Kevin Flynn, ehemals ein aufstrebender Programmierer bei der
Computerfirma ENCOM, hat ein Problem: John Dillinger, zurzeit Chef der Firma,
hat ein ganzes Bündel von Spielen von ihm gestohlen, um die Karriereleiter
hochzufallen. Das Problem ist allerdings dies Dillinger zu beweisen. So hackt
sich Flynn in das System von ENCOM ein, wird aber von dem mächtigen Master
Control Program, ein Projekt Dillingers, daran gehindert. Gleichzeitig versucht
Alan Bradley sein Programm Tron
lauffähig zu machen. Doch Flynns Einbruchsversuche veranlassen das MCP alle
Zugänge zu speichern. Gleichzeit will das Programm auch verhindern, dass ein
unabhängiges Programm seine Machenschaften kontrolliert, was aber nicht
offiziell bekannt werden soll. Alan erzählt seiner Freundin Lora, die in der
Laserabteilung von ENCOM arbeitet, von seinem Problem. Sie bringt ihn mit Flynn
zusammen, der überrascht auf die Sicherheitsreaktion reagiert. Nach seiner
Annahme müsste er das System knacken, wenn er von einem Terminal im Innern der
Firma Zugriff darauf hat. Die drei dringen in die Firma ein und während Alan
sich an seinen Arbeitsplatz begibt, nutzt Kevin von Loras Terminal, um nach
Beweisen zu suchen. Doch er hat die Rechnung ohne das MCP gemacht, das ihn mit
einer bisher nur kurz getesteten Technologie auf den Spieleraster des Systems
holt. Für Kevin Flynn beginnt nicht nur ein ganz neues Abenteuer, sondern auch
ein Kampf um Leben und Tod…
Das Jahr 1982 ist für den phantastischen Film eines der
bedeutendsten. Zurückblickend kamen nie mehr in einem so kurzem Zeitraum so
viele Filme heraus, die für die verschiedenen Genres so bedeutsam sind und
heute als Klassiker gelten. E.T – Der Außerirdische,
Star Trek II: Der Zorn des Khan, John
Carpenter’s The Thing, Poltergeist,
Conan der Barbar, Der dunkle Kristall und Blade Runner sind nur einige Beispiele
dafür. Kein Wunder, denn viele der großen Studios rannten immer noch dem Erfolg
nach, den ersten beiden Star Wars-Filme
an der Kinokasse hatten. Und der dritte und abschließende Teil, der heute auch
unter dem Titel Episode VI firmiert,
war schon langsam am Horizont zu erkennen.
Eben dieser Druck verleitete Walt Disney Pictures dazu in
aufwendigen Science Fiction-Filmen einen Strohhalm zu sehen. Das Studio hatte
in den 70er Jahren mit seinen Zeichentrickfilmen nicht richtig punkten können.
Bei der Realfilmsparte sah es noch schlimmer aus. Mit Herbie-Fortsetzungen
allein konnte man sich nicht über Wasser halten. So versuchte man mit Das
schwarze Loch auf den SciFi-Hype aufzuspringen, was gründlich in die Hose ging.
Mit Tron wollte man einen zweiten Versuch in diese Richtung wagen und setzte
dabei auf eine Technik, die noch total in den Kinderschuhen steckte. Es stand
technisch in den Sternen, ob ein solches Projekt überhaupt realisierbar war.
Schon in den 70er Jahren hatte man den Versuch unternommen einen
computeranimierten Film zu drehen. Doch die Kreativen scheiterten an der noch
nicht so weit entwickelten Technik. Aber eben dieser Faktor stellte die Gruppe
um Regisseur Steven Lisberger vor ein ähnliches, fast unlösbares Problem.
Bisher gab es in diese Richtung nur rudimentäre Ansätze, mit denen man arbeiten
konnte. Programme wie Lightwave oder
ähnliches wurden erst viel später erfunden. So mussten beispielsweise die
Pixelpositionen von Hand berechnet und das Endergebnis konnte man sich erst
dann anschauen, wenn das belichtete Filmmaterial aus dem Kopierwerk zurückkam. Nach
der Fertigstellung des Films kam ein weitere Problem hinzu: Das Studio wusste
nichts mit dem innovativen Produkt anzufangen. So entwickelt sich Tron zu einem der größten finanziellen
Desaster für Disney, ähnlich John Carter
im Jahr 2012.
Retrospektiv betrachtet kann Tron heute als wegweisender Film gesehen werden, denn hier wurde
eindrucksvoll gezeigt, wie man Computeranimation als dramaturgisches Mittel
einsetzen konnte. Viele spätere Regisseure, wie beispielsweise John Lassetter (Toy Story, Cars), wurden dadurch stark beeinflusst. Nur wenigen war zu diesem
Zeitpunkt klar wie sehr sich das Filmgeschäft ändern würde. Bereits zwei Jahre
wurden die visuellen Effekte des Films The
Last Starfighter komplett computeranimiert. 1985 folgte die erste
dreidimensional animierte Figur in Das
Geheimnis des verborgenen Tempels, an der nicht nur George Lucas
Trickschmiede ILM arbeitet, sondern auch jene Gruppe, die später als Pixar
firmieren würde.
Die Story von Tron ist
recht einfach gestrickt, lebt aber vor allem von der Spielfreude seiner
Hauptdarsteller. Jeff Bridges stand noch relativ am Anfang seiner Karriere, Bruce
Boxleitner war noch Lichtjahre von Babylon
5 entfernt. Aber auch die ganze Atmosphäre des Films ließ das Herz der Fans
höher schlagen. Hier wurde ein komplett neues visuelles Erlebnis geboten. Eine
Welt wie man sie vorher noch nicht gesehen hatte.
Schon in den Achtzigern entwickelte die Steven Lisbergers
Regiearbeit unter Fans zum Kultfilm, doch erst in den 90er Jahren wurde er
wieder von einer breiten Masse wahrgenommen. Als 2002 zum zwanzigjährigen
Jubiläum sich die Doppel-DVD von Tron
recht gut verkaufte, kam auch der Ruf nach einer Fortsetzung. Es folgte keiner
Wiedergeburt als Film, sondern als Computerspiel. Die Wende fand im Jahr 2008
auf dem San Diego Comic statt. Dort wurde Testmaterial eines potentiellen
Sequels vorgeführt, um die verschiedenen Möglichkeiten auszuloten. Der Erfolg
war enorm und 2010 erschien mit Tron
Legacy die langerwartete Fortsetzung.
Für viele war der Film schon bei seinem Start ein Kultfilm,
doch erst in den 90er Jahren wurde er „massentauglich“. Als 2002 die Doppel-DVD
zum zwanzigjährigen Jubiläum erschien, wurde bereits von einer Fortsetzung
gesprochen. Diese wurde später in Form eines Computerspiels veröffentlicht.
Dennoch war das Projekt TRON 2.0
nicht tot. Doch wieder war man sich bei Disney nicht sicher, ob sich ein
Neuaufguss oder gar eine Fortsetzung rechnen würde. Man entschied sich eine
Probesequenz zu drehen, die auf dem San Diego Comic Con 2008 aufführte. Die
dortigen Reaktionen ermutigten das Studio TRON:
LEGACY zu machen, der 2010 in die
Kinos kam.
Die Restauration von Tron
für das HD-Format gehört zu einem unter BD-Fans heißdiskutierten Themen des
Jahres 2011. Regisseur Steven Lisberger wurde von Disney die Gelegenheit
gegeben technische Mängel des Films, die in HD auffallen, zu bearbeiten. Er
nahm dabei einige kleinere Veränderungen vor, die aber insgesamt den Genuss des
Films nicht schmälern. Hauptsächlich bezog sich die Bearbeitung auf das
periodisch auftretende Flackern der realen Filmelemente sowie Kratzer und
sonstiger Macken, die dem Master im Laufe der Zeit zugesetzt haben
Tatsächlich hat Tron
noch nie so gut ausgesehen wie nach der neuen Restauration. Die neonartigen
Farben in der Computerwelt sind kräftig und das Schwarz darin scheint bodenlos
zu sein. Die Realszenen überzeugen durch einen sehr guten Kontrast. Auffallend
ist die nahezu perfekte Schärfe, die viele kleine Details erkennen lässt.
Darunter fällt auch die relative Einfachheit der Computeranimationen. Aber man
sollte sich vor Augen halten, dass es sich hier um den ersten Film seiner Art
halt und er rund dreißig Jahre auf dem Buckel hat.
Der englische Ton liegt in DTS-HD 5.1 vor. Allerdings sollte
man nun keinen Klangteppich wie bei Tron
Legacy erwarten. Aber der Sound wurde entsprechend seiner Zeit aufbereitet.
Die Dialoge sind klar im Center platziert. Die Effekte selbst sind etwas
frontlastig, aber sind stellenweise auch etwas bidirektional. Sehr räumlich ist
der geniale Soundtrack von Wendy Carlos (UHRWERK ORANGE, SHINING) abgemischt.
Insgesamt überzeugend.
Da die 20th Anniversary Edition auf DVD mit ihren Specials
schon alle Aspekte der Entstehung von Tron
abgedeckt hat, wurden diese komplett für die Blu-ray übernommen. So findet man
nicht nur einen sehr guten Audiokommentar auf der Scheibe, sondern auch jede
Menge Featurettes und ein sehr gutes Making of, dem nur wenig hinzuzufügen ist.
Hinzu kommen noch einige Deleted Scenes, von denen einige sogar noch bearbeitet
wurden.
Nur zwei neue Specials befinden sich noch mit auf der BD. In
dem ersten wird das Phänomen Tron
näher betrachtet, wobei hier fast nur Beteiligte von Tron Legacy zu Wort kommen. Das zweite Special Feature führt Steven
Lisberger und seinen Sohn in die Archive der Disney Studios, wo sich alte Fotos
der Produktion anschauen. Dabei nutzt Lisbergers Sohn die Gelegenheit um seinen
Vater ausführlich dazu zu befragen, was sehr interessant ist.
Auch wenn die Story von Tron
oft etwas zäh aus heutiger Sicht ist, hat Disney einen seiner größten Flops in
einer sehr adäquaten Form für das HD-Zeitalter aufbereitet. Kein Wunder, denn
er ist mittlerweile einer großen Klassiker der Filmgeschichte geworden, der
viele Filmschaffende dazu bewegt hat auf die Computeranimation zu setzen. Ein
Fakt, das heute aus fast keinem Film mehr wegzudenken ist. Die Blu-ray von Tron ist auf jeden Fall eine
Bereicherung für jede Sammlung und nicht nur was für beinharte Fans. Sehr
empfehlenswert.
Tron
USA 1982
Das Original - Special Edition
erschienen bei Walt Disney Home Entertainment im Juni 2011
EAN: 8717418292690