig auf der Hauptfigur liegt.

In der Vergangenheit haben die James Bond-Romane oft eine Veröffentlichung in Deutschland erlebt, doch meistens nicht komplett und vor allem nicht ungekürzter Form. Selbst die letzte Ausgabe von Casino Royale im Jahr 2006 basierte auf einer Übersetzung aus den sechziger Jahren, die nur schwer die wahre Qualität von Fleming wiedergibt. In der ungekürzten Version, die von Stephanie Pannen und Anika Klüver bearbeitet wurde, bemerkt man erst, wie gut Fleming eigentlich gewesen ist, was das Flair seiner Romane eigentlich ausmacht. So wird der Roman sogar noch lesenswerter.

Casino Royale ist eindeutig ein Kind seiner Zeit. Zwar ist die Zeit des Kalten Krieges und der rivalisierenden Großmachte in Ost und West vorbei, aber dennoch weiß der Roman immer noch zu fesseln. Dies liegt vor alle auch daran, weil Ian Fleming den Konflikt in den Hintergrund treten lässt. Er widmet sich einem eigenen Mikrokosmos, der aus James Bond sowie dem großen Baccarat-Duell mit LeChiffre besteht. Das Spiel selbst inszeniert der Autor mit großer Sachkenntnis und Spannung, was den Leser noch mehr an den Roman fesselt. Die Spannung gipfelt im letzten Drittel in einer sehr intensiven Folterszene, die später sogar ohne große Änderungen Eingang in die Filmversion von 2006 bekommen hat. Gleichzeitig beginnt hier die Auseinandersetzung mit der Organisation SMERSH, in der Kinoserie SPECTRE, mit der es Bond in den nächsten Romanen noch öfter zu tun bekommen wird. Als mehr als ein Grund sich auch die weiteren Romane rund um den Superagenten zu gönnen.

Die James Bond-Reihe bei Cross Cult bietet diese zum ersten Mal in einer ungekürzten Neuübersetzung, einer Erscheinungsweise in der originalen Reihenfolge sowie sehr ansprechenden Covern von Martin Gillette. Die Serie ist sowohl in Printform als auch als E-Book erhältlich. Auf jeden Fall sehr lesenswert.

James Bond – Casino Royale
von Ian Fleming
erschienen bei Cross Cult im September 2012
Übersetzung Stephanie Pannen und Anika Klüver
Umfang: 240 Seiten
ISBN: 978-3-86425-070-5
eISBN: 978-3-86425-071-2

Freitag, 17. Mai 2013

Perry Rhodan Band 2700 - Der Techno-Mond

Jeder Jubiläumsband innerhalb der PERRY RHODAN-Serie stellt einen wichtigen Meilenstein dar. Doch selten war ein Heft dieser Art unter Fans so heiß erwartet wie dieses. Kein Wunder, stellt Band 2700 doch den Einstand eines neuen Exposé-Teams dar und ist gleichzeitig auch eine Premiere. Aber dazu später mehr…

Seit den Ereignissen des letzten Bandes sind weit mehr als vierzig Jahre vergangen. Das Solsystem befindet sich wieder an seinem angestammten Platz im Standarduniversum. Die einzige Ausnahme ist der irdische Mond, der einige Zeit später auf seiner alten Bahn wieder auftaucht. Allerdings hat sich Luna dramatisch verändert. Ein Geflecht von fremdartiger Technik hat sich über die Oberfläche ausgebreitet. Woher es kommt und welchem Zweck es dient ist ein Rätsel, denn alle Versuche dorthin vorzudringen sind bisher an einem undurchdringlichen Repulsorfeld gescheitert, das den Mond einhüllt. Jeder Versuch das Feld zu durchdringen ist vom Scheitern verurteilt, was ein alter Gefährte Perry Rhodans zu spüren bekam. Wie ein bedrohliches Damoklesschwert hängt der Erdtrabant über Terra, macht jedem seiner Bewohner bewusst, wie hilflos sie eigentlich sind. So entscheiden sich viele Terraner ihren Heimatplaneten zu verlassen, weil sie nicht mit der eminenten Bedrohung zurechtkommen. Für Perry Rhodan stellt sich die Frage nach einer Flucht nicht, denn er weiß, dass man um jeden Preis zum Mond vordringen muss, um Licht in seine Geheimnisse zu bringen. Dabei geht es ihm weniger um Anlagen wie das Computergehirn NATHAN, sondern vielmehr um das Schicksal der Menschen, die auf dem Trabanten zurückgeblieben sind. Tatsächlich schmiedet die neue solare Regierung einen Plan, um dies zu klären. Mit dem Experimentalraumschiff STARDIVER will man eine kleine Gruppe nach Luna schicken. Da Perry Rhodan hierbei eine Schlüsselrolle spielt, ist nur er in der Lage mit einer kleinen Crew dorthin zu fliegen, um die Fragen zu lösen…

Wie weiter oben erwähnt stellt Der Techno-Mond in zweierlei Hinsicht eine Premiere dar. Zum einen stellt sich damit das neue Expokraten-Team Wim Vandemaan und Christian Montillon vor. Sie lösen Uwe Anton ab, der den Job nach dem überraschenden Tod von Robert Feldhoff vor vier Jahren übernommen hat. Wie immer bei einem solchen gravierenden Wechsel sind die Erwartungen hoch, denn immerhin werden die beiden Autoren den Weg der PERRY RHODAN-Serie zu Band 3000 mit ihren Ideen bestimmen. Erfahrung mit dem Erstellen von Komplexen Handlungsverläufen haben beide schon, denn sowohl Vandemaan als auch Montillon haben mit der Konzeption von Taschenbuchreihen oder Serien wie PERRY RHODAN Neo schon lesenswerte Beweise geliefert.

Die Erwartungen an die beiden Autoren sind hoch, was auch begründet ist, denn immerhin lieferten sie in der Vergangenheit mehr als nur einen lesenswerten Roman mit interessanten Ideen. Sowohl Vandemaan als auch Montillon haben außerdem bereits Erfahrung mit dem Erstellen von Exposés. Und bereits mit dem ersten Band des Zyklus Das Atopische Tribunal haben sie eine sehr fesselnde Vorlage an den verantwortlichen Autor gegeben, die den Leser neugierig auf den weiteren Verlauf macht.

Der Clou ist dabei, dass der Roman Der Techno-Mond aus der Feder von Andreas Eschbach stammt. Er hat in der Vergangenheit mit seinen Gastromanen bewiesen wie gut sein Gespür für die Serie ist. Einen Gastautor für einen Jubiläumsroman gewinnen zu können ist die zweite Premiere bei PR-Band 2700. Bisher wurde ein neuer Zyklus immer durch einen der Hauptautoren gestartet.

Einmal mehr erweist sich Eschbach als sehr gute Wahl, denn den guten Eindruck, den er bisher mit seinen Gastromanen machte, vertieft er nun noch mehr. Er setzt sich mit dem Charakter Perry Rhodan sehr stark auseinander und erlaubt sich auch etwas, was andere Autoren bisher selten den Lesern präsentiert haben: Er gibt einen kleinen Einblick in das Privatleben des Erben des Universums. Dabei wartet er mit der einen oder anderen Überraschung auf, auf die weder der Leser noch Rhodan gefasst sind, aber hoffentlich in den Folgeromanen noch zum Handlungsgegenstand werden können.

Der Techno-Mond
ist ganz klar auf die Talente von Andreas Eschbach zugeschnitten, zeigt der Roman alle Qualitäten, die ein spannender PR-Roman haben sollte. Dem Leser wird eine eingängige, leicht verschachtelte Handlung geboten, die mit einigen Überraschungen aufwartet, mit denen man richtig Lust auf die kommenden Romane bekommt. Gleichzeitig schafft er ein kurzweiliges Lesevergnügen, das von dem Gespür des Autors für die Serie lebt. Ein absolutes Highlight der größten SF-Serie der Welt!!!

Wie jeder Jubiläumsband der PERRY RHODAN-Serie ist auch die Nummer 2700 noch mit Sonderausstattung versehen. Neben einem umlaufenden Titelbild von Dirk Schulz und einem Poster von Arndt Drechsler ist auch ein Sonderteil von Michael Thiesen und Swen Papenbrock enthalten, in dem eine kleine Reise durch das aktuelle Perryversum gemacht wird. Abgeschlossen werden die Specials mit dem PR-Kommentar, dem Glossar sowie der Leserkontaktseite. 

Perry Rhodan Band 2700
Der Techno-Mond
von Andreas Eschbach
erschienen als Heftroman und E-Book im Pabel-Moewig Verlag im Mai 2013
eISBN: 978-38453-2699-3

Samstag, 11. Mai 2013

Die Expedition der Todgeweihten

So unglaublich es einem außenstehenden auch vorkommen mag, die PERRY RHODAN-Serie deckt mittlerweile eine Future History von über 3000 Jahren ab. Beginnend mit der Mondlandung im Jahr 1971 führte sie den Erben des Universums in weit entfernte Galaxien, wo er oft atemberaubende Abenteuer von epischen Ausmaßen erlebt hat. Dabei setzten sowohl die Exposéautoren, als auch jene, die die Vorgaben ausarbeiteten, auf eine straff konzipierte Handlung, die mehr oder weniger geradlinig zu einem Ende führte. Es verwundert dabei nicht, dass manchmal einige Fragen oder ganze Handlungsstränge offen geblieben sind. Manchmal wurden diese im Verlauf der Serie geklärt oder boten den Stoff für einen Abschluss innerhalb der PERRY RHODAN Planetenromane, deren Taschenbuchinkarnation es immerhin auf 415 in sich abgeschlossene Romane brachte.

Peter Terrid hat in seinen PR-Taschenbüchern bewusst solche Themen aufgegriffen, die viele Leser immer gerne beantwortet haben wollten. So griff er beispielsweise in Schmied der Unsterblichkeit nicht nur die Entstehung der Meister der Insel auf, sondern beschäftigte sich dort auch mit der Entstehung der Zellaktivatoren; auch wenn seine Ideen im Nachhinein nicht mehr richtig in den „Kanon“ der späteren Expokraten passte.

Eine weitere brennende Frage im Perryversum war auch, was aus jenen Terranern geworden ist, die nicht das Glück hatten einen Zellaktivator zu bekommen? In der Frühzeit des Solaren Imperiums, bevor die Superintelligenz ES auf der Flucht vor dem Schwarm 25 Zellaktivatoren in der Galaxis verteilte, bekamen viele Mitarbeiter von PERRY RHODAN eine sogenannte Zelldusche. Mit jeder Dusche wurde ihnen 62 Jahre mehr Lebenszeit in relativer Unsterblichkeit verliehen, was aber nach der Zerstörung der Kunstwelt Wanderer illusorisch wurde.

Im Jahr 2400, kurz bevor die Meister der Insel die intergalaktische Bühne betreten, werden die Terraner Kamee Nyssen,  Shaktar Deringhouse und Yigael Cummings-Freyt von der Anwaltskanzlei Armstrong, Armstrong & Armstrong kontaktiert. Sie sollen sich dort so schnell wie möglich einfinden, da ihnen Informationen mitgeteilt werden sollen, die bisher zurückgehalten wurden. Die Überraschung der drei ist groß, da auch der Großadministrator selbst sich eingefunden hat. Seine alten Weggefährten Nyssen, Deringhouse und Freyt haben dort Daten hinterlegt, die das Schicksal von rund 60 Menschen klärt, die nicht das Glück hatten einen Zellaktivator zu bekommen. In einer geheimen Mission und während Perry Rhodan nicht auf der Erde weilte, setzten sie sich mit einem Raumschiff in einen unbekannten Teil der Galaxis ab. Sie verfügten auch, dass die Koordinaten ihres Ziels erst dann veröffentlicht werden sollen, wenn keiner der Gefährten mehr am Leben ist.

Als Perry Rhodan dies erfährt schickt er eine kleine Expedition unter dem Kommando von Reginald Bull aus, um dort nach dem Rechten zu sehen. Ihm zur Seite werden die drei direkten Nachkommen seiner alten Gefährten gestellt. Mit einer Space-Jet macht man sich auf den Weg ohne zu ahnen, was auf das Team zukommen wird. Das Ziel der ehemaligen Unsterblichen kann man schnell zurückverfolgen. Die Spuren führen zu einer unbekannten Welt, auf der man eindeutige Spuren der Landung der Todgeweihten findet. Doch als man diese näher verfolgen will, werden Bull und sein Team von aufgebrachten Eingeborenen angegriffen, die eindeutig einen humanoiden Ursprung haben. Schnell werden die Terraner gefangen gesetzt und vor den Herrscher dieser Region des Planeten gebracht. Dieser ist auf die Eindringlinge nicht gut zu sprechen, weil die Nachkommen der Todgeweihten sich anscheinend nicht sehr gut mit den Ureinwohnern verstanden haben. Das mag auch daran liegen, dass die Bewohner anscheinend unter dem Einfluss einer Pflanze stehen, die sie kontrolliert. Jeder von ihnen trägt eine merkwürdige Blume, die auch Reginald Bull und seinen Gefährten angeheftet werden soll…

Gekonnt schließt Peter Terrid eine Lücke im Verlauf der PR-Serie, denn oft hat sich der ein oder andere Leser schon gefragt, was aus denjenigen, die keinen Zellaktivatoren bekommen haben, geworden ist. Zumindest bei einem Teil von Ihnen bringt der dabei Lichts ins Dunkel. Aber der Autor wagt noch mehr. Er versucht die SF-Elemente von PERRY RHODAN mit denen der Fantasy zu verbinden, was ihm zwar stellenweise gelingt, aber oft doch etwas oberflächlich wirkt. Auch erinnert der Plot in einigen Teilen stark an William Voltz Die Invasion der Puppen, wobei bei Terrid keine invasorischen Gesichtspunkte interessieren. Vielmehr prangert er den Drang der Terraner des gnadenlosen Terraformings an, was die Natur dazu bewegt zurückzuschlagen. Jahrtausendelang haben die Ureinwohner mit den Blumen zusammengelebt. Doch als die Terraner auftauchen roden diese Wälder und brennen alles nieder, um Felder zu schaffen. Dabei gehen sie mit solcher Gewalt vor, wie man es eigentlich nicht erwartet hat. Dies ist auch der Punkt, bei dem man als Leser die Pflanzen wegen des Zurückschlagens versteht.

Peter Terrid gelingt es also schon eine gewissen Botschaft in seinen Roman zu bringen, wobei allerdings das Abenteuer ganz klar im Vordergrund steht. Die Expedition der Todgeweihten ist ein sehr gelungener Planetenroman, der nicht nur eine große Frage in der Handlung der PR-Serie im Vordergrund hat, sondern auch heute immer noch nichts von seinem Flair verloren hat. Zwar wurde der Roman von Rainer Nagel etwas überarbeitet und angepasst, aber hat aber immer noch seine Reize und bringt viel Lesevergnügen.

Abgerundet wird das Taschenheft mit einem ausführlichen Nachwort von Rainer Nagel, der einige Hintergründe zu diesem Roman beleuchtet und auch auf seine Nachbearbeitung eingeht.


Perry Rhodan Planetenroman #23
Expedition der Todgeweihten
von Peter Terrid
erschienen im Pabel-Moewig Verlag im März 2013
erhältlich als Taschenheft und als E-Book.
eISBN: 978-3-8453-3282-6

Donnerstag, 9. Mai 2013

Der Friedensstifter

Zuerst sieht es nach einer diplomatischen Routinemission aus. Kurz nachdem Captain Kirk auf der Enterprise eine Trauung vollzogen hat, schickt die Sternenflotte das Raumschiff in das Nevissystem, wo sich die beiden Planeten Prastor und Distrel seit mehr als zwölftausend Jahren bekriegt haben. Nun wurde überraschend Frieden geschlossen. Warum dies geschehen ist, soll die Crew der Enterprise klären. Vor allem auch deswegen, weil die beiden Kontrahenten über einen Technologie verfügen, die weit über der der Föderation steht. Tatsächlich werden Kirk und seine Leute bereits erwartet. Mehr noch, sie werden wie alte Freunde empfangen und zu Feierlichkeiten auf Distrel eingeladen. Dort treffen sie auch auf den Friedensstifter, der niemand anders ist als Harry Mudd. In seiner ganz eigenen geschickten Art schaffte er es von dem Planeten der Androiden, in dem ihn Kirk zurückgelassen hatte, zu entkommen, auch wenn er eine seiner Wächterinnen in Gestalt seiner Exfrau mitnehmen musste. Auf wundersame Weise konnte er den Grund des Krieges beseitigen, der nicht nur oberflächlich betrachtet mehr als trivial wirkt.

Kirk und Spock trauen dem Frieden nicht, vor allem aber auch nicht Harry Mudd, der nach ihrer Ansicht etwas im Schilde führt. Doch für lange Überlegungen ist nicht viel Zeit, denn unerwartet brechen die Kampfhandlungen wieder auf, wobei Mudd zwischen die Fronten gerät. Das gleiche Schicksal teilt auch die Crew der Enterprise, für die nun ein Kampf ums Überleben beginnt…

Die direkte Fortsetzung der Star Trek-Episode I, Mudd wartet auf den ersten Blick mit einer einfach gestrickten Story auf, die allerdings später einiges Potential zeigt. Das Misstrauen der Sternenflotte gegenüber dem plötzlichen Friedens im Nevissystem erscheint ebenfalls plausibel. Vor allem auch deswegen weil sowohl die Prastorianer als auch die Distrelianer über eine Transportertechnologie verfügen, die alles in der Föderation in den Schatten stellt. Aber die Völker haben keinerlei Ambitionen diese gegen andere Völker einzusetzen, weil sie viel zu viel mit sich selbst beschäftigt sind.

Was wie eine Posse beginnt entwickelt sich schnell zu einem ernsten Spiel, wobei es Autor Jerry Oltion gelingt die Essenz der originalen Star Trek-Serie einzufangen. Seine Geschichte entwickelt sich stetig weiter, bietet eine ganze Menge Wendungen, von denen der Tod der üblichen Redshirts nur der Anfang ist. Es fällt auf, dass Oltion seine Protagonisten nicht schont, sondern sogar bei den Kampfhandlungen sehr konsequent ist. Einen Stich ins Herz bekommt der Fan, wenn er lesen muss wie Scotty, Sulu, Chekhov und sogar Captain Kirk bei der Mission über die Klinge springen. Unmöglich? In diesem Roman nicht, da der Autor die Tode nutzt, um auf wichtige Plotelemente hinzuweisen, deren Wichtigkeit sich im weiteren Handlungsverlauf zeigt. Gegen Ende wird ein beeindruckendes Gesamtbild gezeichnet, das einer gutgeschriebenen Episode aus der Serie, vielleicht sogar dem einen oder anderen der Kinofilme in Nichts nachsteht.

Oltion verpackt verwebt die Handlung nicht nur mit einem gehörigen Schuss Humor. Er versetzt sie mit einer Portion Action und der Frage, welchen Sinn Kriege eigentlich haben. Allein schon die Tatsache der Trivialität des Konfliktgrunds zwischen Prastor und Distrel zeigt starke Parallelen zu irdischen Kriegen, bei denen es oft um ähnliche Dinge gegangen ist. Geschickt wird so auch ein gewisser philosophischer Hintergrund mit eingebracht, den man bei Star Trek eigentlich auch erwarten sollte.

Der vierte Band der klassischen Star Trek-Serie bei Cross Cult lebt außerdem noch von einer sehr guten Übersetzung von Bernhard Kempen, die es vermag dem Flair des Gesamtprodukts gerecht zu werden. Perfekt sind Dialoge und Handlungsstränge umgesetzt, Übersetzungsfehler, wie sie beispielsweise früher bei Star Trek: Titan aufgetreten sind, bemerkt man nicht.

Wer Star Trek-Romane mag wird mit Der Friedensstifter voll bedient. Die Handlung beginnt locker und entwickelt sich in ihrem Verlauf stark weiter. Auf rund 300 Seiten bekommt man ein klassisches Abenteuer von Captain Kirk und seiner Crew geboten mit dem man als Leser jede Menge Spaß hat.

Star Trek - Die originale Serie, Band 4
Der Friedensstifter
von Jerry Oltion
erschienen bei Cross Cult im Januar 2013
Übersetzung von Bernhard Kempen
Umfang: 314 Seiten
ISBN: 978-3-86425-144-3

Diese Rezension entstand mit freundlicher Unterstützung von fictionfantasy.de