Für viele Fans war die Anfang der 1980er Jahre ausgestrahlte
Animeserie der erste Kontakt mit der Science Fiction, die einfach Lust auf mehr
gemacht hat; die Rede ist von Captain
Future. Kaum einer wusste allerdings damals, dass hinter der vom ZDF übelst
geschnittenen TV-Serie eine ganze Reihe von Romanen steht, die aus der Feder
von Edmond Hamilton stammt, einem der Väter der Space Opera.
Die Abenteuer von Curtis Newton , dem Roboter Grag, dem
Androiden Otho und dem lebenden Gehirn Simon Wright waren im Prinzip im
deutschen Sprachraum aber schon vor der Ausstrahlung der Serie präsent, wenn
auch unter dem Namen Captain Zukunft.
Einige der 27 Fortsetzungen war in den fünfziger und sechziger Jahren in oft
grausig gekürztem Zustand in Serien wie Utopia oder Terra erschienen. Erst der
immense Erfolg der Serie machte die Reihe auch für den deutschen Buchmarkt
interessant. Insgesamt 16 Abenteuer erschienen ebenfalls Anfang der 80er Jahre
bei Bastei-Lübbe, wobei man sich bemühte die ungekürzten Romane von Hamilton so
gut wie möglich umzusetzen. Neben zahlreichen neuen Übersetzungen der alten
Romane, erschienen auch einige deutsche Erstveröffentlichungen, um die
Kontinuität der Serie zu wahren. 1984 wurde die Reihe mit dem 16. Band, Stern des Grauens, beendet, da die
Verkaufszahlen den Verlag nicht mehr zufriedenstellte. Dies war bedauerlich,
weil noch einige Abenteuer, die Hamilton im Anschluss geschrieben hatte, nicht
mehr erscheinen konnten.
Erst fast 30 Jahre nach dem Ende der Bastei-Lübbe-Reihe
legte im Jahr 2010 der Golkonda Verlag mit Die
Rückkehr des Captain Future den ersten Band mit vier neuen Geschichten um
den Hexenmeister der Wissenschaften vor. Dabei handelt es sich genau um jene,
die direkt an Stern des Grauens anschließen. Getreu der Vorlage übersetzt und
in einer sehr liebevoll gestalteten Ausgabe zusammengefasst, kann sich der
Leser erneut in die bunte Welt von Edmond Hamilton versinken lassen, um an der
Seite der Futuremen neuen Abenteuer zu erleben.
Das besondere an allen Geschichten um Captain Future ist die Vielfalt der Phantasie, die Edmond Hamilton
an den Tag legt. Sein Universum strotzt nur so von Leben, bunten Welten und
jeder Menge Schurken, von denen einige zurückblickend oft etwas eindimensional
wirken. Doch lässt mach sich auf die relativ einfach gestrickten Abenteuer ein,
dann bekommt man als Leser zu spüren, welche Faszination die Futuremen nach wie
vor ausüben. Klar, Curtis Newton und seine Leute entkommen auch den haarigsten
Situationen um Haaresbreite, aber genau das macht den Reiz dieser Romane auch
aus. Auffallend ist dabei wie sehr der Autor von Edgar Rice Burroughs
beeinflusst wurde, wobei bis heute auch der Einfluss Hamiltons auf nachfolgende
Romane und Serien zu spüren ist. Tatsächlich kann man Captain Future durchaus auch als eines Vorbilder für die Perry Rhodan-Serie sehen, in dem in den
frühen Romanen ähnliche dramaturgische Elemente zu finden sind.
Die vier in dem Buch enthaltenen Geschichten erschienen
zwischen Januar und November 1950 in dem US-Magazin Startling Stories. Dazwischen lag eine längere Pause, die Hamilton
dramaturgisch durch eine Expedition der Futuremen nach Andromeda erklärt, um
den Ursprung der Menschheit zu klären. Ein Thema, das bereits in der alten
Taschenbuchausgabe angesprochen, aber nicht beendet wurde. Drei Jahre war der
Hexenmeister der Wissenschaft verschollen, wurde sogar für tot gehalten. Doch
er ist ganz leise zurückgekehrt, weil er einen alten Feind der Urrasse im
Gepäck hat, den er versehentlich aus seiner Stasis erweckt. Nach diesem etwas
behäbigen Auftakt beweist Hamilton im Verlauf der drei weiteren Geschichten wieder
seinen Ideenreichtum. So lässt er Lebewesen in der Sonne auftauchen, gibt Simon
Wright die Möglichkeit nochmal einen Körper zu haben oder erzählt ein Abenteuer
komplett aus der Sicht von Grag, dem Roboter. Allerdings sollte man sich vor
Augen halten, dass es sich hier nicht um einzelne Romane handelt, sondern um
vier längere Kurzgeschichten, die lose die Handlung der vorangegangenen Serie
aufgreifen.
Spaß zu lesen macht Die
Rückkehr von Captain Future auf jeden Fall, auch weil das Buch für den Fan
noch einiges zu bieten hat. So findet man im Anhang nicht nur die Angaben zu
den originalen Erscheinungsdaten der Geschichten, sondern auch ein Nachwort von
Hardy Kettlitz, in dem kurz auf das Leben und Werk von Edmond Hamilton
eingegangen wird. Leider ist dieses, wahrscheinlich auch wegen Platzgründen,
etwas oberflächlich geworden, da nur auf einige Werke kurz eingegangen ist. Die
Schaffensphase Hamiltons als Comicautor (er schrieb einige Zeit für Superman) wird komplett außen vor
gelassen. Wer aber mehr über den Autor erfahren will, der sollte zu dem Buch Edmond Hamilton - Autor von
Captain Future von Kettlitz greifen, das im
Shayol Verlag erschienen ist. Interessanterweise nun auch in einer Neuausgabe,
die passend zu den Veröffentlichungen aus dem Golkonda Verlag gestaltet wurde.
Die Rückkehr von
Captain Future ist ein unbeschwertes Lesevergnügen nicht nur für Fans,
sondern bietet auch für den normalen Konsumenten ein Stück klassischer Space
Opera, deren Ideenreichtum so manchem anderen Genreprodukt von heute ebenfalls
gut stehen würde. Auch wenn der Erzählstil vielleicht aus heutiger Sicht
antiquiert wirkt, vor allem was die Technik betrifft, die im Gegensatz zu
heutiger Space Opera eher als Low Tech bezeichnet werden kann. Reizvoll sind
die vier Geschichten allemal, nicht nur aus literaturhistorischer Sicht. Pures
Lesevergnügen mit einem gehörigen Schuss Sense
of Wonder.
Nachbemerkung: Die
Rückkehr von Captain Future ist der erste
Band mit insgesamt sieben Kurzgeschichten um Captain Future aus der Feder Edmond Hamiltons. Der zweite
Band, Der Tod von Captain Future,
enthält zusätzlich noch die gleichnamige Novelle von Allen Steele.
Die Rückkehr von Captain Future
von Edmond Hamilton
Übersetzung: Frauke Lengermann
erschienen im Golkonda Verlag im
Jahr 2011
ISBN: 978-3-942396-04-2
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